Coronavirus: In den Kantonen lagern fast 300'000 Impfdosen
Das Wichtigste in Kürze
- Erst 37 Prozent der an die Kantone gelieferten Impfdosen wurden bis Freitag eingesetzt.
- Basel-Stadt hat 80 Prozent seiner Bestellungen verimpft, der Thurgau erst 17 Prozent.
- Dabei entscheiden die Kantone selbst, wie viele Impfdosen sie erhalten.
Die Impfung grosser Teile der Bevölkerung gegen das Coronavirus ist ein Mammutprojekt: Dass der Start der vielleicht grössten Impfkampagne der Schweizer Geschichte etwas holprig abläuft, überrascht daher wenig.
Dennoch machten die Zahlen des BAG vergangenen Freitag stutzig: Der Anteil der Geimpften in Basel-Stadt und dem Thurgau unterscheidet sich um das Fünffache. Und nicht nur das: In den Kantonen, die bisher wenig impfen, stapeln sich Impfdosen, die in anderen Kantonen ohne Probleme verteilt werden könnten.
Coronavirus: Jeder Kanton entscheidet selbst über die Impfstoff-Menge
Die Herausforderung beginnt bereits bei der Impfstoffverteilung unter den Kantonen. Maria Foursova, Mediensprecherin des BAG, erklärt das Verfahren: «Es gibt ein Kontingent gemäss der Bevölkerungszahl. Aber die Kantone bestellen innerhalb von diesem Kontingent die Menge Impfdosen, die ihren Impfkapazitäten entsprechen. Die Menge der gelieferten Dosen ist also oftmals kleiner als jene, die dem Kanton als Kontingent zusteht.»
Die Kantone entscheiden also bis zu einer Obergrenze selbst, wie viel Impfstoff sie einsetzen können. Entsprechend haben nicht alle Kantone gleich viele Dosen bestellt, beziehungsweise erhalten. Spitzenreiter Uri hat bereits für 10,4 von 100 Einwohnern Impfstoff gebunkert, in Bern sind es 3,77. Der Durchschnitt liegt bei 5,3 Impfdosen.
Besonders die grossen Kantone haben sich bei der Bestellung zurückgehalten: Für die einwohnerreichen Flächenkantone ist die Impfkampagne eine besonders grosse Herausforderung. Dies haben Zürich und Bern bei der Bestellung berücksichtigt – und sich zurückgehalten.
Kantone bunkern den Impfstoff
In anderen Kantonen klaffen bestellte und verimpfte Mengen deutlicher auseinander. Der Thurgau, St. Gallen und Neuenburg gehören bei den verimpften Dosen zu den Schlusslichtern – und haben dennoch überdurchschnittlich viel Impfstoff erhalten.
Die Folge: Unmengen an Impfdosen befinden sich noch ungenutzt in den Kantonslagern. Selbstverständlich ist eine gewisse Lagerhaltung unvermeidbar. Die Lieferungen kommen unregelmässig und es muss genügend Impfstoff für die zweite Impfung vorhanden sein.
Dennoch klaffen die Lagerbestände weit auseinander. Musterkind Basel-Stadt hat rund 80 Prozent des erhaltenen Impfstoffs bereits eingesetzt. Im Thurgau und in Neuenburg sind es nicht einmal 20 Prozent der bereits erhaltenen Dosen, welche auch verimpft wurden. Schweizweit wurden erst 37 Prozent der Impfdosen von den Kantonen eingesetzt: Fast 290'000 der verteilten 458'000 Dosen befinden sich in den Lagern der Kantone.
Uri erklärt: Erst drei Pakete erhalten
Uri hat die verhältnismässig grösste Menge an Impfstoff erhalten – und im Vergleich zur Bevölkerungszahl auch überdurchschnittlich viele Personen geimpft. Adrian Zurfluh, Mediensprecher des Urner Sonderstabs Covid-19, erklärt das Problem eines kleinen Kantons. «Die Impfstoffe kommen in Paketen von 975 Dosen – davon haben wir genau drei Stück erhalten.»
Die Lagerbestände seien in Uri nur kurzfristig hoch: «Wir erhalten voraussichtlich erst am 15. Februar wieder eine Lieferung von Pfizer.» Bis dahin habe man die Lagerbestände locker verimpft: «Der Bund soll nur liefern, wir können noch mehr verimpfen», so Zurfluh.
Die Impfbereitschaft sei hoch und die Kampagne mache grosse Fortschritte: «Alle impfbaren Personen in Urner Alters- und Pflegeheimen haben die erste Dosis erhalten.» Die Lagerbestände werden nun zu einem guten Teil für die Zweitimpfungen benötigt.