Coronavirus: Hochbetagte Zürcher erkranken trotz Impfung
Praktisch alle Heimbewohner sind gegen das Coronavirus geimpft, doch nicht bei allen wirkt die Impfung. Die geringe Impfquote des Personals wird zum Problem.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich brach das Coronavirus trotz Impfung in einem Altersheim aus.
- Bei Schwerkranken und Hochbetagten wirkt die Impfung nicht immer gleich gut.
- Die niedrige Impfquote des Heimpersonals ist problematisch.
Die Hochbetagten sind durchimpft: Bereits im März vermeldeten viele Kantone, dass die Impfung gegen das Coronavirus in den Alters- und Pflegeheimen abgeschlossen wurde.
Die meisten Über-80-Jährigen sind geimpft. Doch das bedeutet nicht, dass das Virus in der Höchst-Risikogruppe keinen Schaden mehr anrichten kann. Der Impfschutz ist gut, aber nicht perfekt: Gelangt das Coronavirus in ein Altersheim, kann es noch immer Opfer fordern. Die geringe Impfquote des Pflegepersonals wird dann zum Problem.
Schwere Fälle des Coronavirus in durchgeimpften Zürcher Heimen
«Wir hatten einen Covid-Ausbruch nach der Impfung in einem Heim», berichtet Gabriela Bieri, Stadtärztin und ärztliche Direktorin der Pflegezentren Zürich. «Dort erkrankten, neben den nicht geimpften Bewohnerinnen und Bewohnern, auch geimpfte.»
Das bedeute aber nicht, dass der Impfstoff nicht wirke: «Der Impfschutz beträgt nicht 100 Prozent, weshalb es durchaus vorkommen kann, dass sich auch geimpfte Personen noch anstecken.» Der Schutz vor einem schweren Verlauf beträgt bei Jungen rund 98 Prozent, bei älteren Menschen 97 Prozent. Zu diesem Schluss kommt eine kürzlich in «The Lancet» veröffentlichte Studie zum Pfizer-Impfstoff aus Israel.
Immunschutz ist nicht immer gleich stark
Die Impfung gegen das Coronavirus sei eine aktive Impfung, so Bieri. Sie regt das Immunsystem der geimpften Person zur Produktion von Antikörpern an. Aber gerade Schwerkranke und Hochbetagte verfügen über ein schwaches Immunsystem.
Das kann die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinflussen: «Sie bauen nicht keinen Immunschutz auf, aber einen schwächeren», erklärt Bieri. «Der Schutz ist immer noch deutlich höher als bei nicht-geimpften Bewohnerinnen und Bewohnern.» Die Folge: «Einzelne der hochbetagten über 90-jährigen, schwer kranken Bewohnerinnen und Bewohner hatten trotz Impfung einen schweren Verlauf.»
Das sei an sich nichts Neues, betont Bieri: Ähnliche Fälle seien bereits von der Grippeimpfung bekannt.
Impfung alleine ist noch kein Schutzkonzept
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus hat bei Menschen über 80 deutlich abgenommen: Immer wieder starben oftmals gleich mehrere Heimbewohner, nachdem sich das Coronavirus in einem Heim ausbreiten konnte. Doch die Fälle in Zürich beweisen, dass Ausbrüche in Heimen alleine mit der Impfung nicht unterbunden werden können.
Problematisch ist angesichts dessen die verhältnismässig niedrige Impfquote beim Pflegepersonal: Im Kanton Zürich haben sich bisher nur rund 52 Prozent des Heim-Personals impfen lassen, schrieb die «NZZ am Sonntag».
«Die Schutz- und Hygienemassnahmen müssen weiterhin konsequent umgesetzt werden», schlussfolgert die Direktorin der Zürcher Pflegezentren. «Neben den Mitarbeitenden sollten sich auch die Besucherinnen und Besucher impfen lassen, um das Virus nichts ins Heim zu tragen.»