Coronavirus: Eltern bevorzugen Maskenpflicht vor Schulschliessungen
Für Zürcher Eltern ist die erweiterte Maskenpflicht wegen des Coronavirus an Primarschulen das «geringere Übel». Kritisiert wird der föderale Flickenteppich.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zürich gilt seit heute schon ab der vierten Primarstufe Maskenpflicht.
- Bei den Corona-Schutzmassnahmen an den Schulen droht wieder ein kantonaler Flickenteppich.
- Zürcher Eltern nehmen das «geringere Übel» in Kauf.
Seit Montag müssen in Zürich auch Primarschüler ab der vierten Klasse im Unterricht eine Maske tragen. Die Zürcher Gesundheitsdirektion will es dem Bundesrat gleichtun und für einmal proaktiv gegen das Coronavirus handeln. Die 9- bis 12-Jährigen unterscheiden sich dabei aber von ihren Kameraden in den meisten anderen Kantonen.
Im Baselland und in Solothurn beispielsweise gilt eine Maskenpflicht ab der fünften Primarstufe. In Schaffhausen gar schon ab dem Kindergarten, in Bern und vielen anderen Kantonen erst ab der Sekundarstufe I. Erneut wird mit den Schutzmassnahmen beim Coronavirus kantonal ganz unterschiedlich umgegangen.
Coronavirus Massnahmen: Föderaler Flickenteppich sorgt für Verwirrung
Bei den Direktbetroffenen kommt der föderale Flickenteppich nicht nur gut an. Christian Hugi, Präsident des Lehrerverbandes Zürich, plädierte bei Nau.ch für eine schweizweite Lösung. Auch Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungs-Organisation ist sich sicher: «Eine einheitliche Lösung würde von den Eltern besser verstanden und mitgetragen.»
Denn bei den Eltern sei die Verunsicherung mit der neuen Briten-Mutation des Coronavirus noch stärker gewachsen. «Trotz der riesigen Bemühungen der Schulen müssen immer mehr Klassen vorsorglich in Quarantäne. Als Eltern weiss man nie, ob es jetzt das eigene Kind betrifft», so Kohler.
«Es ist das geringere Übel»
Die Ausweitung der Maskenpflicht sieht die Präsidentin pragmatisch. «Die Situation ist tatsächlich nicht ideal, aber für eine befristete Zeit halt einfach nötig. Es ist das geringere Übel», ist sie überzeugt.
Man sehe, dass die Schulen alles erdenklich Mögliche unternehmen würden, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Dafür könne man den Schulen ein mehrheitlich gutes Zeugnis ausstellen. Denn offene Klassenzimmer haben auch für die Eltern oberste Priorität.
Gleichzeitig bestätigt die Zürcher Bildungsdirektion auf Anfrage, dass mehrere Rekurse eingegangen sind wegen der Maskentragpflicht für Sekundarschüler/innen vom 28. Oktober. Diese Verfahren sind noch hängig. Bei der neuen Verfügung bezüglich der Primarschüler ist die 30-Tägige Rekursfrist noch offen.
«Viele Eltern stehen auch der Ausweitung der Maskenpflicht kritisch gegenüber», weiss Kohler aus eigenen Umfragedaten. Immer wieder wurde darin auch der schweizweite Flickenteppich an Massnahmen bemängelt.
EDK hält sich bedeckt
Dafür hat auch Silvia Steiner, Zürcher Bildungsdirektorin und Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Verständnis. «Eine schweizweite Lösung wäre natürlich schön», sagte sie im Interview mit «SRF». Weil die Infektionslage und die organisatorischen Voraussetzungen aber in allen Kantonen unterschiedlich sei, müsse es Raum für kantonale Lösungen geben.
Die EDK selber wagt sich bei dem Thema nicht aufs Glatteis. «Dieses Anliegen liegt nicht auf dem Tisch der EDK», schreibt sie auf Anfrage. In einem Brief an den Bundesrat vom 15. Januar macht sie klar, dass falls nationale Verschärfungen beschlossen werden müssten, der Bund diesen unpopulären Entscheid zu treffen habe.
Zentral ist auch für die EDK vor allem, dass die Schulen offen bleiben und die Kinder Unterricht im Schulzimmer haben. Hygienevorschriften und Massnahmen zur Unterbrechung von Infektionsketten wie punktuelle Schulschliessungen oder flächendeckende Schnelltests nimmt man dafür gerne in Kauf. Diese würden auch Wirkung zeigen und Schulen zu «Orten von hoher Sicherheit» machen, schrieb sie an den Bundesrat.