Coronavirus: Impfgeschädigte warten immer noch auf Abfindung
Impfgeschädigte in der Schweiz warten noch immer auf Entschädigungen. Betroffene fühlen sich vom Bund im Stich gelassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Impfgeschädigte in der Schweiz melden sich zu Wort und fühlen sich vergessen.
- Eigentlich wären Entschädigungen vorgesehen - bisher wurden aber keine ausgesprochen.
- Betroffene sagen, dass das Thema nach wie vor "tabuisiert" sei.
Während der Corona-Pandemie haben Impfungen weltweit geholfen, das Virus einzudämmen. Bei einigen Menschen jedoch haben die Impfungen schwerwiegende Nebenwirkungen verursacht. Bis heute leiden diese Menschen unter gesundheitlichen Problemen – und fühlen sich oft im Stich gelassen.
In der Schweiz ist gemäss Epidemiengesetz vorgesehen, in einem solchen Fall eine Entschädigung auszusprechen. Doch das zuständige Bundesamt für Gesundheit lässt sich damit reichlich Zeit – und hält sich laut «SRF» mit Informationen zurück.
Auf Anfrage schreibt das BAG demnach, dass rund 300 Gesuche beim Generalsekretariat des EDI eingegangen seien. Aber: «Bis heute wurden keine Entschädigungen gesprochen. Während der Pandemie mussten die Prozesse der Gesuchsbearbeitung neu etabliert werden.»
Schätzung: Zwischen 1200 und 1800 Impf-Geschädigte in der Schweiz
Eine Schätzung der Universitätsklinik Marburg in Deutschland schätzt, dass von 100'000 Geimpften etwa 20 bis 30 Personen schwere Gesundheitsschäden davongetragen haben. Nimmt man diese Angaben als Richtschnur für die Schweiz, könnten hierzulande zwischen 1200 und 1800 Menschen einen Impfschaden erlitten haben.
Zu den Leidtragenden gehört etwa die Tochter von Gregor Haabs. «Sie hat Schwindel, Migräneattacken und Gleichgewichtsprobleme. Zudem verursacht jede Anstrengung einen kleinen Crash», sagt der Präsident des Vereins Post Vakzin Syndrom Schweiz.
Er fügt ausserdem an, dass auch seine Ehefrau ähnliche Langzeit-Beschwerden nach der Impfung habe. «Sie leidet chronisch an Sichteinschränkungen, Schwindelanfällen und einer schweren Müdigkeit.»
«Das Thema ist nach wie vor tabuisiert»
Das Schweigen des Bundesamt für Gesundheit zu den Entschädigungen von Imp-Geschädigten stösst bei Haab deshalb auf grosses Unverständnis. Er sagt, dass Thema sei nach wie vor «tabuisiert» sei. «Über drei Jahre nach Beginn der Impfkampagne wird das nach unserem Empfinden unter den Tisch gewischt.»
Sein Verein hat mit den Gesundheitsbehörden in der Schweiz mehrfach das Gespräch gesucht und um Hilfe gebeten, heisst es in dem Bericht weiter. «Wir sind aber nicht durchgedrungen. Für Post-Vac wird nichts getan», bilanziert Haab.
Diesen Vorwürfen widerspricht das BAG. Auf Nachfrage von «SRF» schreibt das Bundesamt: «Das BAG nimmt das Thema sehr ernst und pflegt den Austausch mit verschiedenen Stakeholdern.» Von den eingereichten Gesuchen auf Entschädigung seien etwa 30 noch hängig.
Keine Kommunikation mit dem BAG
Eine Person, die auf einen BAG-Bescheid wartet, ist Michael Hirt. Vor eineinhalb Jahren hat der selbstständige Berater ein Gesuch für seine Frau eingereicht. Diese ist seit der Corona-Impfung im April 2021 praktisch vollinvalide." «Sie verbringt 18 Stunden im Tag liegend, die restlichen Stunden im Rollstuhl.»
Sie könne nicht für sich selbst sorgen und sei auf Betreuung angewiesen. Bei der heute 57-Jährigen stellten die Ärzte demnach das POTS-Syndrom fest. Sobald sie aufrecht sitzt oder steht, fängt der Puls an zu rasen, dazu kommen Benommenheit und Schwindel.
Auch beim Sohn des Ehepaares Hirt wurde demnach POTS diagnostiziert. Sein Studium habe der 22-Jährige abbrechen müssen. Michael Hirt erklärt, das BAG habe von ihm im Juni 2023 weitere Unterlagen verlangt. Seither habe er nichts mehr gehört. Es gebe auch keine Kommunikation mit dem Bundesamt.
Er betont aber auch, dass er sich nicht mehr mit den Behörden herumschlagen wolle. Sein Fokus liege auf der Familie. Mit ein paar wenigen Vertrauten, hätten sie sich so eingerichtet, «dass irgendwo ein lebenswertes oder lebenswerteres Leben für meine Frau und meinen Sohn möglich wird.» Eine Entschädigung würde dabei helfen.