Bitcoin: Zürcher Gymi-Schüler verspielt über Nacht 6000 Franken
Einem Zürcher Schüler wurde seine Leidenschaft fürs Traden zum Verhängnis: Er wettete auf einen Kursanstieg des Bitcoin – und verlor 6000 Franken.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Menschen traden mit Bitcoin und Co. per App auf dem Handy.
- So auch ein Schüler aus Zürich – der sich mit der Zeit jedoch überschätzte.
- Er setzte 6000 Franken darauf, dass der Bitcoin zulegt, und verlor das gesamte Geld.
Für viele scheint das grosse Geld beim Traden greifbar nah. Aber der Schuss kann auch nach hinten losgehen. Wie im Fall eines Schülers an einem Privatgymnasium in Zürich. Er überschätzte sich – und verlor auf einen Schlag 6000 Franken.
Anfangs lief das Traden mit der App «Biance» erfolgreich für den 18-Jährigen. Er dachte, er sei «der Trading-Profi», wie er gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt.
Einmal verdiente er während einer Unterrichtslektion 3000 Franken, weil er darauf gewettet hatte, dass der Bitcoin zulegt. Weil er bei der Kontoeröffnung noch nicht volljährig war, eröffnete sein krypto-begeisterter Vater dieses für ihn.
Eine Weile lang ging alles gut: «Wenn du gewinnst, ist es das beste Gefühl. Die Zahlen auf der App sind so schön grün. Das zieht dich voll rein», sagt der Schüler, der anonym bleiben will.
Bitcoin fällt – «Das war ein schlimmer Tag»
Doch am 4. Dezember letzten Jahres wendete sich das Blatt schlagartig: Bevor er ins Bett ging, wettete der Schüler 6000 Franken auf einen steigenden Bitcoin-Kurs.
Doch am nächsten Morgen der Schock: Der gesamte eingesetzte Betrag war weg. Denn: Der Bitcoin war um 25 Prozent gefallen und hatte damit einen gewissen Wert unterschritten.
«Das war ein schlimmer Tag. Ich habe mich richtig schlecht gefühlt», so der Schüler gegenüber der Zeitung. Eine ganze Woche lang traute er sich nicht, seinen Eltern von dem verlorenen Geld zu erzählen.
Die 6000 Franken hatte er sich bei einem Sommerjob hart erarbeitet. Davon wollte er nach seinem Abschluss reisen gehen. Er sei beim Traden wie im Film gewesen, erklärt der 18-Jährige: «Ich hatte nur noch im Kopf: Entweder wirst du Millionär, oder du verlierst alles und bist ein Loser.»
Obwohl er sich «sehr geschämt» habe, beichtete er die ganze Sache schliesslich seiner Familie. «Du musst etwas daraus lernen», habe sein Vater gemeint.
Und tatsächlich: Seither tradet der Schüler nicht mehr per App auf dem Handy, sondern nur noch zu Hause am Laptop. Ausserdem hat er die Einstellungen geändert, sodass die Kursschwankungen jetzt in neutralen Farben angezeigt werden.
Zahl der Behandlungen von Trading-Süchtigen gestiegen
So wie dem jungen Zürcher ergeht es auch vielen anderen: Denn Apps, auf denen mit Kryptowährungen gehandelt werden kann, haben ein hohes Suchtpotenzial. Der bei der Suchtfachstelle Radix bei der Zürcher Hardbrücke tätige Psychologe Till Siegrist erklärt: Seit zwei Jahren seien solche Krypto-Apps ein grösseres Thema – und die Anzahl Behandlungen seitdem gestiegen.
Zur Therapie kämen fast nur Männer, und zwar aus sämtlichen Gesellschaftsschichten hinweg – «vom Sozialempfänger bis zum Professor».
Die Symptome seien oftmals dieselben wie bei Geldspielsüchtigen, so Siegrist: «Sie haben Unmengen an Geld verloren, sie versuchen ihre Sucht zu verheimlichen, ihre Beziehungen gehen zu Bruch.» Trading-Süchtige würden zudem fälschlicherweise annehmen, sie könnten das Risiko einschätzen.
Aber: «Die Vielfältigkeit der Einflüsse auf kurzfristige Veränderungen von Börsenkursen ist für das menschliche Hirn nicht fassbar.»