Brexit: So erleben Briten in der Schweiz den EU-Austritt

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Basel,

Ein ungeregelter EU-Austritt ist vorerst vom Tisch. Doch sicher ist nichts. Briten, die in der Schweiz leben, sind wegen des Brexits besorgt.

Brexit Grossbritannien
Eine Touristin macht vor dem Parlament neben Plakaten gegen einen Brexit ein Selfie. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Donnerstag entscheidet der EU-Gipfel, ob die Brexit-Frist verlängert wird.
  • Nau hat gefragt, wie Expats den Brexit wahrnehmen.

2017 lebten rund 40'000 Briten in der Schweiz. Sie machen rund zwei Prozent der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz aus. Was sie vereint: der Brexit.

Vorerst ist der ungeregelte EU-Austritt am 29. März vom Tisch. Doch wie es mit dem Austritt genau weitergeht, ist noch immer unklar. Nau hat bei Briten in der Schweiz nachgefragt, wie sie den Brexit erleben.

Hannah*, arbeitet in der Pharma

«Es ist peinlich», sagt die 45-jährige Hannah*. Zuerst kam ihr das Referendum von 2016 für den EU-Ausstieg wie ein Witz vor. Doch es kam ganz anders.

51,9 Prozent der wahlberechtigten Briten stimmten für den Brexit. Hannah überraschte dies. Eigentlich dachte sie, die Briten seinen «intelligenter».

Brexit
Zeitungen nach dem Brexit-Referendum. - Keystone

Für die Britin mit pakistanischen Wurzeln ist klar: Vor der Abstimmung wurden viele Unwahrheiten verbreitet. Unter anderem wurde auch fremdenfeindlich argumentiert. Dies hat Hannah überrascht. «Eigentlich nahm ich England als liberal wahr» – doch mittlerweile hat die Fremdenfeindlichkeit stark zugenommen.

Fremdenfeindliche Verbrechen haben laut dem britischen Innenministerium von 2016 bis 2018 um 14 Prozent zugenommen. Hannah glaubt gar nicht mehr, dass die Regierung an einer Lösung orientiert ist. Hannah: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.» Doch es fehle der Wille.

James*, arbeitet im IT-Sektor

«Der Brexit fühlt sich wie ein Shakespeare-Drama an», sagt James. Der 46-Jährige lebt seit sechs Jahren in der Schweiz. Man hätte den Brexit, gegen den James war, mehr auf die Bahnen der Schweiz-EU-Beziehung bringen sollen. Der IT-Spezialist macht sich Sorgen um sein Heimatland.

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Ein Brexit Gegner steht vor dem Eingang zur Downing Street 10. und hält dabei ein Schild mit der Aufschrift «Revoke». - DPA

Als Ursache für das Ja zum Brexit sieht James eine Ablehnung der Globalisierung. Mit hohen Kosten. James: «Die grossen Firmen werden England verlassen.»

Man habe noch nicht mal Handelsabkommen mit der EU. Der Plan, Schweizer zu werden, ist für James nicht abwegig. Wie für viele, so der Brite.

Olivia*, arbeitet in der Pharma

«Das Abwarten ist eindeutig besser als eine zu schnelle, halbgare Entscheidung», so Olivia. Sie lebt seit dem Jahr 2014 in der Schweiz. Zuvor war sie bereits in Deutschland. Die Britin hatte beim Referendum gegen den Austritt gestimmt.

Nigel Farage Brexit
Nigel Farage (mitte) war eine treibende Kraft hinter dem Brexit. Nach der Abstimmung trat er als Parteichef zurück. - Keystone

Auch zwei Jahre später ist sie skeptisch. «Ich weiss nicht, ob man dem Volk so eine wichtige Entscheidung zur Abstimmung vorlegen sollte», so Olivia. Die Politiker hätten genauer erklären müssen, was die Folgen des Brexits sind.

Die Diskussion sei zu simpel verlaufen. Dennoch sieht die Frau in ihren Vierzigern dem Brexit gelassen entgegen. Olivia: «Klar werden Gelder, etwa von der EU fehlen, aber das Land wird sich erholen.»

Pläne für nach dem Brexit

Besorgt um ihr Leben in der Schweiz müssen die Expats aber nicht sein. Der Bund hat mit dem Vereinigten Königreich ein Abkommen unterzeichnet. So bleiben die bilateralen Verträge auch nach dem Brexit bestehen.

*Alle Interviewten wünschten, anonym zu bleiben.

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