Bürgenstock-Anwohner brauchen Ausweis, um nach Hause zu kommen
An der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock hat die Armee vier Aufgaben zu erfüllen. Laut Kommandant Daniel Keller laufen die Vorbereitungen nach Plan.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf dem Bürgenstock wird am Wochenende über den Ukraine-Krieg gesprochen.
- Im Vorfeld zeigt sich der Leiter des Armeeeinsatzes optimistisch.
- Vergleiche mit dem WEF sind aber nur bedingt haltbar, so Divisionär Daniel Keller.
Die Vorbereitungen für die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock befinden sich im Endspurt. Am kommenden Wochenende findet das hochrangige Treffen im Kanton Nidwalden statt. 90 Staaten sollen laut Bundespräsidentin Viola Amherd teilnehmen.
Das hat auch Auswirkungen auf die Anwohner, sagt Stefan Grieder, der Kommandant der Kapo Nidwalden: «Ab Donnerstag, 12 Uhr wird unsere Sicherheitszone aktiv. Wenn man in dieser Sicherheitszone lebt oder arbeitet, kommt man nur rein, wenn man akkreditiert ist.»
Heisst soviel wie: Anwohner brauchen einen Ausweis, wenn sie nach Hause kommen wollen. Wer eine Akkreditierung wolle, müsse ein gültiges Identifikationspapier mitbringen. «Und persönlich vorbeikommen – man kann also nicht den Partner oder die Partnerin bitten, die Akkreditierung zu holen.»
Auch Fahrzeuge müssten akkreditiert werden, um in die «Sicherheitszone» zu kommen. «Das Fahrzeug bekommt dann einen ‹Sticker›.»
Divisionär Keller: «...damit wir für alles gerüstet sind»
Neben der Polizei ist natürlich auch die Armee im Einsatz. Divisionär Daniel Keller, Kommandant des Armeeeinsatzes, hat gegenüber Nau.ch über diese wichtige Aufgabe gesprochen.
Keller ist optimistisch, dass alles gut ablaufen wird. Man habe eine seriöse Lagebeurteilung gemacht und alle Vorbereitungen getroffen, sagt er. «Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Start der Konferenz in der Lage sind, die uns gestellten Aufträge seriös umzusetzen.»
Man befinde sich im Zeitplan, so der Divisionär weiter. Er sagt aber auch: «Selbstverständlich ist man nie ganz am Ende. Wir versuchen permanent, uns noch zu verbessern, damit wir dann wirklich für alles gerüstet sind.»
In Obbürgen NW unterhalb des Bürgenstock-Resorts hat die Armee fünf temporäre Helikopterlandeplätze eingerichtet für die Lufttransporte der Konferenzteilnehmenden. Herausforderungen waren dabei die engen Platzverhältnisse sowie der Regen der vergangenen Tage.
Die fünf Landeplätze befinden sich am Dorfausgang von Obbürgen. Sie wurden mit Abrollstrassen und Metallplatten erstellt, wie Daniel Keller am Montagnachmittag vor Ort sagte.
Sicherheitsdirektorin: «Bürgenstock ist historisch bekannt»
Der Zeitfaktor sei eine der grossen Herausforderungen gewesen, sagt Karin Kayser-Frutschi, die Nidwaldner Justiz- und Sicherheitsdirektorin. «Wir mussten die Planung innerhalb von sehr kurzer Zeit vorantreiben, damit wir bereit sind», so die Mitte-Politikerin.
Der Kanton Nidwalden muss 20 Prozent der Kosten übernehmen, 80 Prozent trägt der Bund. Mit dieser Aufteilung sei man zufrieden, so Kayser-Frutschi.
Ein Vorteil ist, dass der Ort des Geschehens kein unbeschriebenes Blatt ist. Kayser-Frutschi sagt: «Der Bürgenstock ist historisch bekannt für die Durchführung solcher Konferenzen.» Als Beispiel nennt sie die Zypern-Konferenz 2004.
Klar ist: Der Kanton Nidwalden kann sich nicht nur auf den Ukraine-Gipfel konzentrieren. Kayser-Frutschi betont, dass die Hilfe gewährleistet ist, wenn jemand während der Konferenz die Polizei ruft.
Bürgenstock als zweites WEF?
Konkret habe die Armee auf dem Bürgenstock vier Hauptaufgaben, sagt Keller. Die erste ist der Schutz wichtiger und kritischer Infrastruktur, die zweite umfasst Luftaufklärung, Lufttransport und Einsätze aus der Luft. Überwachung und Intervention auf See ist Aufgabe Nummer drei, Führung und Erbringen von logistischen Leistungen die vierte.
Der Schutz der Konferenz erinnert auf den ersten Blick etwas an die jeweiligen Einsätze am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos. Lassen sich die beiden Einsätze also vergleichen?
Nur teilweise, sagt Divisionär Keller. «Im Bereich der Aufgabendefinitionen ist es durchaus ähnlich. Aber man muss auch festhalten, dass wir hier in einer anderen geografischen Lage sind als beim WEF», so der Armeeangehörige. Das sei eine Herausforderung.
Welcher Einsatz schwieriger oder einfacher ist, kann Keller nicht wirklich sagen. Sein Fazit: «Wichtig ist, dass man für jedes Gelände eine saubere Beurteilung der Lage macht und die entsprechenden Massnahmen ableitet.»