Coronavirus im Lachs: Schweizer Züchter wehrt sich gegen Vorwürfe

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Lostallo,

China macht europäischen Lachs für den neuen Corona-Ausbruch verantwortlich. Ein Schweizer Züchter wehrt sich – das Problem seien die chinesischen Bedingungen.

Coronavirus Lachs unbedenklich
Corona-Gefahr durch Lachsfleisch? «SWISS LACHS» widerspricht – und führt hohe Hygienestandards an. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Chinesische Behörden machen europäischen Lachs für den Corona-Ausbruch verantwortlich.
  • Ronald Herculeijns von «SWISS LACHS» hält die Anschuldigungen für nicht haltbar.
  • Das Problem dürften vielmehr die hygienischen Bedingungen auf den Märkten Chinas sein.

In China geht die Angst vor einer zweiten Corona-Welle um: Seit Tagen gibt es in Peking zahlreiche Neuinfektionen. Ausgangspunkt des lokalen Ausbruchs war der Lebensmittel-Grossmarkt Xinfadi. Dort soll das Virus auf dem Schneidebrett eines Fischverarbeiters gefunden worden sein – zuvor wurde wohl Lachs filetiert.

Chinesische Experten zogen die Schlussfolgerung, dass mit dem Coronavirus kontaminierter Lachs aus Europa verantwortlich sein könnte. Auch wenn das Virus nicht auf Fische übertragen werden kann: Ein infizierter europäischer Fischfarm-Mitarbeiter hätte Viren auf den Lachsen hinterlassen können.

Schweizer Lachszüchter zeigt sich unbeeindruckt

«Wir machen uns deswegen keine Sorgen», sagt Ronald Herculeijns, Direktor Sales und Marketing bei «SWISS LACHS». Das Unternehmen ist der einzige Schweizer Lachsproduzent: In Lostallo GR, nahe dem Tessin, wird seit 2018 umweltverträglich und nachhaltig Lachs gezüchtet und verarbeitet.

Lachs unbedenklich coronavirus
SWISS LACHS produziert in Lostallo GR umweltverträglich Atnibiotika- und Chemikalienfreien Lachs. - zVg

Das neue Produkt finde reissenden Absatz, so Herculeijns. Auch wenn das Coronavirus dem Geschäft einen leichten Dämpfer verpasst hat, blickt er unbeeindruckt auf die Anschuldigungen aus China. «Die Vorwürfe sind unhaltbar.»

Hohe Hygienestandards in Europa schon vor dem Coronavirus

Man habe in der Coronakrise die ohnehin schon strengen Hygienevorschriften noch einmal verschärft: Um die Personaldichte zu senken, wurde der Schichtbetrieb eingeführt, Händlerkontakte wurden auf ein Minimum reduziert.

«Im Umgang mit den Fischen waren die Hygienevorschriften schon vor Corona hoch», versichert Herculeijns. Selbst wenn es einen Corona-Fall unter der Belegschaft gegeben hätte – Schutzhandschuhe und -Anzüge sind in der Fischverarbeitung Pflicht. Auch die Schneidebretter werden ständig desinfiziert.

Coronavirus Lachs kontamination unbedenklich
Bereits vor der Corona-Krise herrschten im Umgang mit den toten Tieren hohe Hygienestandards. - Keystone

Das sieht in China ganz anders aus: «Das Filetieren ist in China deutlich billiger und wird deshalb von den Händlern vor Ort gemacht», erklärt Herculeijns. In China würden jedoch deutlich geringere Standards gelten als in Europa. «Da sollten Sie erst einmal bei sich selber die Bedingungen anschauen, ehe sie die Europäer beschuldigen.»

Norwegen wehrt sich

Während die Lachsfarm in Lostallo einzigartig in der Schweiz ist, ist Norwegen der grösste Lachsproduzent weltweit. Lachse werden in Netzen in den Fjorden gezüchtet. Diese Art der Lachszucht ist zwar unökologisch, doch die Hygienevorschriften in der Verarbeitung sind ähnlich streng wie in der Schweiz.

Coronavirus Lachs unbedenklich
Sind mangelnde Hygienevorschriften in europäischen Lachszuchten für den neuen Ausbruch des Coronavirus in China verantwortlich? Bild eines Zuchtbeckens in Lostallo. - Keystone

«Europa hat sehr hohe Hygienestandards», bestätigt Herculeijns. Dies sei in Norwegen nicht anders als in der Schweiz. Dass das Virus tatsächlich über kontaminierten Lachs aus Europa nach Peking kam, hält der Fachmann für äusserst unwahrscheinlich.

Auch die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht keine Probleme. «Norwegische Fischprodukte sind sicher», heisst es in einer Mitteilung in Bezug auf das Coronavirus.

Bei «SWISS LACHS» sorgt man sich derweil nicht: «Wir könnten dreimal so viel Lachs verkaufen, wie wir produzieren.»

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