Coronavirus: Easyjet-Pilot hilft als Spargelstecher auf dem Feld aus
Normalerweise arbeitet Severin Brüngger (42) als Pilot bei Easyjet. Wegen des Coronavirus schuftet er freiwillig zehn Stunden pro Tag auf einem Spargelfeld.
Das Wichtigste in Kürze
- Vielen Bauern fehlen aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Hilfsarbeiter aus dem Ausland.
- Severin Brüngger (42) ist Pilot bei Easyjet, die momentan keine Linienflüge durchführen.
- Deshalb entschied er sich, vorübergehend einem Spargelbauer auf dem Feld auszuhelfen.
«Ready for takeoff?» Normalerweise ist Severin Brüngger als Pilot täglich in der Luft. Aufgrund des Coronavirus und dessen Auswirkungen auf den Flugverkehr war der 42-Jährige plötzlich unbeschäftigt.
Denn: Bei seinem Arbeitgeber Easyjet steht derzeit die gesamte Flotte am Boden. Wann der Flugbetrieb wieder starten kann, ist noch offen.
Pilot schuftet auf dem Spargelfeld
So verbrachte Brüngger die ersten Wochen des Teil-Lockdowns bei sich zuhause in Schaffhausen. Doch er merkte schnell, dass die Tage in den eigenen vier Wänden nur mühselig vorübergehen.
In der Zeitung las der Ostschweizer von einem Spargelbauer aus der Region, dem wegen des Coronavirus die meisten Gastarbeiter wegfallen. Brüngger zögerte nicht lange und meldete sich freiwillig als Spargelstecher.
Lange Schichten, tiefe Löhne
Mittlerweile schuftet der ausgebildete Pilot seit drei Arbeitswochen täglich auf einem Spargelfeld. «Es ist wirklich eine brutal harte Arbeit», fasst Brüngger seine erste Zeit als Spargelstecher zusammen.
Tut jedem Sesselfurzer inkl. mir gut. Arbeit als Erntehelfer. Für miesen Lohn 10h krüppeln. Aber gute Stimmung auf dem Heimweg. pic.twitter.com/NqGFyGsDOJ
— Severin Brüngger (@severinbrungger) April 21, 2020
An einem durchschnittlichen Tag sei man mindestens zehn Stunden auf dem Feld. Und das bei ständiger gebückter Haltung: «Es ist eine Knochenarbeit, die sehr schlecht bezahlt ist. Ich habe grossen Respekt vor den Leuten, die das jedes Jahr über mehrere Monate durchziehen.»
«Macht es auch!»
Brüngger wolle sich aber nicht beklagen, beteuert er. Bereut habe er seine Entscheidung bisher überhaupt nicht. Im Gegenteil: «Ich werde meinen Job als Pilot nun noch mehr schätzen. Hier gibt es keine Kaffeepausen», lacht Brüngger.
Personen in einer ähnlichen Situation empfiehlt der Easyjet-Pilot die Arbeit als Spargelstecher sofort: «Macht es auch, damit ihr realisiert, wie gut es euch normalerweise geht!»
Vor kurzem hatten Bauern im Zuge des Coronavirus Alarm geschlagen, da ihnen im Hinblick auf die Spargelsaison ausländische Hilfskräfte fehlten. Neben freiwilligen Helfern arbeiten Bauern auch mit dem Personalvermittler Coople zusammen, welcher Hilfskräfte vermittelt.