Coronavirus: Junge haben mehr Probleme in der Arbeitswelt
Noch immer wirkt sich das Coronavirus auf die Psyche junger Menschen aus. Einige haben Mühe, sich in der Arbeitswelt zurechtzufinden. Ihnen fehlen Kompetenzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die psychische Belastung ist bei jungen Menschen in der Schweiz noch immer hoch.
- Während der Pandemie konnten viele ihre sozialen Kompetenzen nicht trainieren.
- Sie haben es nun im Berufs- und Schulalltag umso schwerer.
Es ist nichts Neues: Das Coronavirus hat den Menschen in der Schweiz eindeutig auf die Psyche geschlagen. Doch wider Erwarten bleibt die Belastung bei jungen Menschen auch heute noch hoch.
So meldeten sich im ersten Halbjahr 2022 vermehrt Kinder und Jugendliche wegen Ängsten bei Pro Juventute, wie SRF schreibt. Die Stiftung vermutet aktuelle Spannungen als Gründe: «Durch den Ukrainekrieg, die drohende Inflation sowie die Klima- und Energieproblematik haben wir eine Multikrise.»
Für den Berner Kinder- und Jugendpsychologen Philipp Ramming ist klar: «Hintergrund ist Corona. Während der Pandemie konnten Jugendliche ihre sozialen Kompetenzen nicht trainieren. Für solche, die Hilfe bräuchten beim Erwachsenwerden, ist die Begleitung weggefallen.»
Das wirkt sich nun noch immer auf die Betroffenen aus: Sie haben umso mehr Mühe, im Leben – und erst recht in der Arbeitswelt – Fuss zu fassen. «Jugendliche, die bereits vorher nicht sicher waren, wurden so richtig ins kalte Wasser geschmissen.»
Mit Angststörung «kann man Anforderungen nicht entsprechen»
Laut Pro Juventute sind seit dem Coronavirus bei Jungen unter anderem Ängste ein verbreitetes Problem. Das ist bei der Arbeit nicht einfach: Leidet jemand gar unter einer Angststörung, «hindert es ihn daran, Dinge zu tun, die er machen will», so Ramming.
Diese Ängste können so weit gehen, dass man sich nicht einmal mehr traut, zum Briefkasten zu gehen. «So kann man den Anforderungen im Job nicht entsprechen.»
In Oberstufe und Gymnasien sind die Lehrpersonen laut dem Experten stark auf das Thema der psychischen Gesundheit sensibilisiert. Anders in den Lehrbetrieben: «Dort sind die Lehrmeister sehr gefordert. Für sie ist es schwierig zu wissen, was zu tun ist, wenn es Lernenden nicht gut geht.»
Das Problem sei oft, dass weder Lehrer noch Lehrmeister erkennen würden, wenn es Jugendlichen nicht gut geht. Ramming zeigt sich dennoch hoffnungsvoll: «Die Leute sind in Sachen psychische Gesundheit seit Corona besser sensibilisiert. Es gibt heute auch gute Hilfsangebote – wenn auch nicht genug!»