Charta gegen Missbrauch in katholischer Kirche im Wallis
Walliser Priester müssen bald einen Strafregisterauszug vorlegen. Das verlangt eine neue Charta des Kanton Wallis und der Diozöse Sitten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Wallis und die Diozöse Sitten wollen Missbrauch in der Kirche bekämpfen.
- Eine neue Charta verlangt von Priestern einen Strafregisterauszug.
- Sie entstand nach der erschütternden Studie zu Missbrauch der Uni Zürich.
Der Kanton Wallis und die Diözese Sitten wollen mit einer gemeinsamen Charta sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche bekämpfen. Die Grundsatzerklärung sieht unter anderem vor, dass jeder Pastoralassistent (Priester, Diakon oder Laie) bei seiner Einstellung einen Strafregisterauszug und einen Sonderprivatauszug vorlegen muss.
Diese Dokumente müssen alle fünf Jahre erneuert werden, wie das Walliser Departement für Sicherheit, Institutionen und Sport (DSIS) und die Diözese Sitten am Freitag gemeinsam mitteilten.
Ausarbeitung nach UZH-Studie
Die Charta sei nach der Veröffentlichung des Berichts der Universität Zürich über sexuellen Missbrauch in der Kirche im September ausgearbeitet worden. Die Erklärung verpflichte die Diözese Sitten gegenüber dem für die Kirche zuständigen Departement zur Einhaltung und Umsetzung ihres Inhalts, hiess es weiter.
Gemäss der Charta werden Pastoralassistenten zudem künftig verpflichtet, an einem Präventionskurs teilzunehmen. Auch sollen pastorale Mitarbeiter einer standardisierten psychologischen Beurteilung unterzogen werden. Weiter sollen Pastoralreferenten nur noch ernannt oder eingestellt werden, falls zuvor eine detaillierte Analyse ihrer Akte erfolgt ist.
Ferner sieht die Charta vor, dass kein Archivmaterial über Missbrauch vernichtet wird. Um Missbräuche zu bekämpfen, wird die Diözese auch eine neue Präventionskommission einrichten.
Studie enthüllte Missbrauch
Eine im September von der Universität Zürich veröffentlichte Studie hatte die katholische Kirche in der Schweiz erschüttert. Der Bericht dokumentierte über 1000 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz seit der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Den Forschern zufolge handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle nicht gemeldet und Dokumente vernichtet wurden. Die Studie enthält keine Aufschlüsselung der Opfer nach Diözesen. Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, sprach von insgesamt 19 Fällen von sexuellem Missbrauch im Kanton innerhalb der katholischen Kirche seit 2015.