Schweizer Technologie: Wie ein Klebstoff das Recycling ermöglicht
Jeden Tag ruhen wir uns auf Matratzen aus Schweizer Technologie aus, aber wissen wir, ob sie recyclebar sind?
Das Wichtigste in Kürze
- Ein umweltfreundlicher Klebstoff ermöglicht die Wiederverwertung von Schaumstoff.
- Über Klebstoff-Technologien diskutieren Experten an der Winterthurer Klebstofftagung.
Seit mehr als 50 Jahren widmet sich ein Rafzer Unternehmen dem Thema umweltschonende Verklebung. Der Gründer der ALFA Klebstoffe AG Emil Simmler wurde damals belächelt, als er den auf Wasser basierten umweltfreundlichen Klebstoff entwickelte. Heute revolutioniert die Weiterentwicklung dieses Klebstoffs das Recycling von Matratzen.
Wie das funktioniert, präsentiert Julien Heusser an der Winterthurer Klebstofftagung am 4. Juli 2023. Heusser ist Leiter der Forschung und Entwicklung bei ALFA Klebstoffe AG.
Schweizer Technologie: So funktioniert ein nachhaltiges Matratzenrecycling
Ein umweltfreundlicher Klebstoff verändert das Matratzenrecycling. Der Klebstoff Simalfa ermöglicht die vollständige Trennung der Schaumstoffschichten und damit das chemische Recycling.
Polyol und Isocyanat sind zwei Hauptkomponente, die durch einen Schäumungsprozess zu Schaumstoff verarbeitet werden. Um Schaumstoff zu recyceln, müssen diese zwei Schichten vollständig voneinander getrennt werden können. Ein Klebstoff muss für den Recyclingprozess also so konzipiert sein, dass er sich leicht von den Materialien trennen lässt. Er darf keine Inhaltsstoffe enthalten, die den Recyclingprozess stören oder beeinträchtigen könnten.
«Nur so ist es möglich, den Schaumstoff in einem chemischen Verfahren wieder aufzubereiten und wiederzuverwenden», betont der Chemieingenieur Julien Heusser.
Eine mechanische Entsorgung ist nicht nachhaltig
Wenn sich die Schaumstoffschichten nicht trennen lassen, müssen Matratzen mechanisch entsorgt werden. Dabei werden sie zerschnitten und geschreddert. Die wieder verwendbaren Schaumstoffreste finden in der Verpackungsindustrie, Teppichproduktion oder zur Isolation Verwendung.
Die enorme Anzahl an Matratzen, die jährlich «entsorgt» werden müssen, können nach dem mechanischen Recycling gar nicht verarbeitet werden. Für so viele Schaustoffreste gibt es gar keine Verwendung, laut Julien Heusser. Im Grunde ist das mechanische Verfahren auch ein «Down-Cycling» des wertvollen Schaumstoffs.
Schweizer Technologie: Wie Schaumstoff wirklich wiederverwendet werden kann
Dank dieses wasserbasierten Klebstoffs gelingt es, beim chemischen Recycling etwa 90 Prozent des Polyol-Rohstoffs zurückzugewinnen. Das wiedergewonnene Polyol hat sogar eine niedrigere Viskosität als die ursprüngliche Zusammensetzung. Das bedeutet, dass die Verklebung der Schaumstoffe mit dieser Klebstofftechnologie keinen Einfluss auf den Recycling-Prozess hat.
Das wiedergewonnene Polyol kann somit erneut in der Herstellung von Matratzen verwendet werden und schliesst den Kreislauf der Rohstoffe. Dieser Fortschritt in der Industrie trägt massgeblich zur nachhaltigen Verwertung und Reduzierung des CO2-Fussabdrucks bei.
Das ist wichtig für nachhaltige Klebstofftechnologien
Um den Recyclingprozess von Matratzen zu unterstützen, müssen die Klebstoffe recyclingfähig sein. Die Recyclingfähigkeit ist ein wichtiger Aspekt der Kreislaufwirtschaft, da sie sicherstellt, dass Ressourcen effizient wiederverwendet werden können.
Ein recyclingfähiger Klebstoff gewährleistet, dass er den Recyclingprozess nicht behindert. Dies ist besonders relevant für Produkte wie Matratzen. Denn dort werden verschiedene Materialien wie Schaumstoff und Textilien voneinander getrennt und recycelt.
Die Winterthurer Klebstofftagung 2023
Die Winterthurer Klebstofftagung 2023 findet am Dienstag, 4. Juli 2023 statt. Die Veranstaltung konzentriert sich auf anwendungsorientierte, verarbeitungstechnische und chemische Themen im Bereich Klebstoffe.
Ausgewiesene Experten präsentieren spannende Klebelösungen, und der diesjährige Klebstoffpreis wird als «Best Speaker Award» verliehen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Präsentationen auf einem hohen Niveau stattfinden.
Es ist eine Veranstaltung vom Institut für Mechanik und Polymerengineering in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Kunststofftechnik von Swiss Engineering.
