Eine Chronologie der Unwetter im Misox GR
Externe Experten präsentierten am Montag in Lostallo GR eine Analyse der Unwetter im Misox, die in Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden erstellt wurde.
Eine neue Analyse fasst die Unwetter im Misox GR zusammen. Externe Experten stellten sie zusammen mit kantonalen Behörden am Montag in Lostallo GR vor. Starke Gewitter führten am 21. Juni im Bündner Südtal Misox zu zahlreichen Murgängen, die Verwüstungen im ganzen Tal hinterliessen.
Zwei Personen wurden getötet. Eine Person gilt nach wie vor als vermisst. Eine Chronologie fasst die Ereignisse von diesem Juniabend bis zu den aktuellen Sanierungsarbeiten zusammen.
Flüsse treten über Ufer
21. Juni 2024: Nach 18 Uhr führen heftige Gewitter und Regenfälle im Misox zu grossflächigen Überschwemmungen. Flüsse treten über die Ufer, Strassen werden überflutet. Nach Angaben der Messstation in Lumino steigt die Durchflussmenge der Moesa von 50 Kubikmetern pro Sekunde auf fast 650.
Durch die Wucht des Wassers wird die Autobahn A13 zwischen Soazza und Lostallo auf einer Länge von 200 Metern unterspült. In Sorte werden drei Häuser und drei Fahrzeuge weggeschwemmt. Mehrere Dutzend Personen werden evakuiert.
22. Juni 2024: Der Kanton Graubünden gibt in einem Communiqué bekannt, dass drei Personen vermisst werden, eine vierte wurde aus den Trümmern geborgen.
Eine Person leblos gefunden
23. Juni 2024: Eine der vermissten Personen wird von den Rettungskräften leblos geborgen. Die San-Bernardino-Achse bleibt blockiert und das Astra ermittelt, wie lange. Bundesrat Ignazio Cassis und die Präsidenten der Regierungen von Graubünden und des Tessins besuchen die Region.
24. Juni 2024: Die Axpo meldet, dass sich die Kraftwerke und Staumauern in einem sicheren Zustand befänden.
25. Juni 2024: Um dem Verkehrsnotstand nach der Sperrung der A13 zu begegnen, kündigt die SBB an, das Angebot auf der Nord-Süd-Achse deutlich zu erhöhen.
Spendenkonto eröffnet
27. Juni 2024: Nach einer ersten Schätzung beläuft sich der durch die starken Gewitter verursachte Schaden auf 38 Millionen Franken, wie die Gemeinde Lostallo an einer Pressekonferenz mitteilt. Durch das Unwetter wurden fünf Gebäude, darunter drei Wohnhäuser, vollständig zerstört. Zudem wurden rund 100 Hektar Ackerland beschädigt.
Zur Deckung der restlichen Kosten, die weder durch Versicherungen noch durch öffentliche Beiträge gedeckt sind, eröffnet die Gemeinde Lostallo ein Spendenkonto. Am Abend gibt die Kantonspolizei Graubünden bekannt, dass in der Moesa die Leiche einer Frau gefunden wurde.
5. Juli 2024: Die Autobahn A13 zwischen Lostallo und Mesocco wird teilweise wiedereröffnet. Die Arbeiten werden in Rekordzeit abgeschlossen.
17. Juli 2024: Die sechs von den Überschwemmungen betroffenen Gemeinden gründen ein Spendenkomitee. Der Vizepräsident der Region Moesa, Graziano Zanardi, bestätigt, dass die Gemeinde Lostallo 300'000 Franken gesammelt hat, die Region rund 800'000.
Grosse Auswirkungen auf lokale Wirtschaft
20. Juli 2024: Rund 190 Freiwillige aus dem Tessin, Italien und der Deutschschweiz helfen bei der Räumung, der Reinigung der Wiesen und der Wiederherstellung.
22. Juli 2024: An einer öffentlichen Versammlung informiert die regionale Koordinationsgruppe die Bevölkerung über den aktuellen Stand der Projekte. Laut einer Mitteilung des Kantons hat das Unwetter grosse Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, insbesondere auf den Tourismussektor.
37 Unternehmen melden sich für Kurzarbeit an. Das Spendenkomitee wird von Nationalrätin Anna Giacometti (FDP) präsidiert. Sie amtete beim Bergsturz von Bondo GR 2017 als Gemeindepräsidentin.
Fortschritte nach Unwetterschäden
26. Juli 2024: Die Region aktualisiert die Spendenzahlen. 990'000 Franken gehen auf das Konto der Region Moesa, 625'000 Franken auf jenes der Gemeinde Lostallo und weitere 175'000 Franken auf das Konto der Landwirtschaft. Die Kantonsstrasse durch Sorte wird wieder einspurig geöffnet.
7. August 2024: Beginn der Arbeiten am Geschiebesammler in Ria del Bianch oberhalb des erheblich beschädigten Weilers Sorte, der eine doppelte Funktion haben wird: Lagerung von Material und Schutz des Dorfes.
30. August 2024: Beginn der Arbeiten am Geschiebesammler 2 in Sorte, der zusammen mit dem ersten Sammler ein Fassungsvermögen von rund 300'000 Kubikmetern haben wird. Ausserdem beginnen die Arbeiten zur Wiederherstellung der am stärksten betroffenen landwirtschaftlichen Flächen. Die Behörden rechnen mit Kosten von zwei bis drei Millionen Franken.
Freigabe der A13
3. September 2024: Um 5 Uhr morgens wird die Autobahn A13 zwischen Lostallo und Mesocco auf allen vier Fahrspuren wieder vollständig freigegeben. Die Kosten für den Wiederaufbau belaufen sich auf fünf bis sieben Millionen Franken. Das Bundesamt für Strassen versichert, dass entlang des 120 Meter langen Bodenrisses bei Mesocco keine weiteren Bewegungen festgestellt wurden.
10. September: Die Armee transportiert gespendetes Futter zu den Landwirten im betroffenen Gebiet. 1600 Ballen Heu und 300 Silos werden geliefert, wovon 25 Betriebe profitieren.
9. Oktober: Eine Tiefbautruppe arbeitet an der Wiederherstellung von zwei landwirtschaftlichen Flächen in Soazza und Lostallo, die noch von den Überschwemmungen verschüttet sind. Das Material wird in das Depot in Sorte gebracht.
Säuberung, Landwirtschaft und Infrastruktur
27. September 2024: 12 Zivilschützer helfen zwei Tage lang, den Fluss Moesa von San Vittore bis Sorte zu säubern. Insgesamt sammeln sie über eine Tonne meist metallisches Material ein.
9. Oktober: Zwei landwirtschaftliche Flächen in Soazza und Lostallo werden mit Unterstützung des Zivilschutzes saniert. Laut einem Communiqué der regionalen Koordinationsgruppe belaufen sich die Kosten für die Wiederherstellung der rund 100 beschädigten Hektaren auf 2,8 Millionen Franken.
7. November: Die Arbeiten zur Wiederherstellung der einzigen Quelle in der Gemeinde Lostallo sind laut einer Mitteilung der Regionalen Koordinationsgruppe fast abgeschlossen. Auch die Dämme entlang des Flusses Moesa flussabwärts der Sorte-Brücke sind fast fertig.