Chef Schweizer Luftwaffe: «Armee auf schlimmsten Fall ausrichten»
Der Chef der Schweizer Luftwaffe warnt vor einem Stopp des Kaufvertrags für den F-35-Kampfjet. So stelle sich die Schweiz ins sicherheitspolitische Offside.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kauf des F-35-Kampfjets steht in der Kritik.
- «Ein Ausstieg wäre ein totaler Nonsens», warnt Luftwaffenchef Peter Merz.
- Für möglich hält er, dass Russland weiter in Richtung Europa vorrückt.
Der Kommandant der Schweizer Luftwaffe schlägt Alarm. «Ein Ausstieg aus dem F-35- Programm wäre ein totaler Nonsens», warnt Peter Merz er auf der Business-Plattform Linkedin.
Er macht darauf aufmerksam, dass die F/A-18-Jets der Armee bald ihr Ende erreichten. Steige die Schweiz aus dem Vertrag aus, würde sie in eine Lücke ohne Flugzeuge hineinlaufen.
«Und dies ausgerechnet in der gefährlichsten Zeit in Europa seit Jahrzehnten», schrieb Merz.
Ein Ausstieg bedeutet laut dem scheidenden Luftwaffenchef auch eine Verabschiedung aus dem inzwischen aufgebauten F-35-Netzwerk in Europa. Dieses sei für die Schweiz im Bereich ihrer Landesverteidigung und Luftverteidigung zentral.
Donald Trump verunsichert
2022 unterzeichnete die Armee mit der US-Regierung den Vertrag für die Beschaffung von 36 Kampfflugzeugen des Typs F-35A. Bisher hat die Schweiz rund 700 Millionen Franken für die F-35-Beschaffung bezahlt.
Bis Ende 2025 werden weitere 310 Millionen Franken fällig, was die Gesamtkosten auf knapp 1 Milliarde Franken erhöht.
Vor allem aus dem links-grünen Lager kommt aktuell Kritik am F-35-Kauf. Politiker fordern, dass der Deal überprüft wird. Auch erachten sie seit Donald Trumps Machtantritt die Abhängigkeit von den USA als problematisch.
«Donald Trump ist ein rechtsextremer Wahnsinniger, mit dem die Schweiz keine Waffengeschäfte machen sollte.» Dies sagte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kürzlich zum «Tages-Anzeiger».
Chef der Schweizer Luftwaffe sieht nur Vorteile
Ein Abbruch des Vertrags würde die Luftwaffe mitten in den Vorbereitungen treffen. Bereits im April beginne die Armee in Payerne mit Bauen, sagt Peter Merz in seinem Post weiter. Auch plane die Luftwaffe aktuell die Umschulungskurse.
Die ganzen Konzeptarbeiten rund um den F-35 und seine Peripherie sind laut Merz auf dieses Flugzeug ausgelegt. «Wir können uns nicht einfach schnell abmelden und kurzum einen anderen Flieger zeitgerecht beschaffen.»
Der Chef der Schweizer Luftwaffe sieht im F-35 nur Vorteile. Als Beispiel nennt er die kürzlichen Einsätze von F-35 in Israel oder an der Grenze zur Ukraine. Diese zeigten eindrücklich, wie fähig, überlegen und entscheidend dieses Flugzeug sei.
Merz erwähnt dabei Abwehr, Angriff, Frühwarnung und Informationsbeschaffung.
«Ausstieg würde totale Destabilisierung bedeuten»
Der Kommandant der Schweizer Luftwaffe warnt: «Ein Ausstieg der Schweiz würde eine totale Destabilisierung unserer aktuell begonnenen Ausrichtung auf die Verteidigung bedeuten.»
Dies passiere in einer Zeit, in der die Schweiz viel zu langsam und zu zögerlich unterwegs sei. Dabei bestehe dringendster Handlungsbedarf.
Merz kommt zum Schluss: «Ein Ausstieg würde nicht Präsident Trump oder die USA bestrafen, sondern uns selbst.» Die Schweiz stelle sich selbst ins sicherheitspolitische Offside.
Russland als Angreifer
In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» führt er seine Warnung aus. Die Schweiz müsse sich ernsthaft mit dem Szenario befassen, dass Russland weiter Richtung Europa vorrücke, sagt er.
Damit gerechnet, dass Russland die Ukraine tatsächlich angreifen würde, habe auch niemand. Für Merz ist deshalb klar: «Unsere Armee muss sich auf den schlimmsten Fall ausrichten.»