Coronavirus: Berner Stadtrat kritisiert Teststrategie an Schulen
Im Kanton Bern gibt es an den Schulen keine regelmässigen Tests auf das Coronavirus mehr. Nun wird den Behörden eine Durchseuchung der Schüler vorgeworfen.
Das Wichtigste in Kürze
- An Berner Schulen gibt es keine regelmässigen Corona-Massentests mehr.
- Stattdessen werden Schüler erst bei einem Ausbruch getestet.
- Stadtrat Manuel C. Widmer wirft dem Kanton eine Durchseuchung vor.
Das breite Testen auf das Coronavirus gehört im Kanton Bern der Vergangenheit an. Neu setzen die Behörden auf mobile Test-Teams, die bei einem Ausbruch zum Einsatz kommen.
«Ausbruchstesten», nennt die Berner Gesundheitsdirektion die neue Teststrategie. Dabei wird das Testen bei zwei oder mehr positiven Fällen in einer Klasse obligatorisch. Falls ein Test verweigert wird, führt das zu einer zehntägigen Quarantäne.
Coronavirus: Berner Stadtrat wirft den Behörden eine Schüler-Durchseuchung vor
Die neue Teststrategie ist umstritten. Bei der Bildung Bern heisst es auf Anfrage, man hätte sich gewünscht, dass das breite Testen an Schulen weitergeführt wird.
Nun werden auch in der Politik Stimmen laut, welche den Kurswechsel des Kantons kritisieren. In einem Facebook-Post schreibt der Berner Stadtrat Manuel C. Widmer, «die Behörden setzen im Moment auf die Durchseuchung der Schüler».
Auf Nachfrage von Nau.ch erklärt Widmer, der selber Lehrer ist, seinen Vorwurf: «Obwohl es offensichtlich ist, dass an den Schulen eine Durchseuchung stattfindet, will das niemand zugeben. Jetzt wäre es an der Zeit, dass jemand hinsteht und Verantwortung übernimmt.»
«Sonst sind die Schulen wieder der Sündenbock»
Passiert dies nicht, befürchtet Widmer, dass bald wieder mit dem Finger auf die Schulen gezeigt wird: «Wenn bei dieser Teststrategie etwas schiefgeht, sind die Schulen wieder der Sündenbock. Das muss verhindert werden», meint der GFL-Politiker.
Und was meint der Kanton? Die Berner Behörden begründen den Strategiewechsel in einer Mitteilung mit der tiefen Test-Kadenz: «Die Erfahrungen beim breiten, regelmässigen Massentesten haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass die Wirksamkeit nur noch bedingt gegeben ist.»
In der Tat sei die Wirksamkeit der Massentests zum Coronavirus stark von der Schülerbeteiligung in der jeweiligen Klasse abhängig. Für Widmer ist klar, dass je nach Region eine unterschiedliche Teststrategie zum Einsatz kommen müsste.
Dass alle Schulen im Kanton unter dem gleichen Regime stehen, ist Widmer ein Dorn im Auge: «Man müsste den Gemeinden zumindest die Wahl geben, ob sie auf regelmässige Massentests setzen wollen.»