Bisher unmöglich: Schweizer Forscher machen Kunststoff recyclebar

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Dübendorf,

Kunststoff kann man nicht recyclen, PET schon. Schweizer Forscher haben Eigenschaften der beiden Materialien vermischt.

Kunststoff-Flaschen
Kunststoff-Flaschen der Marke Emmi. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kunststoff konnte bisher nicht recyclet werden, was ihn sehr umweltschädigend macht.
  • Schweizer Forscher haben nun einen einschmelzbaren Kunststoff entwickelt.
  • Dieser könnte als umweltfreundlichere Alternative vielfältig eingesetzt werden.

Schweizer Forscher haben eine neue Art von recyclebarem Kunststoff entwickelt. Er könnte künftig in Flugzeugen, Autos oder Windkraftwerken verbaut werden. Dies teilte die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) am Dienstag mit.

«Die Herstellung von Kohlenstofffasern benötigt sehr viel Energie und setzt enorm viel CO2 frei.» Das erklärt Forschungsgruppenleiter Sabyasachi Gaan in der Mitteilung. «Wenn wir sie recyceln könnten, wäre ihr ökologischer Fussabdruck um einiges besser – und der Preis um einiges tiefer.»

Die Empa-Forscher haben dafür das traditionell nicht recyclebare Material Epoxidharz recyclebar gemacht. Epoxidharze gehören zu den sogenannten Duromeren, bei denen Polymerketten engmaschig miteinander vernetzt sind. Diese Vernetzungen verhindern das für das Recycling notwendige Schmelzen des Kunststoffs.

PET kann besser recyclet werden

Anders verhalten sich sogenannte Thermoplaste wie etwa PET. Hier liegen die Polymerketten zwar eng beieinander, sind aber nicht vernetzt. Das erleichtert zwar das Recycling, bringt aber andere Nachteile.

PET
PET-Flaschen in einem Sortierzentrum der Müller Recycling in Frauenfeld. - keystone

Die mechanischen Eigenschaften sind bei erhöhten Temperaturen in der Regel nicht so vorteilhaft wie diejenige von Duromeren.

Neuer Kunststoff hat PET-Eigenschaften

Das neue Epoxidharz vereint laut den Forschenden diese Eigenschaften. Es ist eigentlich ein Duroplast, kann aber wie ein Thermoplast schmelzen. Dazu haben die Wissenschaftler dem Epoxidharz ein spezielles Molekül aus der Klasse der Phosphonsäureester beigemischt.

Dieses geht mit den Polymerketten Bindungen ein, die unter bestimmten Bedingungen wieder gelöst werden können. Dadurch lockert sich die Vernetzung der Ketten, sodass sie geschmolzen und verformt werden können.

Entstanden ist daraus laut der Empa ein recyclebares Material, das schwer entflammbar und mechanisch widerstandsfähig ist.

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Kommentare

User #3015 (nicht angemeldet)

Ich denke es wäre vorteilhaft wenn die Verfasser der vorderen Artikel die Worte "Duroplaste", "Thermoplaste" und "Polymerketten" verstehen würden. Dann würden diese Personen auch verstehen dass die Forschung einen wichtigen Durchbruch erzielt haben!

User #6208 (nicht angemeldet)

Mit der heutigen Kamera- und Computer-Technik sollte eigentlich jeder einmal einprogrammierte Kunststoff-Artikel erkannt und separat sortiert werden können. So könnte man als Konsument, d.h. ohne Werkstoff-Kenntnisse einfach alles sammeln und nicht getrennt zurückbringen. Sehr wahrscheinlich wäre jedoch der Anteil nicht identifizierbarer Kunststoffe viel zu hoch, die Kapazität einer solchen Anlage zu klein und der Sortier-Prozess daher zu teuer, da sich bis jetzt vermutlich nur der kleinste Teil aller Kunststoffe Gewinn bringend recyceln lässt. Gerade dieser Anteil liesse sich mit der Verwendung des neuen, recycelbaren Materials jedoch erheblich vergrössern.

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