Coronavirus: Murtner Arzt schürt Angst mit Impf-Lügen
Ein Murtner Hausarzt schwurbelt bei Vorträgen zum Coronavirus von schlimmen Impf-Folgen. Die gepikste Haut würde etwa magnetisch. Experten schütteln den Kopf.
Das Wichtigste in Kürze
- Christian Zürcher ist Impf-Skeptiker und Hausarzt in Murten.
- Vor grossem Publikum verbreitet er Fake News zum Corona-Piks.
- «Alles Hokus Pokus», sagen Experten.
Christian Zürcher erlangte bereits im letzten Sommer grosse Bekanntheit in der Skeptiker-Szene. Der Hausarzt sorgte mit dem Satz «Corona ist Fantasy» für Stirnrunzeln.
Doch damit nicht genug: Der Murtner hält seither regelmässig Vorträge. Dem Publikum erzählt er von den angeblich schlimmen Nebenwirkungen, wenn man sich gegen das Coronavirus impfen lässt.
So zum Beispiel Anfang September in der Nähe von Bern. In den Räumen eines Kirchgemeinde-Hauses schwurbelt er an einer Veranstaltung, die sich an Jugendliche und Eltern richtet: Die Covid-Impfung magnetisiere den Körper.
Testen könne man dies ganz einfach. Würden gegen das Coronavirus Geimpfte eine Nagelschere auf die nackte, gepikste Haut halten, bleibe diese haften. «Es ist offenbar Teil der Absichten, die in diesen Injektionen mit dabei ist: Man will die Leute aus bestimmten Gründen magnetisieren.»
«Alles im Bereich des Hokus Pokus anzusiedeln»
Experten können bei den Aussagen des Skeptiker-Arztes nur den Kopf schütteln. Im «SRF Kassensturz» sagt Thomas Rosemann, Professor für Hausarztmedizin an der Uni Zürich: «Das ist absurd. Biologisch ist überhaupt nicht nachvollziehbar, wie die Impfung den Körper magnetisieren soll.»
Zürcher legt beim Vortrag noch einen obendrauf: 80 Prozent der schwangeren Frauen in Amerika, die sich impfen haben lassen, sollen später ihr Kind verloren haben.
Auch das stuft Rosemann als reinen «Hokus Pokus» ein. «Das widerspricht jeder wissenschaftlichen Erkenntnis. Sie zu verunsichern und von einer Impfung abzuhalten ist schlichtweg unverantwortlich.»
Strafanzeige wegen Impf-Fake-News zum Coronavirus
Die Vereinigung «Ärztinnen und Ärzte Freiburg» hat Zürcher mittlerweile ausgeschlossen. Der Freiburger Kantonsarzt Thomas Plattner ergriff sogar zusätzliche Massnahmen: Er leitete ein administratives Verfahren gegen den Arzt ein, die Untersuchungen führten zu einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.
Grund für den Schritt war unter anderem auch, dass Zürcher Massenbriefe an seine Patienten verschickte. Im Kampf gegen Corona verwies er auf Chlordioxidlösung. Swissmedic warnte bereits letztes Jahr vor der Einnahme des ursprünglichen Desinfektionsmittels. Als Medikament ist dieses nicht zugelassen.
Christian Zürcher selbst wollte sich auf Anfrage des «Kassensturz» zur Kritik nicht äussern. Ebenso wenig zur Strafanzeige.