Beiz-Gäste husten und tunken abgeschleckten Löffel in Reib-Käse

Ekel-Alarm beim Beiz-Besuch: Ein Kind leckt abwechslungsweise seinen Löffel ab und tunkt ihn im gemeinschaftlichen Reibkäse. Das kann gefährlich werden.

Kind
Die Eltern intervenieren nicht, als ein Kind seinen abgeschleckten Löffel im Reibkäse tunkt. - Nau.ch-Leserreporterin

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf dem Restaurant-Tisch lauern ansteckende Viren.
  • Eine Nau.ch-Leserin beobachtet, wie ein Bub seinen abgeschleckten Löffel im Käse tunkt.
  • Auch Salz- und Pfeffermühlen können zu Ansteckungen führen.

Zwei Freundinnen beobachten bei einem Beiz-Besuch im Berner Oberland eklige Szenen: Ein kleiner Bub tunkt seinen Löffel immer wieder in die Reibkäse-Schale, nachdem er ihn abgeschleckt hat.

Das Problem: Die Schalen werden von Tisch zu Tisch an jeweils neue Gäste weitergegeben.

Und: «Die Eltern sagen nichts», erzählt Nau.ch-Leserin Vera Werder*, die am Tisch nebenan sitzt. «Sonst hätte ich es ja lustig gefunden. Aber das hat mich schon geärgert.»

«Unhygienisch»

Mama und Papa scheinen in ihr Gespräch vertieft. Nur der Bruder – ebenfalls ein Kind – sagt, der Kleine solle aufhören.

«Das beeindruckte ihn aber wenig. Immer wieder schleckte er den Löffel ab und tauchte ihn in den Käse.»

Benehmen sich deine Kinder in der Beiz anständig?

Zuletzt räumt die Kellnerin offenbar ahnungslos ab. Die Nau.ch-Leserin hört keinen Hinweis der Eltern, dass man die Schale für die nächsten Gäste abwaschen sollte.

«Wir haben darüber diskutiert, ob wir etwas sagen sollen – aber vor den Eltern wäre das wenig diskret gewesen. Und als sie weg waren, war die Käseschale längst über alle Berge.»

Restaurant-Besitzer: «Eltern lascher»

Kein Einzelfall: Immer wieder sorgen Kids in der Gastrobranche für Ärger.

Vom Meitli, das am Hotel-Buffet Nutella auf den Teppich schmiert bis zum Buben, der in der Gelateria die Vitrine abschleckt: Die Liste der Grüsel-Geschichten, die Gastro-Mitarbeitende und Gäste Nau.ch erzählen, ist lang.

Dass die Eltern nichts gesagt haben, überrascht daher Tobias Burkhalter, Präsident des lokalen Branchenverbands Gastrobern, wenig.

Eltern seien heute weniger streng als vor ein paar Jahren, wenn sich ihre Kinder im Restaurant daneben aufführen. «Das kann man durchaus feststellen», sagt er zu Nau.ch.

Aber nicht nur: «Es kommen auch Eltern mit ihren Kindern ins Restaurant und sind stolz auf die Manieren, die sie ihnen beigebracht haben.»

«Wichtig ist gegenseitige Rücksichtnahme»

«Wichtig ist gegenseitige Rücksichtnahme», heisst es dazu beim nationalen Branchenverband Gastrosuisse.

«Dazu gehört auch, die Eltern auf allfällige Fehlverhalten der Kinder hinzuweisen, sofern diese den Gastbetrieb zu sehr stören.»

Der Verband erinnert jedoch auch daran, dass Kinder die Zukunft seien. «Jeder Gastgeber und jede Gastgeberin setzt alles daran, dass sich alle Gäste wohlfühlen – auch Kinder.»

Und: Die Betriebe seien angehalten, die Hygienevorschriften einzuhalten.

Burkhalter von Gastrobern ergänzt: «Alles, was offen beim Gast war, darf nicht wiederverwendet werden! Brot, Reibkäse und so weiter müssen entsorgt werden.»

Das ist aber nicht immer der Fall.

«Keime der Kunden» tummeln sich auf Reibkäse und Co.

Doch haben Grüsel-Gäste – egal ob klein oder gross – tatsächlich Auswirkungen auf die Hygiene in den Betrieben?

Die kurze Antwort: Ja.

Bei der Berner Lebensmittelkontrolle heisst es auf Anfrage von Nau.ch: «Auf Reibkäse-Schalen, Salzstreuern, Pfeffermühlen und Saucenflaschen tummeln sich insbesondere die Keime der Kunden.»

Deshalb sei es wichtig, dass man sich auch als Restaurant-Gast hygienisch verhält.

Also beispielsweise «nach dem Gang zur Toilette die Hände korrekt waschen und in den Ellbogen oder in ein Taschentuch niesen».

Wäschst du deine Hände nach dem WC-Gang sorgfältig?

Durch Husten und Spucken können laut BAG Oberflächen mit Grippe- oder Coronaviren verunreinigt werden. So können sie für neue Ansteckungen sorgen.

Das gilt also auch für einen abgeschleckten Käse-Löffel oder einen mit schmutzigen Händen angefassten Salzstreuer.

Besonders lange überleben laut dem Fachjournal «BMC» mit bis zu vier Jahren Salmonellen auf Oberflächen. Noro- und Rhinoviren doch immerhin sieben Tage, Grippeviren zwei.

Beizen sind verantwortlich

Obwohl die Keime an Reibkäse und Co. also hauptsächlich von der Kundschaft stammen, gilt: Zuständig dafür, dass mit den Lebensmitteln hygienisch umgegangen werde, ist laut Lebensmittelkontrolle der Betrieb.

Die Beizen müssen die Kundschaft also im Blick behalten und notfalls eingreifen – und eben zum Beispiel die Käse-Schale abwaschen.

Kontrolle
Werden die Lebensmittel korrekt gelagert und das Ablaufdatum eingehalten, gibt es laut der Lebensmittelkontrolle keine Beeinträchtigungen durch Fremdkeime. (Archivbild) - keystone

Interessant: Die Lebensmittelkontrolle prüft zwar Gegenstände, die von mehreren Gästen verwendet werden.

Sie kontrolliert aber nur, ob «Reibkäse-Schalen mit einem Löffel versehen und Gegenstände wie Salzstreuer, Pfeffermühlen und Saucenflaschen äusserlich sauber» sind.

Ist das der Fall, sieht sie den hygienischen Umgang damit als sichergestellt.

Ekelst du dich vor Reibkäse-Schalen oder Saucenflaschen in der Beiz?

Reibkäse, Gewürze oder Saucen selbst werden auf den Tischen aber nicht kontrolliert. Das geschieht vorher «im Warenlager, wo die Produkte aufbewahrt werden», wie es heisst.

Das reiche laut den Experten aus, denn: Solange die Lagerung korrekt erfolge und das Ablaufdatum eingehalten werde, gebe es keine Beeinträchtigung durch Fremdkeime.

*Name von der Redaktion geändert

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Kommentare

User #1246 (nicht angemeldet)

Und wenn all das Unnatürliche in Fertigprodukten grusiger isch?

User #3470 (nicht angemeldet)

atäglich kann ich wetten, dass Nau wieder so eine Käsemist aufs vorderste Tapet bringt. Gewonnen!

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