Coronavirus: Heisse Debatte von Skeptikern und Ärzten im SRF-«Club»
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in der Schweiz demonstrieren die Menschen gegen die Corona-Politik der Regierung.
- Im SRF-«Club» trafen nun Corona-Skeptiker auf Ärzte und Behörden.
- Unter anderem erklärte Reto Brennwald seinen Auftritt auf der Skeptiker-Bühne am Samstag.
«Die Corona-Massnahmen des Bundes, die stossen auf Widerstand.» So leitet Moderatorin Barbara Lüthi den SRF-«Club» zum Thema Verschwörungstheorien ein. Die Gäste: «Skeptiker der Corona-Politik, Wissenschaftler und Behördenvertreter.»
Es diskutierten Regierungsrat Basel-Stadt Lukas Engelberger (CVP), Männerarzt und Corona-Skeptiker Marco Caimi und Verschwörungstheorien-Historiker Stefanie Mahrer. Auch dabei waren Journalist Reto Brennwald und Arzt Nicolas Müller. Zudem ETH-Professor und Unternehmer Anton Gunzinger.
Caimi bezeichnet Maske als «Herrschaftsinstrument»
Moderatorin Barbara Lüthi wollte gleich zu Beginn von Ex-«Arena»-Moderator Reto Brennwald wissen, ob er auch ein Corona-Skeptiker sei, weil er am Samstag nach Andreas Thiel und Marco Rima auf der Bühne der Demo in Zürich auftrat.
Dieser erklärte, er sei als Beobachter dort gewesen. Dies für seinen Dokumentarfilm «Unerhört!» zur Verhältnismässigkeit der Corona-Massnahmen, der im Oktober erscheinen soll. Zudem müsse er nicht dieselbe Meinung wie seine Vorredner vertreten, wenn er auf einer Bühne auftrete. «Man kann nicht immer aussuchen, wer neben einem sitzt», sagte er auf die Frage, wie er sich von den Aussagen Thiel und Rimas abgrenzen könne.
«Die grosse Mehrheit sind Leute, die Fragen haben», erklärte er die Gesinnung der Anti-Corona-Demo-Teilnehmer. Seine Botschaft sei journalistisch. «Lasst uns reden, denn die Leute haben unglaublich viele Fragen», betonte er.
Männerarzt findet Maskenpflicht wissenschaftlich nicht begründet
Marco Caimi hat bereits an einer Anti-Corona-Demonstration eine Rede gehalten. Dabei bezeichnete er die Maske als Herrschaftsinstrument. Nun erklärt er: Die Maskenpflicht sei eine «Regierungsanordnung, die bisher wissenschaftlich nicht wirklich begründet ist».
Nicolas Müller hält dagegen: «Die Maske ist ein individueller Schutz.» Er empfinde dies auch nicht als Unterdrückung. «Wir wissen sehr wohl, dass es schützt.» Keine der Massnahmen seien perfekt – schützen würden sie trotzdem.
Gunzinger kritisiert Negativ-Kommunikation des BAG
Anton Gunzinger nahm auch bereits an Anti-Corona-Demos teil. Sofort übt er Kritik am BAG aus – jedoch nicht unbedingt an den Massnahmen. Stattdessen prangert er die Kommunikation an. Diese würde sehr negativ ausfallen, da immer nur die Neuansteckungen und Todeszahlen mitgeteilt werden.
Schnell gehts um die Grundrechte – der Grund, weshalb viele Menschen demonstrieren. Sie haben das Gefühl, in ihren Rechten eingeschnitten zu werden. Engelberger stellt sich dagegen: «Auch das Recht auf Leben muss geschützt werden.»
Gunzinger jedoch meint dazu: «Rein statistisch gesehen sind die Massnahmen viel zu streng.» Die tiefen Todeszahlen würden sie nicht rechtfertigen. Müller kontert: «Genau wegen den Massnahmen haben wir diese Zahlen.»
«Alle Ressourcen» in Pflege der an Coronavirus erkrankten Patienten gesteckt
Müller verweist auf die erste Welle zurück: «Wir hatten an einem Stichtag 3000 Patienten mit derselben Diagnose hospitalisiert in der Schweiz, davon knapp 500 auf der Intensivstation.» Die Behandlung konnte nur erfolgen, weil die Schweiz «alle Ressourcen» da einsetzte.
Trotzdem sei die Kommunikation nicht entsprechend gewesen, meint Brennwald. Es wurde ein Bild der Auslastung gezeichnet, dabei waren nur ein Drittel der Plätze in Intensivstationen besetzt. Auch jetzt gebe fast keine Hospitalisierung mehr.
«Es ist das Bündel der Massnahmen», zeigt sich Müller überzeugt. Auch Engelberger meint: «Einmal sind wir an der Katastrophe vorbeigeschrammt.» Die in seinen Augen milden Massnahmen sollen nun schlimmeres verhindern.
Starke Kritik an den Medien
Betreffend der Kommunikation wird auch an den Medien starke Kritik geübt. Diese verbreiteten die Angst, findet Caimi. So haben die Behörden in den ersten Monaten gut kommuniziert. Die Medien legten dann «einen Angstteppich».
Mahrer widerspricht: «In den Medien sind durchaus auch kritische Stimmen gekommen.»
Gegen Schluss wieder die Grundfrage der Sendung: «Woher kommt der Widerstand?». Bei den Demos vermischen sich die Corona-Skeptiker immer mehr mit anderen Gruppierungen, vor allem mit Rechtsextremisten.
«Grosse Unsicherheit vereint»
Mahrer erklärt, warum: «Grosse Unsicherheit vereint.» Auch warum die Menschen überhaupt demonstrieren, versucht sie zu erklären. Laut der Historikerin sind die Menschen in Europa nicht gewohnt, mit solchen Einschränkungen zu leben.
Auch Brennwald wagt eine Erklärung. Für ihn sind zum Teil die Medien Schuld. Demnach sei die Kommunikation der Medien sehr schlecht. Die Reaktion der Menschen darauf: «Das einzige Ausdrucksmittel, das wir haben: wir gehen auf die Strasse.»