Corona-Krise belastet die berufliche Vorsorge
Die Corona-Krise machte die Gewinne aus dem Jahr 2019 zunichte. Die «Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge» rechnet bis Ende Jahr mit weiteren Einbussen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Krise dürfte das Problem der beruflichen Vorsorge zusätzlich verschärfen.
- Im vergangenen Jahr mussten bereits 7,2 Milliarden Franken umverteilt werden.
- Ein grosses Risiko stellen auch die hohen Umwandlungssätze dar.
Die Rentenversprechen der zweiten Säule lassen sich je länger je weniger mit dem Kapital der Rentnerinnen und Rentner erfüllen. Vergangenes Jahr mussten dafür 7,2 Milliarden Franken umverteilt werden. Die Corona-Krise dürfte das Problem noch verschärfen. Dieses Fazit zieht die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) an ihrer Jahresmedienkonferenz vom Dienstag in Bern.
Jahresrückblick 2019
Der Rückblick auf das Jahr 2019 fällt noch durchaus positiv aus: Die Netto-Vermögensrendite betrug hohe 10,4 Prozent. Entsprechend erhöhten sich bis Ende Jahr die Deckungsgrade.
Der durchschnittliche Vorsorgeeinrichtung-Deckungsgrad stieg von 106,4 Prozent Anfang 2019 auf 111,6 Prozent Ende Jahr. Ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung. Bei öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie stieg der Wert von 77,7 Prozent auf 79,8 Prozent.
Die Corona-Krise machte die Gewinne aber gleich wieder zunichte: Per Ende April betrugen die Deckungsgrade noch geschätzte 105,6 Prozent respektive 75,5 Prozent.
Die OAK BV geht davon aus, dass es bis Ende Jahr weitere Einbusse gibt. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen seien in der Lage diese Einbusse zu tragen. Jedoch nur, wenn es gelinge, die negativen volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu begrenzen. Dies hiess es in der Mitteilung.
Hohe Umwandlungssätze sind grosses Risiko
Das grössere Risiko sind nach Einschätzung der Oberaufsicht aber die hohen Umwandlungssätze. In der obligatorischen beruflichen Vorsorge liegt der Mindestumwandlungssatz bei 6,8 Prozent. Auf 100'000 Alterskapital gibt es eine Jahresrente von 6800 Franken.
In den letzten Jahren sind mehrere Anläufe zur Senkung des Mindestumwandlungssatzes gescheitert. Eine weitere Reform ist derzeit in Arbeit.
Auch im Überobligatorium sind die Umwandlungssätze trotz Senkungen laut OAK BV immer noch zu hoch. Dies führe zu Finanzierungsrisiken und zu Umverteilung. Hinzu kommt, dass die Wertschwankungsreserven nur zu etwa zwei Dritteln geäufnet werden konnten.