Alain Berset will Gültigkeit von Zertifikat für Geimpfte verlängern
Der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset stellt eine Verlängerung der Gültigkeit des Covid-Zertifikats für Geimpfte von 12 auf 18 Monate in Aussicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Alain Berset stellt eine Verlängerung des Covid-Zertifikats für Geimpfte in Aussicht.
- In einem Interview spricht er zudem über mögliche «Erleichterungen» der Massnahmen.
- Und der Gesundheitsminister äussert sich auch zu den Angriffen auf seine Person.
Die Covid-Zertifikate der Geimpften in der Schweiz sind derzeit für 12 Monate gültig. Doch dies könnte sich laut Alain Berset schon bald ändern. Der Gesundheitsminister stellt nämlich in Aussicht, dass die Gültigkeit verlängert werden könnte.
«Wenn wir sehen, dass die Schutzwirkung auch ohne dritte Impfdosis hoch bleibt, muss sich das beim Zertifikat widerspiegeln.» Das sagt Berset in einem Interview mit den «Tamedia-Zeitungen». Die Entscheide sind demnach noch nicht getroffen, aber: Der Schweiz stehe es grundsätzlich frei, die Gültigkeit für die Verwendung im Inland zu verlängern. «Etwa von 12 auf 18 Monate», so Berset.
Anders sieht es bei Reisen ins Ausland aus, dort gebe es noch offene Fragen – «jedes Land entscheidet für sich». Falls es Evidenz für eine gute Schutzwirkung geben, werde man sich aber auch international für eine längere Gültigkeitsdauer einsetzen. Derzeit verlangt einzig Israel für eine Einreise eine Booster-Impfung. Und das nur wenn die zweite Impfung oder die Genesung länger als sechs Monate zurückliegt.
Die Aussichten für eine Verlängerung stehen nach Aussagen von Berset gut. Eine Entscheidung könnte bereits in den «kommenden Wochen» fallen. Das ist auch bitter nötig: Bereits im Januar werden nämlich die ersten Zertifikate in der Schweiz auslaufen. Auch Bersets Zertifikat würde ohne Booster-Impfung bereits Mitte Februar 2022 auslaufen.
Alain Berset: Lockerungen sind nur möglich, wenn...»
Ab Mitte November muss der Bundesrat aber erstmal entscheiden, ob die Zertifikatspflicht überhaupt weiterhin überall gelten soll. Auf eine Frage, ob man sich auf gewisse Lockerungen freuen darf, gibt sich Alain Berset vorsichtig: «Lockerungen sind nur möglich, wenn sich die Fallzahlen deutlich von den Hospitalisierungen entkoppeln. Bis jetzt sehen wir diese Entkoppelung noch nicht. Als es letztmals mehr Fälle gab, gab es auch mehr Spitaleinweisungen.»
Der Gesundheitsminister versichert zumindest auch in diesem Interview, dass die Zertifikatspflicht nicht länger als nötig aufrechterhalten werde. Zudem spricht er davon, dass gewisse «Erleichterungen» wohl kommen werden. Dabei erwähnt er etwa das neue Zertifikat für Personen mit positivem Antikörpertest. Oder auch die Ausdehnung der Gültigkeit des Genesenenzertifikats von einem halben auf ein ganzes Jahr.
Alain Berset: «In dieser Krise ging der Anstand teilweise vergessen»
Alain Berset äussert sich auch zur Kritik an Bundesrat und Parlament. Wenn er unterwegs sei, spüre er dabei grosse Unterstützung von vielen Menschen, meint der Gesundheitsminister und fügt an: «Die ist nicht so laut wie die Proteste, aber doch sehr breit.»
Im Abstimmungskampf sieht sich Berset auch persönlichen Angriffen ausgesetzt. So wurde er etwa kürzlich auf einer Demo als «Lügenbaron» bezeichnet und der «Verarscherei» bezichtigt. Als er gefragt wird, ob er darunter leide, überlegt der SP-Mann erst und antwortet ganz diplomatisch: «Ich und alle, die sich in der Krisenbewältigung engagieren, wollen das Beste für unser Land. Wir strengen uns an, wollen unsere Sache gut machen.»
Im zweiten Teil seiner Antwort spricht er Klartext und meint, es sei schlecht, wenn man Drohungen und Hass ausgesetzt sei. «Wir hatten in der Schweiz immer einen Sinn für harte, aber faire Debatten. Mein Eindruck ist, dass in dieser Krise der Anstand teilweise vergessen ging, allerdings nur bei einer kleinen Minderheit.» Das lasse ihn hoffen, so Berset, dass man irgendwann zu einer normalen Debattenkultur zurückkehren könne.