Coronavirus: 90 Prozent haben Antikörper – aber zu wenig Schutz
Gemäss dem Epidemiologen Milo Puhan sollten sich vom Coronavirus genesene Personen auch impfen lassen. Sie würden weniger Antikörper als Geimpfte bilden.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz könnten bereits rund 90 Prozent der Bevölkerung Corona-Antikörper haben.
- Doch anscheinend schützt eine durchgemachte Infektion weniger gut als die Impfung.
- Ein Epidemiologe ruft die Genesenen deshalb dazu auf, sich doch noch impfen zu lassen.
Die Immunisierung gegen das Coronavirus nimmt laufend zu: Mittlerweile sind in der Schweiz knapp 70 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft.
Hinzu kommen zahlreiche Personen, die zwar nicht geimpft sind, aber eine Corona-Erkrankung hinter sich haben. Gemäss dem Epidemiologen Milo Puhan seien bereits letzten Herbst zwischen fünf und zehn Prozent der Ungeimpften am Virus erkrankt.
Dieser Anteil dürfte wegen den hohen Fallzahlen in den letzten Wochen nochmals deutlich zugenommen haben. Doch obwohl die Zahl der Personen mit Antikörpern schon bei 90 Prozent liegen könnte, ruft Puhan zur Impfung auf.
Coronavirus: Impfung bleibt auch bei Genesung zentral
Denn trotz den vielen Genesenen könne man nicht sagen, wann die Herdenimmunität tatsächlich erreicht werde. «Das ist ein stark vereinfachtes Konzept, welches in dieser sehr dynamischen Pandemie nicht leicht anwendbar ist», meint Puhan.
Ein Immunanteil von 90 Prozent würde auch nicht abschliessend besagen, wie gut jemand geschützt ist, erklärt der Epidemiologe. «Ungeimpfte Genesene sind nämlich weniger gut vor einem schweren Verlauf geschützt als Geimpfte.»
Sogenannte Neutralisationstests würden zeigen, wie stark der Schutz gegen das Coronavirus tatsächlich ist. «Und da ist deutlich zu erkennen, dass eine Infektion nicht sehr gut schützt und man trotzdem impfen sollte», mahnt Puhan.
Baldige Lockerungen wegen milderen Verläufen?
Wie gut jemand vor einem schweren Verlauf geschützt ist, komme aber auch stark auf die gerade zirkulierende Variante an. «Bei einer milderen Variante und einem hohen Anteil von Menschen mit Antikörpern kann man Massnahmen durchaus lockern.»
Entsprechend hoffnungsvoll ist der Universitäts-Professor für die Zeit nach der aktuellen Welle: «Ich bin angesichts der milderen Verläufe von Omikron, der höheren Booster-Quote und den vielen Genesenen einigermassen optimistisch.»