Coronavirus: Bipper Beck hat «Theater um Zertifikatspflicht satt»
Im Kampf gegen das Coronavirus gilt ab heute die ausgeweitete Zertifikatspflicht. Einer Bäckerei aus dem ländlichen Teil des Kantons Bern passt das gar nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab heute Montag gilt in der Schweiz die ausgeweitete Zertifikatspflicht.
- Eine Bäckerei aus Niederbipp BE beklagt diese als «unsinnig».
- Auch der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband sieht die Sache kritisch.
«Wir haben dieses verdammte Theater satt!», empört sich Irene Strub, Geschäftsinhaberin des «Bipperbeck» aus Niederbipp BE am Telefon mit Nau.ch. «Wir hier sind Gegner des Zertifikats, bei uns braucht man das nicht».
Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine, es ist die wohl grösste Kontroverse des Jahres im Zusammenhang mit dem Coronavirus: Die Einführung der ausgeweiteten Zertifikatspflicht in der Schweiz. Die Geister spalten sich, wie so oft beim Thema Massnahmen, auch hier.
Coronavirus: Bäckerei lehnt sich gegen Massnahmen auf
Der Familienbetrieb mit Café und Sonnenterasse lehnt sich nicht erst seit heute Montag gegen die Massnahmen gegen das Coronavirus auf. «Bei uns darf man auch ohne Maske in den Laden. Wie will man sich denn bitte sehr anstecken, wenn man für eine Minute drinnen ist, um ein Gipfeli zu kaufen?» Das Risiko sei «so klein», glaubt man hier.
Strub schimpft: «Ich bin genesen und ungeimpft. Diese ganze Sache wird einfach aufgebauscht, ich glaube nicht daran.» Ihre Kundschaft scheint die Meinung der Bäckerfamilie noch zu bekräftigen: «Die Leute kommen extra wegen dem zu uns», glaubt die Geschäftsinhaberin.
«Das Geschäft lief heute Morgen soweit gut.»
Dachverband der Bäckereien sieht Zertifikatspflicht kritisch
Unter Branchen-Genossen tanzt der «Bipperbeck» kaum aus der Reihe. Der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband (SBC) mit Sitz in Bern äusserte sich ebenfalls kritisch zur Sache.
So heisst es auf der Website: «Für einen Teil der bereits durch die Krise gebeutelten gewerblichen Bäckereien-Confiserien stellen diese Massnahmen eine grosse Herausforderung dar.»
Der Verband stellt Fragen über Fragen. «Weshalb muss ein Besucher eines Spitals kein Zertifikat vorweisen? Weshalb müssen Mitarbeitende in Cafés und Restaurants nicht über ein Zertifikat verfügen? Wie ist dies gegenüber den Kundinnen und Kunden zu vertreten?»
Man fürchte sich um Mindereinnahmen bei den Mitgliedern. Denn «wer macht einen Covid-Test, um ‹nur› einen Kaffee mit Gipfeli zu geniessen?» Der SBC beklagt zum Schluss: «Es scheint, dass der Bundesrat die Realität unserer zum Teil bereits arg gebeutelten Mitglieder nicht kennt, nicht kennen will…»