Coronavirus: Immer noch viel Zulauf für Long-Covid-Beratung
Infektionen mit dem Coronavirus sind kein grosses Thema mehr – aber die Zahl der Long-Covid-Fälle nimmt weiter zu. Schweizer Kliniken erhöhen ihre Kapazitäten.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer noch leiden zahlreiche Menschen an den Nachwirkungen einer Corona-Infektion.
- Anlaufstellen für Long-Covid-Patienten haben weiterhin viele Anfragen.
- Eine Schweizer Reha-Klinik muss gar stetig ihre Kapazitäten erhöhen.
Dank der milderen Omikron-Varianten ist das Coronavirus für viele Menschen kein grosses Thema mehr. Anders sieht das aber bei jenen Personen aus, die auch lange nach ihrer Infektion noch Symptome verspüren. Denn diese werden immer mehr.
Reha-Kliniken mit einem Long-Covid-Programm platzen bereits aus allen Nähten. «Die Anfragen nehmen immer noch stetig zu», heisst es etwa in der Klinik Gais im Kanton Appenzell-Ausserrhoden. Diese eröffnete im Sommer 2021 ein Long-Covid-Programm mit Platz für zehn Patienten.
«Wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass ein grösserer Bedarf besteht», erklärt Chefarzt Holger Hass gegenüber Nau.ch. Die Kapazitäten seien dann auf 20 Patienten erhöht worden.
Dann war auch das nicht mehr genug. «Plötzlich gab es eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten», erzählt der Facharzt für Innere Medizin. Mittlerweile hat man Platz geschaffen für bis zu 25 Patienten, die Wartezeiten betragen noch knapp vier bis sechs Wochen.
Die Appenzeller Klinik blickt daher nicht ohne Sorge in die Zukunft. «Wir planen, bald auf 30 Patienten zu erhöhen. Das ist dann aber wohl unser Limit», so der Chefarzt.
Auch Long-Covid-Sprechstunden sehr gut besucht
Es gibt aber in der Schweiz auch andere Anlaufstellen für Betroffene. Verschiedene Spitäler bieten eine Long-Covid-Sprechstunde an, bei der Menschen mit entsprechenden Symptomen Hilfe erhalten können.
Die Nachfrage sei «nach wie vor gross», bestätigt etwa das Berner Inselspital. Es gebe täglich neue Anmeldungen, die Wartezeit betrage aktuell mehrere Wochen, so das Spital gegenüber Nau.ch.
Auch beim Zürcher Universitätsspital (USZ) müssen Betroffene in nicht dringenden Fällen etwa vier Wochen auf einen Termin warten. «Das ist gleich lang wie bei anderen Krankheiten», bestätigt das Spital. «Wenn zum Beispiel ein Hausarzt dringende Symptome beschreibt, geht es auch schneller.»
Auch milde Krankheitsverläufe des Coronavirus enden in Long Covid
Leider garantiere auch die mildere Omikron-Variante des Coronavirus kaum, dass die Long-Covid-Fälle in den nächsten Monaten abnehmen werden. «Es ist nicht so, dass nur Long-Covid bekommt, wer zuvor auf der Intensivstation war. Meistens beobachten wir gerade das Gegenteil», so Hass.
Am häufigsten leiden Betroffene an Müdigkeit, in der Fachsprache als Fatigue bezeichnet. Neben den ebenfalls typischen Atembeschwerden sind auch Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit möglich. «Es gibt bis zu 40 verschiedene Symptome», so der Chefarzt. «Dazu sogar einige, die mich selbst überrascht haben, etwa Haarausfall.»
Viele Patienten in der Klinik in Gais infizierten sich im Sommer 2021 mit dem Coronavirus. Zur Erinnerung: Etwa zehn Prozent der Infizierten entwickelt Long Covid.