Die Bundesräte preisen die Schweizer Demokratie. Parmelin fordert mehr Selbstbewusstsein, Baume-Schneiders Rede wurde abgesagt.
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Guy Parmelin spricht am Vorabend des 1. Augusts vor einer Schweizer Flagge. - keystone

Vor dem Hintergrund von Krieg und Krisen in der Welt haben mehrere Mitglieder des Bundesrats in Reden am Vorabend des 1. Augusts die Vorzüge der Schweizer Demokratie hervorgehoben. Nicht auftreten konnte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Das Fest mit ihrer geplanten Rede in Rorschach SG wurde wegen eines heftigen Gewitters kurzfristig abgesagt.

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Besucher verlassen das Festzelt, in dem die Rede von Elisabeth Baume-Schneider geplant war. - keystone

«Wir mögen verschiedene Sprachen sprechen, aber wir reden nicht aneinander vorbei», sagte Bundespräsidentin Viola Amherd vor rund 300 Menschen an der Bundesfeier am Mittwochabend in Möriken-Wildegg AG. Dies sei einer «unglaublichen Leistung der Schweiz» zu verdanken.

Vor 150 Jahren habe das Land mit einer Verfassungsreform die direkte Demokratie eingeführt. Letztere brauche Bürgerinnen und Bürger, die in ihr mitwirkten. Die Demokratie übertrage auf jede und auf jeden einzeln die Verantwortung, die Stimme auch zu nutzen. Amherd wünschte sich, dass das Land und die Menschen die Aufgaben mit Mut und Zuversicht anpackten.

Albert Rösti: «Sonderfall der Freiheit»

Bundesrat Albert Rösti (SVP) rückte in Kesswil TG am Bodensee die Volksrechte ins Zentrum. Dabei sprach er in seiner Rede von einem «Sonderfall der Freiheit». «Wir stimmen in einem einzigen Jahr mehr ab als die Bürger anderer Länder in ihrem ganzen Leben.» Anderswo würden die Leute auf die Strasse gehen, hier könnten sie zur Urne schreiten.

Die direkte Demokratie verwandle Ärger und Wut in politische Beteiligung, so Rösti. Die Bürger seien dank ihrer Volksrechte die höchste Instanz im Land. Sie behielten mit dem fakultativen Referendum das letzte Wort. «Die Bürger können auf die Bremse treten, wenn ihnen etwas nicht passt.»

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Albert Rösti bei seiner Rede a 31. Juli. - keystone

Das offizielle Fest zum 1. August mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider in Rorschach SG wurde wegen eines aufziehenden Gewitters kurzfristig abgesagt. Das Festzelt wurde geräumt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Abend berichtete.

Die Absage sei aus Sicherheitsgründen erfolgt, sagte der Sicherheitschef der Stadt Rorschach. Mehrere Dutzend Personen verliessen daraufhin das Festgelände. Vor Ort regnete es stark und es war Donner zu hören. Baume-Schneider will am Donnerstag in Saint-Pierre-de-Clages VS wie geplant ihre 1.-August-Rede halten.

Parmelin: Dürfen selbstbewusster dafür einstehen

Wirtschaftsminister Guy Parmelin rief die Schweiz in Luzern dazu auf, sich nicht kleiner zu machen, als sie sei. Er widmete seine Rede der Frage, ob es unanständig sei, Nationalstolz zu zeigen. «Ist die Schweiz aufgrund ihrer bescheidenen Grösse zur Bescheidenheit verdammt?», fragte er die mehreren hundert Personen, die an der Feier auf dem Europaplatz beim KKL Luzern teilnahmen.

Für Parmelin war die Antwort klar. Die Schweiz wisse sich zu helfen, sagte er. «Wir dürfen selbstbewusst dafür einstehen». Das Problem der Schweiz sei, dass sie sich oft von der falschen Seite des Fernglases her betrachte und damit alles ganz klein aussehe, sagte der Wirtschaftsminister.

In der Schweiz gebe es eine beachtliche Lebensqualität, eine grosse kulturelle Vielfalt, viele Freiheiten, aber keine Unterdrückung, kaum Korruption oder Arbeitslosigkeit, sagte Parmelin. Das Land habe stabile Institutionen. Grund zur Selbstzufriedenheit gebe es aber dennoch nicht. Wie viele andere Länder habe auch die Schweiz ihre Probleme. Parmelin rief dazu auf, den Nationalfeiertag deswegen auch zur Selbstreflexion zu nutzen.

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