Coronavirus: Droht uns im Winter das Zertifikats-Chaos?

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Bern,

Wenn die Schweiz die Gültigkeit des Zertifikats verlängert, bringt das im Ausland nichts. Und in der Schweiz gilt die Zertifikatspflicht nur bis Januar – oder?

Covid-Zertifikat
Andri Silberschmidt begrüsst zwar die Verlängerung des Zertifikats für Auslandreisen, fordert jedoch eine Ausstiegsperspektive über die aktuellen Massnahmen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gemäss Bundesrat Alain Berset könnte das Covid-Zertifikat bald 18 Monate gültig sein.
  • FDP-Vize Silberschmidt begrüsst dies zum Reisen, aber nicht für die Verwendung im Inland.

Geht es nach Gesundheitsminister Alain Berset, könnte das Covid-Zertifikat künftig 18 statt 12 Monate nach der Corona-Impfung gültig sein. «Wenn wir sehen, dass die Schutzwirkung auch ohne dritte Impfdosis hoch bleibt, muss sich das beim Zertifikat widerspiegeln», so der Bundesrat in einem Interview.

Dies würde jedoch nur auf die Verwendung im Inland zutreffen. Anders sieht es bei Reisen ins Ausland aus, dort gebe es noch offene Fragen – «jedes Land entscheidet für sich».

Die Diskussionen um eine mögliche Verlängerung müssen geführt werden, da die ersten Zertifikate bereits im Januar auslaufen. Allerdings ist die Zertifikatspflicht bis am 24. Januar 2022 befristet, was eine Inland-Sonderlösung überflüssig machen würde. So oder so dürfte es schon bald kompliziert werden, es droht Chaos.

Andri Silberschmidt begrüsst Verlängerung – aber nur fürs Reisen

Eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer sei laut Andri Silberschmidt zu begrüssen, solange der Impfschutz nach 12 Monaten weiterhin vor einem schweren Krankheitsverlauf schütze. «Die Verlängerung der Gültigkeit hätte namentlich Vorteile bei Reisen und einem Aufenthalt im Ausland», so der Vize-Präsident der FDP.

Die Dauer der Gültigkeit werde mit der EU abgestimmt werden müssen. «Wenn wir einen ersten Schritt machen, ist dies zu begrüssen, denn bald jährt sich bei vielen Menschen die Impfung und sie würden somit das Zertifikat verlieren.»

FDP Andri Silberschmidt
Andri Silberschmidt, FDP-ZH, spricht bei der Bekanntgabe der Kandidatur von Ständerat Thierry Burkart (nicht im Bild) für das Präsidium der FDP Schweiz, am 16. August 2021 in Bern. - Keystone

Eine mögliche Verlängerung der Zertifikatspflicht zu diskutieren wäre jedoch angesichts der aktuellen Auslastung der Spitäler falsch. «Im Gegenteil: Wir fordern eine Ausstiegsperspektive über die aktuellen Massnahmen vom Bundesrat», schliesst Silberschmidt ab.

Ähnlich tönt es beim Wirteverband Gastrosuisse. Für die Branche ist primär wichtig, dass die Massnahmen nicht verlängert werden. Und die Verlängerung der Gültigkeit stehe in keinem direkten Zusammenhang mit der Zertifikatspflicht, schreibt Mediensprecherin Daniela Kimmich.

«Eine Verlängerung der Zertifikatspflicht wäre auch aus epidemiologischer Sicht nicht zu rechtfertigen. Der Bundesrat sollte daher nach der Impfwoche einen Plan zum Ausstieg aus der Krise aufzeigen, wie dies im 3-Phasen-Modell des Bundesrates vorgesehen ist.»

Laut BAG: Keine Probleme im Ausland durch Vorpreschen der Schweiz

Der Bundesrat prüft ohnehin die Einführung verschiedener Zertifikats-Varianten, die nur in der Schweiz gültig wären. Ob zu den Sonder-Zertifikate für Genesene und Touristen auch die verlängerten kommen könnten, sei gemäss BAG noch offen. «Der Bundesrat entscheidet voraussichtlich am 3. November», so Mediensprecher Jonas Montani.

Soll die Schweiz vorpreschen und die Gültigkeit des Zertifikats verlängern?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärt auf Anfrage, die Gültigkeit werde über die Prüfung abgefragt. Sprich: Ein Zertifikat kann in der Schweiz 18 Monate gültig sein, in Österreich etwa nur 12 Monate.

Es ist zum Reisen also an sich kein Problem, wenn das Schweizer Zertifikat länger gültig ist. Wenn dieses Beispiel jedoch Schule machen sollte, würde die Lage rasch unübersichtlich werden.

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