Coronavirus: Daniel Koch zweifelt an ansteckenderer Mutation
Der Ur-«Mr. Corona» mischt sich in die Mutations-Debatte ein. Daniel Koch glaubt nicht, dass die britische Variante des Coronavirus sehr viel ansteckender ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz befindet sich auch wegen der britischen Corona-Mutation weiter im Lockdown.
- Daniel Koch zweifelt daran, dass die neue Variante tatsächlich massiv ansteckender ist.
- Seine Prognose: Der Anteil der Mutanten wird steigen, die Zahlen aber weiterhin sinken.
Es ist die alles entscheidende Frage im Kampf gegen das Coronavirus: Wie viel ansteckender sind die neu entdeckten Mutationen? Die in der Schweiz bereits weitverbreitete «britische» Variante ist gemäss der wissenschaftlichen Taskforce 50 Prozent besser übertragbar als das «Ur-Corona».
Deshalb warnen die Wissenschaftler wie auch der Bundesrat eindringlich vor einer kurz bevorstehenden Explosion der Fallzahlen. Gesundheitsminister Alain Berset machte am 3. Februar klar, dass der aktuelle Lockdown wohl verlängert wird.
Schon einige Tage zuvor mischte sich eine gewichtige Stimme in die Mutations-Debatte ein. In Stefan Büssers Podcast «Hockdown» nimmt Daniel Koch am 29. Januar ausführlich Stellung zu den bösen Mutanten.
Das Gespräch mit dem langjährigen Chef der Abteilung für übertragbare Krankheiten im BAG wurde allerdings erst gestern Samstag veröffentlicht.
Daniel Koch ist zurück im Hockdown-Podcast. In dieser Folge beantworten wir eure Fragen zu Themen wie Corona-Mutationen, Ansteckungen in Schulen und Wirksamkeit von Lockdowns.https://t.co/ynhBwZDTJH
— Stefan Büsser (@stefanbuesser) February 13, 2021
Im Talk beantwortet der «Mr. Corona» der ersten Welle Fragen der Zuhörer. Viele davon drehen sich um die neuen Virus-Typen.
Koch, der im ganzen Gespräch zuversichtlich klingt, warnt dabei vor Panik wegen den Virus-Veränderungen. Er freue sich nach dem schwierigen Winter bereits auf eine «Positiv-Spirale».
Daniel Koch: Mutanten-Anteil steigt, Zahlen sinken
«Das Virus wird sich immer verändern», hält der seit kurzem pensionierte Beamte fest. Das besage bereits die Evolutionstheorie. Wie stark eine Änderung der Ansteckungsfähigkeit aber ist, sei «sehr schwer zu messen.»
Koch ist jedoch optimistisch. «Ich denke nicht, dass die Zahlen aus England wirklich das abbilden, was das Virus mit höherer Ansteckung verursacht.»
Gerade Dänemark habe das Virus trotz hohem Mutanten-Anteil gut unter Kontrolle. Klar sei jedoch: «Wenn das neue Virus auch nur ein bisschen besser übertragbar ist, wird dessen Anteil an allen Fällen steigen.»
Das bedeute allerdings nicht, dass deshalb auch die allgemeinen Fallzahlen stark steigen. «Ich denke, das Gegenteil wird passieren: Die gesamten Neuinfektionen werden zurückgehen, der Prozentsatz der Mutationen aber steigen.»
Coronavirus wird wohl ansteckender
Langfristig Entwarnung gibt Koch dennoch nicht: «Das Virus wird sich definitiv in die Richtung bewegen, ansteckender zu werden.» Das habe mit der Natur zu tun und sei «reiner Darwinismus», erklärt der 65-Jährige.
Sicher ist: Die Entwicklung der Fallzahlen seit den Einschätzungen am 29. Januar gibt Koch bisher recht. Sowohl die Neuinfektionen wie auch die Positivitätsrate sind weiterhin in einem langsamen, aber konstanten Sinkflug.
Ausserdem sind die Fallzahlen des Coronavirus in den Mutanten-Hotspots Irland, England und Südafrika deutlich rückläufig.
Der jüngst von der ETH geschätzte und vom BAG publizierte R-Wert liegt nach einer massiven Korrektur nach unten bei 0,89.
Bundesrat entscheidet am Mittwoch
Welche Schlüsse die Landesregierung aus den Zahlen zieht, zeigt sich am Mittwoch. Dann tritt der Bundesrat nach den Sportferien zu einer Sitzung zusammen. Allfällige erste Lockerungsschritte schliesst Alain Berset mittlerweile nicht mehr aus.
Definitive Entscheide werden allerdings erst für den 24. Februar erwartet. Der Bundesrat dürfte für alle weiteren Schritte vorerst die Kantone konsultieren. Diese Vorgehensweise würde der Regierung erlauben, die epidemiologische Lage um das Coronavirus noch eine Woche länger zu beobachten.