Bund und Kantone helfen illegal Adoptierten bei Herkunftssuche

Keystone-SDA
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Bern,

Hunderte als Kleinkinder illegal in die Schweiz Adoptierte wissen nach Jahrzehnten nicht, wer ihre richtigen Eltern sind. Nun wollen Bund und Kantone helfen.

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Laut einer Studie wurden zwischen 1973 und 2002 in Zürich und Thurgau indische Kinder illegal adoptiert, da die Behörden gesetzliche Vorgaben ignorierten. (Symbolbild) - sda - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dutzende Kinder gelangten aus Sri Lanka illegal in die Schweiz.
  • Hier im Lande wurden sie adoptiert und suchen noch Jahre später ihre leiblichen Eltern.
  • Bei der Herkunftssuche will sie Bund und Kantone nun finanziell unterstützen.

Hunderte Kleinkinder aus Sri Lanka wurden illegal in der Schweiz adoptiert. Auch nach Jahrzehnten wissen sie nicht, wer ihre leiblichen Eltern sind. Bei der Herkunftssuche unterstützen sie nun Bund und Kantone finanziell.

Justizministerin Karin Keller-Sutter, der St. Galler Regierungsrat Fredy Fässler als Präsident der KKJPD und Sarah Ineichen, Präsidentin von «Back to the Roots» haben sich unterhalten. Die drei unterzeichneten am Montag in Bern eine entsprechende Vereinbarung.

Das dreijährige Pilotprojekt im Rahmen der Migrationspartnerschaft der Schweiz mit Sri Lanka läuft rückwirkend ab dem 1. Januar dieses Jahres bis zum 31. Dezember 2024, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) und von «Back to the Roots».

«Back to the Roots»
Ein Adoptiertreffen von «Back to the Roots» von 2020. - Back to the Roots

Die Unterstützung durch Bund und Kantone richtet sich nach dem tatsächlichen Aufwand und kommt direkt den adoptierten Personen zu Gute. Pro Jahr stehen maximal 250'000 Franken zur Verfügung. Die Kantone unterstützen laut der Mitteilung das Angebot von «Back to the Roots» im Inland. Währenddessen finanziert das EJPD gewisse Tätigkeiten im Ausland.

Bund und Kantone schauten von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre hinein systematisch weg. Damal wurden fast 900 Kinder aus Sri Lanka grösstenteils illegal in die Schweiz adoptiert. Das zeigt ein Bericht der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) vom Februar 2020.

Bundesrat unternahm nichts

Der Bundesrat war über die Missstände durch diplomatische Kanäle informiert, unternahm aber nichts, um den Menschenhandel zu stoppen. Und die kantonalen Adoptionsbehörden drückten beide Augen zu.

Auch die Schweizer Botschaft in Colombo sei über all die Jahre regelmässig mit einer grossen Zahl von Adoptionsfällen konfrontiert gewesen. Da sie Visa für die sri-lankischen Kinder ausstellte, so die ZHAW-Studie. Der Geschäftsträger Claude Ochsenbein habe die Bundesbehörden ab 1981 ausdrücklich vor Kinderhandel auf Sri Lanka gewarnt.

Die Adoptierten waren meist erst wenige Wochen alte Babys oder Kleinkinder. Sie kamen aus sogenannten Baby-Farmen in Sri Lanka, wo auch weisse Männer zur Zeugung von möglichst hellhäutigen Kindern «eingesetzt» wurden.

schule
Kinder in einer Schule in Sri Lanka vor dem Unterrichtsbeginn. - Keystone

Schweizer Eltern zahlten 5000 bis 15'000 Franken pro Kind. Die sri-lankischen Mütter bekamen im Gegenzug wenige Dollar. Die Vermittler in Sri Lanka, darunter Anwältinnen, verdienten mit dem Kinderhandel dagegen fürstlich. Oft mehr als ein Minister ihres Landes.

Es kam auch vor, dass Frauen lediglich vorgaben, die Mütter der zur Adoption freigegebenen Kinder zu sein. Nicht selten waren überhaupt die Dokumente gefälscht.

Ende 2020 schliesslich beschloss der Bundesrat aufgrund des ZHAW-Berichtes und aufgrund eines eigenen Berichtes mehrere Massnahmen. Der Bund und die Kantone würden die Adoptivkinder auf der Suche nach ihrer Herkunft unterstützen, kündigte Justizministerin Keller-Sutter damals an. Eine Expertengruppe solle eingesetzt werden, welche die heutige Organisation, die Zuständigkeiten und die Verfahren bei Adoptionen überprüft.

Schwachstellen und Fälschungen

Auch Keller-Sutter sprach damals von Schwachstellen in der heutigen Gesetzgebung und von Fälschungen. Trotz gefälschten Papieren und der fehlenden Zustimmung der leiblichen Mütter seien Kinder damals zur Adoption freigegeben worden. Die Justizministerin sprach in diesem Zusammenhang den Betroffenen und ihren Familien im Namen des Bundesrates ihr Bedauern aus.

Die meisten Adoptionen aus Sri Lanka gab es in den Kantonen Zürich, Sankt Gallen, Aargau, Waadt und Bern. Der Verein «Back to the Roots» ist eine Interessengemeinschaft Adoptierter aus Sri Lanka in der Schweiz. Dieser unterstützt Betroffene bei der Suche nach ihrer Herkunft. Dass sich im Verein vor allem Frauen engagieren, liegt daran, dass die grosse Mehrheit der Adoptierten Frauen sind.

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