Coronavirus: Engadins Bergbahn-Direktor läuft gegen 3G-Regel Sturm
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich hat sich für die 3G-Regel in Skigebieten entschieden.
- Die Schweiz könnte diese im kommenden Winter auch einführen.
- Bergregionen fürchten sich. Im Engadin ist man ausser sich vor Unverständnis.
Die Zertifikatspflicht wird in Europa derzeit heiss diskutiert. Unser Nachbarland Österreich hat sich auch für die Wintersaison dafür ausgesprochen. Auf die Piste geht es nur noch für all jene, die über ein Covid-Zertifikat verfügen.
Fehlende Planungssicherheit
Fungieren die Nachbarn wieder einmal als Vorbild für die Schweiz? Jetzt schon teilweise betroffen vom Entscheid ist das Skigebiet Samnaun GR. Pisten verlaufen dort zu beiden Seiten der Grenze, also auf heimischem wie auch auf österreichischem Boden. Hoteliers vor Ort hoffen auf baldige Klarheit, was hierzulande gilt.
Dies tut auch der Geschäftsleiter von Engadin Mountains und St. Moritz, Markus Meili. «Je höher die Planungssicherheit, desto einfacher ist es für alle», so Meili gegenüber Nau.ch.
Zurzeit würden viele Gespräche mit den Branchenverbänden stattfinden. Es geht vorwärts. Doch Meili steht der drohenden 3G-Regel alles andere als vorfreudig gegenüber. Im vergangenen Winter habe die Branche bewiesen, dass Skigebiete keine erhöhte Ansteckungsgefahr darstellen würden.
Zertifikat auf Piste, aber nicht auf Terrasse
«Die Bündner Skigebiete und einige andere waren mit ihren definierten Take-away-Angeboten noch sicherer als der Rest der Schweiz», so Meili. Man könne davon ausgehen, dass 70 bis 80 Prozent der Gäste geimpft sein werden, kalkuliert der Geschäftsführer.
So sei man – mit den gleichen Massnahmen wie im letzten Jahr – kommenden Winter viel sicherer unterwegs. «Wo auch nichts passiert ist», sagt Meili. Mit der Maskenpflicht analog jener im ÖV würde den Erwartungen der Gäste Genüge getan.
Würden Sie eine Zertifikatspflicht in Skigebieten befürworten?
Meili fühlt sich ungerecht behandelt. «Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass in der Gastronomie auf den Terrassen keine Zertifikatspflicht besteht, für Outdoor-Skifahren aber schon», so der Geschäftsleiter weiter.
Wegen Coronavirus Vergnügen verderben
Sowieso könnte man die Kontrollen nur mittels Stichproben durchführen. Die Kontrolle am Drehkreuz sei zu spät, das ganze Gebiet könne man schlichtweg nicht kontrollieren. «Es ist gar nicht umsetzbar. Es wäre eine rein politische Lösung, die nichts bringt», ist der Bündner überzeugt.
Für Meili ist klar, dass es bei der 3G-Regel nicht um die Eindämmung des Ansteckungsrisikos geht, sondern: «In welchem Bereich kann man möglichst vielen Schweizerinnen und Schweizern ohne Impfung das Vergnügen verderben.»
Vorgaben und die Machtlosigkeit
Auch in Zermatt VS schaut man der Zukunft mit Sorgen entgegen. Eine Zertifikatspflicht würde den Skigebieten komplexe und stark variierende Lösungen abverlangen. «Ob es verhältnismässig wäre oder nicht, ändert schlussendlich nichts an den Vorgaben, an die wir uns halten müssen.» Dies die Aussage von Kommunikationsmanager Marc Lagger.
Und auch in der Region Flumserberg SG fürchtet man die drohende 3G-Regel: «Wir sind der Auffassung, dass dieser Aufwand unverhältnismässig wäre», sagt Bergbahn-CEO Mario Bislin. Wie gross der Aufwand im Winter wirklich sein wird, entscheidet sich erst in den kommenden Wochen.