Corona-Krise lässt Hotel-Zahlen noch immer blass aussehen
Für Schweizer Hotels war die Coronakrise ein Desaster. Dass die Schweizer ihre Sommerferien im eigenen Land machen, kann einige retten. Aber nicht alle.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss dem BFS fehlen den Schweizer Hotels im ersten Halbjahr viele inländische Gäste.
- Ein genaues Hinsehen bei den Zahlen lässt hoffen, dass das Jahr noch gerettet werden kann.
- Bei den Prognosen gibt es aber grosse regionale Unterschiede.
Anfangs dieser Woche hatte das Bundesamt für Statistik (BFS) die Halbjahresbilanz der Logiernächte dieses Jahres in der Schweiz veröffentlicht. Wie erwartet, zeichnet diese ein düsteres Bild der ersten sechs Monate: Insgesamt waren von Januar bis Juni 47,5 Prozent weniger Hotelbetten belegt, als noch 2019.
Hauptgrund für den starken Rückgang sind die fehlenden Gäste aus dem Ausland. Über 60 Prozent weniger Touristen aus anderen Ländern übernachteten in unseren Hotels. Aber auch die inländische Nachfrage sank um 32,4 Prozent. Und das, obwohl doch jetzt eigentlich alle Schweizer im eigenen Land Ferien machen, so die Annahme.
Hoffnungsschimmer in den Bergen
Machte sich der Schweizer Tourismus hier falsche Hoffnungen? Nein, zeigt ein genaues Hinsehen bei der Statistik. Betrachtet man den Juni isoliert, wird ersichtlich, dass die touristischen Regionen tatsächlich schon wieder gut ausgelastet sind. Graubünden hat die Vorjahreszahl an Logiernächten gar überschritten.
Auch das Tessin hat sich schon im Juni wieder fast komplett erholt. Die Regionen Bern und Vierwaldstättersee, das Drei-Seen-Land und das Wallis sind ebenfalls nicht mehr weit von den Zahlen von 2019 entfernt. Die Tabelle berücksichtigt ausserdem keine Übernachtungen auf Campings, in Ferienwohnungen oder Kollektivunterkünften, wie das BFS auf Anfrage schreibt. «Vermutlich wäre das für die eine oder andere Region auch sehr wichtig, wie zum Beispiel das Tessin oder das Wallis.»
Im Juli und August dürften die touristischen Regionen noch stärker von Schweizer Gästen profitieren. Denn die letzte Lockerung wurde vom Bundesrat erst am 6. Juni bekannt gegeben. Gut möglich also, dass viele Leute bis dann mit der Planung ihrer Ferien gewartet hatten. Diese wären dann frühestens im Juli in die alpinen und ländlichen Regionen geströmt.
Schlechte Prognosen für Stadthotels
Auch Hotelleriesuisse-Sprecher Vinzenz van den Berg glaubt daran, dass zumindest die touristischen Regionen das Jahr noch retten könnten. «Auf der anderen Seite ist der gesamte MICE-Tourismus seit Beginn der Coronakrise jedoch extrem stark eingebrochen.»
MICE bezeichnet den geschäftlichen Tourismus, also Kongresse, Events wie Konzerte oder Open-Airs, aber auch Bankette oder Geschäfts- und Gruppenreisen. Das trifft vor allem die Hotels in den Städten hart. Neben den ausländischen Touristen machen MICE-Touristen einen grossen Anteil der kumulierten jährlichen Logiernächte in der Stadt aus.
Weil aber auch die meisten Schweizer Arbeitgeber aktuell auf Firmenanlässe verzichten, bleiben die Hotelbetten in Zürich, Basel und Genf leer. Zu leer für viele, warnt Hotelleriesuisse. «Hotelbetriebe in Zürich, Genf und Basel waren durchschnittlich nur zu 20 Prozent belegt. Die Verluste im Vergleich zum Vorjahr sind für 2020 nicht mehr kompensierbar», ist van den Berg überzeugt.