Coronavirus: Bremsen kleinere Lieferungen die Impfkampagne aus?
Im kommenden Quartal wird weniger Impfstoff gegen das Coronavirus die Schweiz erreichen. Bis Ende Juli sollen aber alle Impfwilligen die erste Dosis erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im kommenden Quartal wird deutlich weniger Impfstoff die Schweiz erreichen.
- Gleichzeitig ist die Impfbereitschaft grösser als erwartet.
- BAG und Kantone glauben dennoch, dass alle Impfwilligen im Juli den ersten Piks erhalten.
In den vergangenen Wochen wurde in der Schweiz eine nie da gewesene Impfkampagne ausgerollt: Seit Mitte Mai wurden durchschnittlich 80'000 Menschen pro Tag gegen das Coronavirus geimpft, Wochenenden eingeschlossen.
Das Impftempo bleibt seitdem ungebremst hoch. Im kommenden Quartal wird allerdings deutlich weniger Impfstoff die Schweiz erreichen. Mit der Einführung des Covid-Zertifikats könnte das Impfinteresse aber noch einmal wachsen – und damit auch wieder die Wartelisten.
Weniger Impfstoff im kommenden Quartal
Am Dienstag äusserte sich BAG-Chefin Anne Levy zu den Liefermengen: Diese seien mit den Impfstoff-Herstellern quartalsweise vereinbart. In wenigen Tagen endet das zweite Quartal. «Für das dritte Quartal hat die Schweiz noch einmal rund 4,5 Millionen Impfdosen, die geliefert werden», so Levy.
Das ist deutlich weniger als bisher: Im zweiten Quartal sind bisher rund 6 Millionen Impfdosen eingetroffen. Die grösste Lieferung traf Ende Mai ein, seitdem sind die Lieferungen bereits kleiner geworden.
Wie lange haben die Kantone noch Vorrat?
Den Kantonen gelingt es immer besser, die Impfdosen zeitnah zu verimpfen: Seit Anfang April kommen sich Kontingent und verimpfte Dosen immer näher – die Lagerbestände schrumpfen.
«Wir haben keine Probleme, den Impfstoff zeitnah zu verimpfen», bestätigt Anne Tschudin, Sprecherin der Gesundheitsdirektion Basel-Stadt. «Sobald der Impfstoff eintrifft, schalten wir umgehend neue Termine frei», erklärt auch der Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion Gundekar Giebel.
Coronavirus: Wie lange bleibt das Impfinteresse noch hoch?
Sinken die Liefermengen, wird die Impfkampagne langsamer – so viel ist klar. Die Frage ist, wie lange die Liefermengen das Impftempo noch entscheidend beeinflussen. Denn die Kantone verspüren, dass das Interesse an der Impfung gegen das Coronavirus langsam nachlässt.
Die Basler Sprecherin erklärt: «Es gehen aktuell täglich zwischen 150 und 600 Anmeldungen ein, gegenüber mehreren Tausend in den Monaten März und April.» Auch in Bern lässt das Interesse spürbar nach, so Giebel. «Der Ansturm auf die Termine hat sich etwas beruhigt.»
Gleichzeitig sind noch lange nicht alle Impfwilligen geimpft: «Wir können davon ausgehen, dass die Impfbereitschaft höher ist, als wir erhofften», ergänzt BAG-Chefin Levy. «Das ist eine sehr gute Nachricht.»
Einfluss der Jugendlichen-Impfung gering
Die Impfbereitschaft bleibt allerdings eine Momentaufnahme, die von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Dass die Zulassung der Impfung für Minderjährige einen grossen Einfluss hat, wird sowohl in Bern als auch in Basel verneint. «Im Impftool sind erst ganz wenige junge Menschen für eine Impfung registriert», erklärt Giebel.
Anfangs erwartete man, dass bis Ende Juni alle Impfwilligen mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Dieses ambitionierte Ziel konnte nicht eingehalten werden: «Es wird wahrscheinlich Ende Juli, bis alle Impfwilligen mindestens eine Impfung erhalten haben», so das BAG. Die Kantonsvertreter stimmen dieser Prognose zu.
Es bleibt die Frage, was die umfangreiche Einführung des Covid-Zertifikats an der Impfbereitschaft ändert. Steigt die Impfbereitschaft bei sinkenden Liefermengen, könnte dies das Durchimpfungsziel noch einmal nach hinten verschieben.