Ein Berner springt für wenige Minuten in die Aare. Was er nicht ahnt: Ohne Durchsetzungsvermögen wird er halbnackt nach Hause laufen müssen.
Marzili Freibad Bern
Im Marzili wurde kürzlich rigoros durchgegriffen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Freibad-Mitarbeiterin plagt einen Berner und droht mit einem Verweis.
  • Er und seine Kollegin hätten in Badehose nach Hause müssen.
  • Der Anlagenleiter ist schockiert und entschuldigt sich für das Fehlverhalten.
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Einen Berner zieht es bereits seit Januar regelmässig in die Aare. «Das kalte Nass gehört für mich mittlerweile einfach dazu», sagt er. «Ist man wieder draussen, fühlt man sich wie neu geboren.»

Doch als der Nau-Journalist am vergangenen Montag das Berner Freibad Marzili besucht, fühlt sich der 25-Jährige alles andere als neu geboren. «Ich fühlte mich gedemütigt.»

Was ist passiert?

«Eine Freundin und ich gingen gegen Abend ins Marzili, das offiziell um 19 Uhr schliesst. Um 18.45 Uhr wollten wir noch kurz in die Aare.» Gesagt, getan.

Waren Sie dieses Jahr schon in einem Fluss oder See baden?

Doch dann der Schock: «Um 18.50 Uhr waren wir wieder draussen. Und stellten fest, dass sämtliche Tore geschlossen waren.»

Dumm nur: Die Kleider und Taschen der beiden liegen noch auf dem Rasen neben dem Volleyball-Platz. Zwei geschlossene Tore versperren den Weg. Immerhin: Hoffnung naht, denken die beiden. «Wir sprachen eine Mitarbeiterin an, die sich neben dem einen Tor aufhielt.»

«Dachte, wir müssen in Badekleidung nach Hause»

Diese reagiert jedoch alles andere als hilfsbereit. «Ab 19 Uhr schliessen wir – das Tor ist geschlossen!» Die beiden weisen sie darauf hin, dass dies erst in sieben Minuten der Fall sei. «Aber sie beharrte darauf, dass die Tore geschlossen sind und wir selbst Schuld seien.»

Erst widerwillig lässt sie die beiden doch noch durch. Nun bleibt aber noch ein zweites Tor, das den Weg zu den Siebensachen versperrt. «Ihr müsst selbst schauen, wie ihr da rauskommt», so die Mitarbeiterin.

Marzili Bern
Hier deponierte ein Berner Kollegen-Paar seine Sachen, ehe sie sich ins Wasser begaben.
Aare beim Marzili
Nach einem kurzen Aaare-Schwumm ...
Treppe am Fluss
... stiegen sie hier wieder aus.
Tor Aare Gehweg
Doch dieses Tor war zu und versperrte den beiden den Weg zu Tasche und Kleidung. Obschon offiziell noch nicht geschlossen war, liess die Mitarbeiterin die beiden erst nicht mehr rein.

Es entbrennt eine hitzige Diskussion, die Frau scheint immer aufgebrachter. Der Berner schüttelt den Kopf: «Wir dachten schon, dass wir in unserer Badekleidung nach Hause müssen.»

Erst nach der langen Diskussion öffnet sie dann doch das zweite Tor, «aber es blieb ein übler Nachgeschmack.» Denn die Badi-Mitarbeiterin droht den beiden: «Wenn ich euch das nächste Mal so spät hier sehe, gibt es einen Verweis! Ihr Jungen müsst das endlich lernen!»

Marzili entschuldigt sich für Vorfall

Auf Anfrage von Nau.ch sagt Anlagenleiter Beat Wüthrich: «Ich muss eingestehen, ich bin auch etwas überrascht.» Für das Verhalten der Mitarbeiterin wolle er sich entschuldigen. «Wir werden das Gespräch mit ihr suchen.»

Denn: Erzieherisch und herablassend zu wirken – so wie es das Kollegen-Paar erlebte – entspreche keineswegs der Philosophie des Marzilis. Zwar gebe es immer wieder Leute, die die Öffnungszeiten tatsächlich ausreizten und sich nicht daran hielten. «Aber es ist unser Job, die Nerven zu behalten und nicht gleich unflätig zu werden.»

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