Busse für Trafigura: Gefängnis für korrupten Beamten

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bellinzona,

Trafigura, ein führender Rohstoffhändler, wurde zu einer Busse von drei Millionen Franken verurteilt. Grund dafür sind Bestechungsvorwürfe in Angola.

Schweizerische Bundesanwaltschaft
Das Bundesstrafgericht in Bellinzona TI. (Archivbild) - Keystone

Der Rohstoffhändler Trafigura muss drei Millionen Franken Busse bezahlen. Er hatte in Angola Bestechungsgelder bezahlt. Erstmals beurteilte das Bundesstrafgericht damit die Verantwortung eines Unternehmens.

Ein angolanischer Amtsträger und ein früherer Trafigura-Manager müssen ins Gefängnis. Das härteste Urteil fällte das Bundesstrafgericht am Freitag in Bellinzona gegen den ehemaligen Chef einer Tochter der staatlichen angolanischen Erdölgesellschaft. Der Mann soll demnach bei einer Gesamtstrafe von 36 Monaten für 14 Monate ins Gefängnis.

Verwicklung mehrerer Parteien

Die ehemalige Nummer zwei von Trafigura Beheer muss von 32 Monaten 12 im Gefängnis absitzen. Die Reststrafen setzte das Gericht zur Bewährung aus. Ein Berater, der als Mittelsmann agiert hatte, kommt mit einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten davon. Verurteilt wurden sie wegen der Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit des Amtsträgers in Angola.

Trafigura Beheer BV (eine Art GmbH) war angeklagt, nicht die nötigen Sorgfaltsmassnahmen zur Vermeidung von Korruption ergriffen zu haben. Die internen Vorschriften der früheren Referenz-Muttergesellschaft des Rohstoffkonzerns Trafigura waren nicht auf internationalem Standard.

Das Korruptionsrisiko war umso grösser, als das Unternehmen in Verbindung mit dem staatlichen Ölkonzern stand und sich zur Geschäftsentwicklung in Angola an Intermediäre wandte. So flossen zwischen 2009 und 2011 Gelder an den verurteilten Geschäftsführer und Verwaltungsrat von Sonangol Distribuidora, einer Tochter der staatlichen Ölgesellschaft Angolas.

Die Rolle von Sonangol

Die Sonangol (Sociedade Nacional de Combustiveis de Angola) und deren Töchter waren die wichtigste Konkurrentin von Trafigura in dem afrikanischen Land, insbesondere die Vertriebstochter Sonangol Distribuidora. Deren bestochener Chef schanzte Trafigura Vorteile zu.

Das Bundesstrafgericht sanktionierte das mit der Busse von drei Millionen Franken. Hinzu kommt die Einziehung der realisierten Gewinne von 150 Millionen Dollar zugunsten der Bundeskasse. Die Bundesanwaltschaft hatte bei der Busse das gesetzlich zulässige Maximum von fünf Millionen Franken gefordert.

In seiner Funktion als Amtsträger nahm der am strengsten bestrafte Mann 4,3 Millionen Euro über eine Bankverbindung in Genf entgegen sowie Bargeld in Höhe von 604'000 Dollar. Zudem liess er sich in Genf verköstigen und im Hotel unterbringen.

Trafiguras Involvierung

Der zweite Angeklagte segnete als damalige Führungskraft von Trafigura in Genf einen Teil dieser Zuwendungen ab. Der Dritte agierte über eine Offshore-Firma als Mittelsmann der Trafigura-Gruppe, bei welcher er zuvor angestellt war. Er wickelte einen Teil der Überweisungen und die Bargeldzahlungen ab.

Die in den Niederlanden ansässige Trafigura Beheer BV war zwischen 2009 und 2011 die Referenz-Muttergesellschaft des Rohstoffkonzerns Trafigura. Sie hatte Niederlassungen in Zürich und Genf. Zu dieser Zeit war die Trafigura-Gruppe insbesondere in Angola in der Schiffscharterung und -beladung tätig. Einer ihrer Hauptstandorte ist heute Genf.

Kommentare

Weiterlesen

Trafigura
1 Interaktionen

Mehr aus Bellinzona