Coronavirus: Kippt jetzt die Stimmung in der Schweiz?
Bern, Zürich, Zug: Es finden wieder jedes Wochenende Demos gegen die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus statt. Die Stimmung ist aufgeheizt. Kippt sie?
Das Wichtigste in Kürze
- Über 200'000 Schweizer haben die Petition «Lockdown Stop» unterschrieben.
- Auch bei den Jungen wächst der Unmut über die Corona-Einschränkungen.
- «Ohne die Mutation wäre die Stimmung deutlich besser», so Polit-Geograph Michael Hermann.
In Zürich kommt es aufgrund der Corona-Pandemie zu mehr Jugendgewalt. Die Polizei erhöht deshalb die Präsenz.
Auch an anderer Front zeigt sich der Corona-Frust: Fast jedes Wochenende wird gegen die Massnahmen demonstriert. Dieses Wochenende in Zürich, zuvor in Zug und Bern.
War die Akzeptanz der Regeln im Kampf gegen das Coronavirus im ersten Lockdown noch gross, ist diese nun am Bröckeln. Die SVP-Petition «Lockdown Stop» haben schon über 200'000 Schweizer unterschrieben.
Dass die Schweiz einen Stimmungstaucher erlebt, beobachtet auch der Meinungsforscher und Politik-Geograph Michael Hermann. Seine Forschungsstelle Sotomo führt seit einem Jahr Umfragen zur Corona-Stimmung in der Schweiz durch. «Der grosse Stimmungsbruch kam im November – nach dem Hoch vom Sommer», sagt Hermann zu Nau.ch.
Die Stimmung sei wegen der strengeren Corona-Regeln bis heute nicht besonders gut. Am grössten seien der Frust und die Stimmungsschwankungen bei den Jungen. «Sie sind doppelt belastet, weil sie am wenigsten vom Coronavirus betroffen sind, ihnen aber am meisten genommen wird», so Hermann.
Ihre Ressourcen seien denn auch am schnellsten aufgebraucht. Im Gegensatz zu den anderen Generationen, die noch Ressourcen hätten, so Hermann. Deshalb würde er die aktuelle Stimmung in der Bevölkerung auch nicht als katastrophal bezeichnen.
Mutation des Coronavirus zehrt an Nerven
Ein Miesmacher ist aus der Sicht des Polit-Geographen das mutierte Virus. «Die Stimmung wäre deutlich besser ohne die Mutation. Sie hat vielen das Gefühl genommen, die Pandemie könnte schnell vorüber sein. Das zehrt.»
Hinzu kommt, dass Experten aus dem In- und Ausland uneinig darüber sind, wie gefährlich das mutierte Virus wirklich ist. In der Schweiz warnt die Taskforce, es könnte zu einer dritten Welle kommen. Der ehemalige Mister Corona Daniel Koch hingegen widerspricht. Er glaubt nicht, dass die britische Variante des Coronavirus sehr viel ansteckender ist.
Kann die Stimmung in der Bevölkerung noch stärker ins Negative kippen?
«Je länger es weitergeht, desto mehr nerven sich diejenigen, welche die Massnahmen zu streng finden». Das dies ausarten könnte, wie etwa bei den Jugend-Protesten in den Niederlanden, davon geht Hermann nicht aus.
«Ich sehe zurzeit keine Gefahr für Aufstände in der Schweiz, auch wenn es bei den Jungen brodelt», sagt der Polit-Geograph.