Branchenverband Interpharma sieht Impfstoff-Zulassung als Wegweiser
Das Jahr 2020 hat gezeigt, zu was die Pharmabranche fähig ist. Weniger als ein Jahr nach dem erstmaligen Auftreten des neuartigen Coronavirus können die ersten Personen geimpft werden. Das verdeutliche, wie wichtig der innovative Pharmastandort Schweiz ist, heisst es beim Branchenverband Interpharma.
Das Wichtigste in Kürze
- Denn ein innovativer Pharmastandort ist für die Schweiz ein wichtiger Standortvorteil, teilte Interpharma am Mittwoch mit.
Diesen gelte es in den kommenden Jahre zu sichern.
Dabei ist es laut Interpharma wichtig, dass alle Patientinnen und Patienten ab dem Tag der Marktzulassung zu einem Medikament durch Swissmedic Zugang zu den jeweiligen Therapien erhalten. Die Zulassung des Impfstoffs gegen Covid-19 habe diesbezüglich die Marschrichtung aufgezeigt.
Stattdessen sieht die Realität nach Ansicht des Verbandes oft anders aus: Im vergangenen Jahr wurden nur 4 von 38 in die Vergütungspflicht aufgenommenen Medikamente tatsächlich innert 60 Tagen aufgenommen, so wie es die entsprechende Verordnung (KLV) vorsieht.
Bei insgesamt 169 Anträgen habe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) per Ende 2020 noch immer keinen Entscheid gefällt, moniert der Verband. Er fordert den Zugang zu innovativen Arzneimitteln ab dem Tag der Swissmedic-Zulassung.
«Patientinnen und Patienten sollen neue, innovative Medikamente rasch erhalten», betonte Katharina Gasser, die für den US-Pharmakonzern Biogen das Geschäft in der Schweiz führt und bei Interpharma im sogenannten Chair Executive Committee sitzt, an einer Medienkonferenz. «Statt wie heute teils Wochen oder gar Monate auf die flächendeckende Vergütungspflicht über die obligatorische Krankenkasse zu warten, sollten Medikamente ab dem Tag der Zulassung für alle in der Schweiz verfügbar sein», fordert sie.
Darüber hinaus habe die Corona-Pandemie gezeigt, dass die Erforschung und Entwicklung von Diagnostika, Medikamenten und Impfstoffen die Lebensqualität von Millionen Menschen verbessern kann. Dies erfordere aber auch die passenden Rahmenbedingungen, zu denen etwa Fortschritte in der Digitalisierung gehören. Die systematische Nutzung von Gesundheitsdaten spiele dabei eine wichtige Rolle.
Als kritisch erachtet Interpharma-Präsident Jörg Michael Rupp die Tatsache, dass die Schweiz in puncto digitales Gesundheitswesen eher zu den Schlusslichtern gehört, während Länder wie Estland oder Dänemark zu den Top-3 gehören, so der Leiter des Bereichts «International 7 Areas» bei Roche weiter.
«Die Schweiz droht bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens den Anschluss zu verlieren», mahnte Rupp an. Das habe sich auch bei den Corona-Impfungen aktuell gezeigt. In manchen Kantonen greife man immer noch auf Excel und Fax zurück, um den Impfverlauf zu protokollieren.
Gleichzeitig warnte Interpharma-CEO Rene Buholzer davor, dass Politik ihre Beziehungen zum wichtigen Export-Partner EU sichert. Immerhin ginge ein beachtlicher Teil der Pharma-Exporte in die Region, so dass der Abschluss eines institutionellen Rahmenabkommens unabdingbar sei, um den Zugang zu diesen Märkten auch für die Zukunft zu sichern.