Coronavirus: Mädchen nach Impfung von Skeptiker-Kindern gemobbt

Carine Meier
Carine Meier

Frauenfeld,

Seit Anfang Jahr können sich Kinder unter 12 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. Ein Fall aus dem Kanton Thurgau zeigt, dass dies auch zu Mobbing führt.

Coronavirus
Ein Mädchen im Kanton Thurgau wurde nach der Corona-Impfung von Skeptiker-Kindern angegangen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Kinder sind in der Schweiz bereits gegen das Coronavirus geimpft.
  • Das kann zu Streit führen, wenn zum Beispiel die Eltern der besten Freunde Skeptiker sind.
  • Ein Vater erzählt gegenüber Nau.ch, wie seine Tochter nach der Impfung gemobbt wurde.

Seit Anfang Januar werden in der Schweiz vermehrt auch Kinder unter 12 Jahren gegen das Coronavirus geimpft. Damit erreicht der Graben zwischen Impfskeptikern und -Befürwortern auch die Jüngsten in unserer Gesellschaft.

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Am eigenen Leib erfahren hat das ein Vater aus dem Kanton Thurgau. Nach der Impfung gegen das Coronavirus wurde seine siebenjährige Tochter von Skeptiker-Kindern gemobbt und ausgeschlossen.

Kind wegen Schwurbler-Theorie ausgeschlossen

«Sie darf nicht mehr mit ihrer besten Freundin spielen, weil deren Eltern Angst vor ‹Shedding› haben», erklärt L.T.* gegenüber Nau.ch. Dabei handelt es sich um eine Schwurbler-Theorie, dass Geimpfte das Spike-Protein des Coronavirus auf Ungeimpfte übertragen können.

«Ich fand es seltsam, dass das Nachbarsmädchen nicht wie sonst immer am Sonntag bei uns geläutet hat», so der Vater. Als er dann nachgefragt habe, hätten ihm die Eltern gesagt, das sei wegen der Impfung. «Mein Nachbar ist leider vollkommen in diese Verschwörungstheorien abgeglitten», erklärt T. weiter.

«Du wirst sterben»

Doch das war erst der Anfang. Am Tag darauf sei die Siebenjährige auf dem Schulweg von Skeptiker-Kindern angegangen worden. «Sie sagten zu ihr: ‹Du bist geimpft, du wirst sterben›», berichtet der Vater weiter.

Schulkinder
Schulkinder auf dem Weg zur Schule. (Symbolbild) - Keystone

Zum Glück sei seine Tochter nicht auf den Mund gefallen und habe geantwortet: «Nein, ich bin jetzt geschützt.» Das Kind sei vor der Impfung von seinen Eltern in die Entscheidung miteinbezogen worden und daher gut informiert.

Inzwischen habe sich die Situation aber wieder beruhigt. Die Impfung wurde auch in der Schule thematisiert, wo die Reaktionen von anderen Kindern deutlich positiver ausgefallen seien.

Trotzdem: Diese Geschichte scheint kein Einzelfall zu sein. Als der Vater die Erlebnisse seiner Tochter auf Twitter teilt, berichten viele von Ähnlichem. So wollen andere Kinder zum Beispiel lieber niemandem erzählen, dass sie geimpft sind.

Coronavirus: Eltern instrumentalisieren Kinder

Bei Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche herrscht aber indes noch kein Alarm. So schreibt etwa Pro Juventute auf Anfrage: «Dieses Thema ist bei unseren Beratungen bisher nicht aufgekommen.»

Dass Kinder bei Themen wie der Corona-Pandemie oft die Meinung der Eltern aufgreifen und verbreiten, ist aber nichts Neues. «Kinder und Jugendliche werden von verschiedenen Gruppen instrumentalisiert, auch von den Eltern oder massnahmenkritischen Gruppen», erklärt man bei Pro Juventute. Bei den täglich rund 700 bis 800 Gesprächen mit Jugendlichen habe die Organisation kaum je Diskussionen zur Impfung führen müssen.

*Name der Redaktion bekannt

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