Coronavirus: Beizen für Büezer bleiben oftmals leer
Seit Anfang Woche dürfen Handwerker trotz Coronavirus über den Mittag in Restaurants Platz nehmen. Das erste Fazit der Wirte fällt aber ernüchternd aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Dank der Petition «Beizen für Büezer» sind Restaurants für Handwerker wieder geöffnet.
- Zwischen 11 und 14 Uhr dürfen sie Berufsleute im Aussendienst bedienen.
- Wie eine Nau.ch-Umfrage zeigt, hält sich das Interesse der Arbeiter aber in Grenzen.
Mittagessen in warmer Stube: Seit Anfang Woche dürfen Maurer, Förster, Gärtner & Co. wieder in Restaurants Platz nehmen. Der Bundesrat hat den Kantonen erlaubt, diesbezüglich die Regeln des Coronavirus zu lockern.
In vielen Regionen ist es den Wirten somit möglich, ihren Betrieb am Mittag als «Kantine für Berufstätige im Aussenbereich» umzufunktionieren. Dabei müssen die Restaurants strenge Schutzmassnahmen befolgen und sich teilweise sogar beim Kanton anmelden.
Coronavirus: Verunsicherte Wirte
Die Idee der «Büezer-Beizen» stammt ursprünglich von SVP-Nationalrätin Monika Rüegger, die Anfang Jahr eine entsprechende Petition lanciert hatte. Innert kurzer Zeit kamen über 50'000 Unterschriften zustande, woraufhin das BAG den Kantonen grünes Licht gab.
Das Bedürfnis der Handwerker, den Mittag in einem Restaurant zu verbringen, schien also hoch zu sein. Doch die Realität sieht anders aus: Wie eine Nau.ch-Umfrage zeigt, bleiben die Büezer den Beizen fern.
«Für heute Mittag haben sich vier Personen angemeldet», heisst es auf Anfrage beim Restaurant Hirschen in Wilderswil BE. Auch an den Tagen zuvor hätten nur vereinzelte Handwerker den Weg in den Gasthof im Berner Oberland gefunden.
Der Wirt des Hirschens, André Leimgruber, überlegt sich nun sogar, das Angebot schon bald wieder einzustellen. Grund dafür sind aber nicht die fehlenden Gäste, sondern die unklaren Auflagen der Behörden.
Es sei nämlich nicht definiert, wie viele Personen an einem Tisch sitzen dürfen. «Das verunsichert nicht nur mich, sondern auch meine Gäste», sagt Leimgruber. Zumindest für die nächste Woche werde er das Angebot trotzdem verlängern und je nach Anfrage auch danach weiterführen.
Kommt die Umsetzung zu spät?
Nebst den Unsicherheiten bezüglich der Sicherheitsvorschriften bekommen die Wirte auch das Umdenken der Handwerker zu spüren. «Viele Baubetriebe haben sich inzwischen mit geheizten Containern eingerichtet. Somit fällt der Drang nach einer warmen Stube weg», meint Urs Liechti vom Restaurant Hirschen in Eggiwil BE.
Hinzu kommt, dass in der aktuellen Jahreszeit ohnehin weniger Bauarbeiten als im Sommer durchgeführt werden würden. Somit seien auch weniger Handwerker auf Verpflegungsmöglichkeiten angewiesen.
In den ersten Tagen nach Wiedereröffnung für Büezer habe er nie mehr als vier Gäste an einem Mittag empfangen können. «Aus Solidarität werden wir aber weiterhin am Angebot festhalten», so der langjährige Geschäftsführer des Emmentaler Restaurants.
Auch in anderen Kantonen scheinen viele Handwerker auf einen Restaurantbesuch zu verzichten. Im Gasthaus Rössli in St. Gallenkappel SG habe sich bisher zwar immer mindestens ein Büezer angemeldet, viel mehr seien es aber nie gewesen.
Das Gasthaus Löwen in Felben-Wellhausen TG wird immerhin etwas besser besucht: Durchschnittlich seien über den Mittag zehn bis fünfzehn Personen zu Gast. Viel mehr Zulauf wünscht sich die Wirtin des Restaurants im Moment aber gar nicht, da sonst weiteres Personal notwendig wäre.