Coronavirus: Au Pairs haben Knatsch mit ihren Gastfamilien

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Lausanne,

Das Coronavirus ist in der Schweiz wieder omnipräsent. Auch für Au Pairs ist die Situation schwierig. Eine Britin erzählt, weshalb sie ihren Job verloren hat.

Coronavirus
Au Pairs haben es in der aktuellen Situation mit dem Coronavirus nicht leicht. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Täglich wird in der Schweiz wieder eine hohe Anzahl Corona-Neuinfektionen gemeldet.
  • Die Situation wirkt sich auch massgeblich auf den Alltag von Au Pairs aus.
  • Einige dürfen kaum mehr aus dem Haus – andere werden nicht mehr gebraucht.

Längst hat die zweite Corona-Welle die Schweiz erreicht. Auf Empfehlung des Bundesrats arbeiten viele Menschen wieder von zu Hause aus. Für Au Pairs eine schwierige Situation – denn zu Homeoffice-Zeiten kann ihre Stelle überdrüssig werden. Eine Betroffene erzählt.

Die junge Südengländerin Emma* ist ihren Job als Au Pair in der Nähe von Lausanne nach nur wenigen Monaten bereits wieder los. Eigentlich wollte die 21-Jährige diesen Sommer ein Studium in China beginnen. Aufgrund der aktuellen Situation hat sie sich aber dagegen entschieden und stattdessen eine Stelle als Au Pair in der Schweiz angenommen.

Nun die Hiobsbotschaft: Ihre Gasteltern brauchen keine Kinderbetreuung mehr. «Als sie sagten, sie müssen etwas mit mir besprechen, war ich mir schon fast sicher, worum es gehen würde», sagt Emma zu Nau.ch.

Familie hat wegen Homeoffice «keinen Bedarf» mehr für Au Pair

Emmas Gasteltern seien in letzter Zeit oft zu Hause gewesen. «Auf mich wirkte es unsinnig, noch ein Au Pair zu beschäftigen, wenn es doch so wenig Bedarf dafür gab.» Deshalb mache sie der Familie keinen Vorwurf. «Sie haben mir nie gesagt, bis zu einem bestimmten Datum müsse ich ausgezogen sein, aber ich wollte sie nicht weiter belasten.»

Emma hat sich sofort eine neue Stelle gesucht – mit Erfolg. In wenigen Tagen zieht sie aus, um ihren neuen Au-Pair-Job in einer anderen Westschweizer Gemeinde anzutreten. Die junge Britin sei nicht sicher, ob ihre neue Familie wirklich gut zu ihr passe. «Ich bin etwas nervös», sagt sie.

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Wegen des Coronavirus arbeiten die Gasteltern von Emma im Homeoffice. Deshalb sind sie nicht mehr auf Kinderbetreuung angewiesen. (Archiv) - Keystone

Offenbar ist Emmas Situation aber ein Einzelfall. Auf Anfrage von Nau.ch sagt Verena Jacob von der Nouvelle Ecole Au Pair in Lausanne VD: «Bis jetzt ist in unserer Schule keine Corona-bedingte Kündigung bekannt.»

Auf die Frage, ob es in den vergangenen Wochen auffallend viele Kündigungen gegeben hätte, sagt Jacob nur, natürliche Abgänge kämen jedes Jahr vor. Als Gründe dafür nennt sie Heimweh oder Stellen, die nicht den Vorgaben entsprechen.

Auch bei der deutschen Vermittlungsplattform AuPairWorld sind solche Fälle in der Schweiz nicht bekannt – im Gegenteil. Sprecherin Eva Liebehentze sagt: «Tatsächlich stellen wir momentan fest, dass Gastfamilien es in Zeiten von Homeoffice es als grosse Hilfe empfinden ein Au-pair zu haben, um Job und Familie unter einen Hut zu bekommen.»

Au Pair darf kaum mehr aus dem Haus

Auch Au Pairs, die nicht um ihre Stelle bangen müssen, leiden unter der Corona-Lage. Eine andere junge Frau aus dem nahen Ausland, die ebenfalls in der Romandie arbeitet, berichtet: «Meine Gastfamilie hat grosse Angst, dass ich das Coronavirus nach Hause bringen könnte und sich dann die Grosseltern bei den Kindern anstecken.»

Kurze Zeit, nachdem sie ihre Stelle angetreten hatte, forderten ihre Gasteltern sie dazu auf, Bars und Orte mit grösseren Menschenansammlungen zu meiden. Ausserdem baten sie sie, nicht mehr als vier Leute gleichzeitig zu treffen. «Mit der Zeit wurde ich nervös und wütend, weil ich mich in der Situation gefangen fühlte.»

Lausanne
Lausanne bei Nacht. Westschweizer Gasteltern verbieten es ihrem Au Pair, abends in die Stadt zu gehen. (Archiv) - Keystone

Sie habe keine Möglichkeit gehabt, ihre Freunde zu treffen und andere Au Pairs kennenzulernen. «Alles, was ich noch tun konnte, war mit der Familie zu Hause zu sitzen.»

Auch wenn sie ihre Gastfamilie sehr schätzt – verstehen kann sie die Regeln nicht. In den Ausgang gehe sie nicht mehr. Tagsüber sei sie aber regelmässig in der Stadt. «Ich verstehe nicht, wieso das in Ordnung geht, aber wenn ich abends weg will, ist es nicht okay.»

*Name von der Redaktion geändert

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