Brienz GR rutscht noch immer in Rekordtempo ab
Vor rund einem Jahr musste das Bündner Bergdorf Brienz wegen eines Felssturzes evakuiert werden. Die Lage hat sich nun etwas beruhigt – sie bleibt aber heikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Mai 2023 mussten die Bewohner von Brienz GR ihr Dorf verlassen.
- Nach dem Felssturz konnten sie im Juli wieder nach Hause zurückkehren.
- Allerdings rutscht das Gelände weiterhin – teilweise mit bis zu acht Metern pro Jahr.
Rund ein Jahr ist es her, seit das Bergdorf Brienz im Kanton Graubünden geräumt werden musste. Grund dafür war ein Felssturz, der eine Gerölllawine mit sich brachte.
Immerhin: Diese machte vor den Häusern halt – im Juli 2023 konnten die Einwohnerinnen und Einwohner wieder zurück.
Wie SRF berichtet, sei ein Jahr nach dem Ereignis wieder eine gewisse Normalität eingekehrt. Allerdings kommt die Gegend im wahrsten Sinne des Wortes nicht wirklich zur Ruhe.
Prognosen für Brienz sind schwierig
Stefan Schneider, der Leiter des Frühwarndienstes Brienz/Brinzauls, sagt in der «Tagesschau», das Gebiet rutsche weiterhin. Und warnt: Stellenweise sei die Rutschung gar so massiv wie noch nie seit Messbeginn.
Schneider führt aus: «Das Dorf ist aktuell mit einer Geschwindigkeit von rund zwei Metern pro Jahr unterwegs. Im westlichen Bereich sogar noch etwas schneller, bis an die drei Meter.» Im Bereich des Berges sind es sogar «bis zu acht Meter pro Jahr».
Ein weiterer Felssturz drohe derzeit nicht, heisst es. Ganz auszuschliessen ist ein solches Ereignis inklusive Evakuierung des Dorfes aber nicht. Schneider sagt: «Prognosen sind sehr schwierig, aber wir werden es vom Frühwarndienst weiterhin sehr engmaschig verfolgen.»
Neben der stetigen Beobachtung hat Brienz weitere Massnahmen ergriffen, um das Problem in den Griff zu kriegen. So soll unterhalb des Dorfes ein Entwässerungsstollen entstehen, der dem Untergrund das Wasser entzieht. Allerdings dürfte dieser erst Ende 2027 fertiggestellt werden.
Es braucht immer wieder neue Schienen
Klar ist: Im Alltag spürt die Region die Folgen der Rutschungen immer noch. Die Infrastruktur, beispielsweise die Schienen, leiden darunter.
Thomas Gasner, Leiter Bahndienst Süd bei der Rhätischen Bahn, sagt in der «Tagesschau»: Der ganze Gleiskörper bewege sich pro Jahr um einen halben Meter bis einen Meter in Richtung Albula. Dadurch komme es zu Schienenverschiebungen, sodass man immer wieder neue Schienen einsetzen muss.
Zwischen Tiefencastel und Surava wird die Schienenspur zweimal pro Woche mit einem Spezialgerät gemessen. Dies, da sich innerhalb kurzer Zeit Deformationen bilden. Zudem fahren die Züge nur mit 30 bis 40 Kilometern pro Stunde über die heikle Strecke.