Coronavirus: Notstand in der Schweiz hat begonnen
In der Schweiz sind inzwischen 20 Personen am Coronavirus gestorben, mehr als 2330 sind infiziert. Seit Mitternacht gilt die «ausserordentliche Lage».
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz immer mehr aus.
- Mehr als 2330 Personen wurden bisher positiv getestet, 20 Personen verstarben.
- Unter 058 463 0000 hat das BAG eine Hotline aufgeschaltet.
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13.46: Drei Armeeangehörige in Airolo wurden nachweislich positiv auf das Coronavirus getestet. 20 weitere Personen weisen verdächtige Symptome auf und werden nun isoliert. Die entsprechenden Kompanien können nicht mehr eingesetzt werden.
Die Armee testet die betreffenden Personen bewusst nicht auf eine Infektion, so der Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage von CH Media. «Alle haben leichte Symptome. Deshalb erübrigt sich aus ärztlicher Sicht ein Test.»
Die Ansteckungen geschahen trotz Ausgangssperre für die Standorte Airolo, Monteceneri und Isone, welche Ende Februar eingeführt wurde.
12.45: Am Mittag rasch etwas Feines essen gehen? Das ist in Zeiten von Corona nicht mehr ganz so einfach wie vorher, denn die Restaurants sind geschlossen. Es gilt zudem, Distanz zu wahren, Hygienevorschriften einzuhalten und vor allem einen Laden zu finden, der offen hat. Beim Migros Take-Away in Bern etwa mussten die Kunden heute Mittag brav Schlange stehen, um an ihr Sandwich zu kommen.
«Wollen Sie ein Sandwich? Dann dürfen Sie rein!» So regelten die Migros-Mitarbeiterinnen den gestaffelten Einkauf.
Andere Läden wiederum weisen daraufhin, dass nicht zu viele Leute gleichzeitig im Geschäft sein dürfen. Wie die Chäshütte in Bern, die maximal zwei Personen gleichzeitig im Laden erlaubt.
12.12: Wegen der Coronavirus-Krise setzt der Reiseveranstalter Hotelplan das Reiseprogramm bis 19. April 2020 aus. Alle bereits gebuchten Pauschalreisen würden bis zum genannten Datum kostenlos annulliert oder umgebucht, teilte die Hotelplan-Gruppe am Dienstag mit.
11.16: Der Luxusuhrenhersteller Rolex schliesst von diesem Dienstag bis kommenden Freitag seine Produktionsstätten in Genf, Biel und Crissier.
Das Unternehmen habe die Entscheidung im Anschluss an die vom Bundesrat angekündigten Massnahmen getroffen, «um die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz zu stoppen». Die Dauer der Schliessung könne je nach Entwicklung der Pandemie noch verlängert werden.
Wie viele Mitarbeiter von den Massnahmen genau betroffen sind, wollte Rolex nicht sagen. Auf seiner Website schreibt das Unternehmen aber, dass an den vier Schweizer Standorten mehr als 6'000 Mitarbeiter arbeiten.
10.28: Zum Schutz des Kassenpersonals in den Migros-Filialen montiert der Grossverteiler in den nächsten Tagen Plexiglasscheiben an den Kassen. Um den Empfehlungen des «Social Distancing» gerecht zu werden, appelliert Migros auch an die Solidarität der Kundinnen und Kunden.
Für die Migros habe der Schutz ihrer Mitarbeitenden oberste Priorität, schreibt Migros-Sprecher Marcel Schlatter auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-sda. Weil Desinfektionsmittel zurzeit kaum mehr erhältlich sind, habe man mit der Produktion von solchen in der Eigenindustrie begonnen.
Obwohl Experten, nicht zuletzt des Bundes, seit Tagen bitten, Hamsterkäufe zu unterlassen, decken sich Menschen vermehrt unnötig mit Gegenständen des täglichen Bedarfs ein. Auch zum Missfallen der Detailhändler, deren Personal verstärkt werden musste und teils Sonderschichten schiebt. Die Migros reagiert zusätzlich mit Massnahmen um die Hamsterkäufe einzudämmen. «Aufgrund der massiv angestiegenen Nachfrage musste Aktionen teilweise gestrichen werden», sagt Mediensprecher Marcel Schlatter auf Anfrage von Nau.ch.
10.18: Der Bund hat um Mitternacht fünf weitere Grenzübergänge im Tessin geschlossen. Bereits am 11. März gingen neun kleinere Grenzübergänge zu. Bei den Grenzübergängen handelt es sich um Arogno, Brusino, Pizzamiglio, Camedo und Fornasette.
09.45: Die Lebendspende von Organen wird aufgrund der Corona-Pandemie schweizweit bis auf weiteres eingestellt. Dies gab Swisstransplant am Dienstag bekannt.
Es handle sich um geplante Eingriffe und die Zentrumsspitäler, die diese Eingriffe durchführten seien ressourcenmässig stark eingebunden, begründete Swisstransplant den Entscheid in einer Mitteilung. Zudem werde mit dieser Massnahme auch eine potenzielle Risikominderung sowohl für Spender als auch Empfänger angestrebt.
09.35: Das Cornonavirus legt jetzt auch RAV-Büros lahm. Seit heute müssen sich Arbeitslose im Kanton Freiburg bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV telefonisch oder per Mail registrieren. Seit gestern Abend hängt etwa beim RAV in Murten ein entsprechender Aushang am Eingang der Büros.
Auch die obligatorischen Beratungs- und Kontrollgespräche werden ab sofort nur noch telefonisch geführt. Im Kanton Zürich wurden gestern Abend alle beim RAV registrierten Arbeitslosen über gleiche Massnahmen informiert. Die Stellensuchenden müssen sich aber weiterhin auf Arbeitsstellen bewerben.
09.34: Der Mieterverband befürchtet, dass wegen der Corona-Krise der Schutz der Mieter nicht gewährleistet ist. In einem Schreiben hat der Verband den Bundesrat darum aufgefordert, alle Fristen auszusetzen, von denen private oder Geschäfts-Mieter negativ betroffen sein könnten.
Mieter müssten besonders geschützt werden, wenn sie aufgrund der Covid-19-Massnahmen keinen Lohn mehr erhalten, schreibt der Verband in einer Medienmitteilung. «Der MV Schweiz fordert, dass diesen Mietern die Wohnung nicht gekündigt werden darf, selbst rückwirkend nach Ende der Krise.» Eine Aussetzung der Fristen hat gestern auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) gefordert.
09.07: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät derzeit davon ab, Fieber mit ibuprofen-haltigen Medikamenten senken zu wollen. In Einzelfällen sei beobachtet worden, dass es dabei bei mit dem Covid-19-Virus infizierten Personen zu einem verschlimmerten Krankheitsverlauf kam.
Bewiesen sei der Zusammenhang jedoch nicht, es gebe derzeit keine «eindeutigen Hinweise» darauf, dass diese Art von Medikamenten den Krankheitsverlauf verschlimmere, betonte das BAG. Der Zusammenhang werde aber derzeit überprüft. Das BAG rät daher zur vorsichtigen Einnahme von Ibuprofen-haltigen Medikamenten ab, bis ein Untersuchungsergebnis vorliegt.
Zu den Medikamenten mit Ibuprofen zählen etwa Algifor, Dismenol, Dolo Spedifen und selbstredend alle, die "Ibuprofen" im Medikamententitel tragen.
08.58: Das Genfer Biotechunternehmen Relief Therapeutics bringt sich im Wettlauf um eine Behandlung des Coronavirus in Stellung. Wie es am Dienstag mitteilte, plant es zusammen mit dem Senior Leadership der israelischen Regierung eine klinische Studie der Phase II für einen Wirkstoff, der zur Behandlung des akuten Atemnotsyndroms bei Patienten mit COVID-19-Infektion eingesetzt werden kann.
In der nun geplanten Studie soll er zur Behandlung von ARDS bei COVID-19-Patienten eingesetzt werden, die ansonsten eine Überlebenschance von weniger als 50 Prozent haben.
04.00: Ein Schweizer Epidemie-Experte hat bei «10vor10» vom Montagabend den Entscheid des Bundesrates analysiert. Laut Marcel Salathé von der ETH Lausanne waren die angekündigten Massnahmen vom Montag zu erwarten.
Eher irritierend sei jedoch, was nicht gesagt wurde, so Salathé. Es fehle eine Strategie, um wirklich weitverbreitet zu testen. «Alle Länder die es geschafft haben, die Kurve nach unten zu biegen, haben entweder einen totalen Shutdown eingeführt oder sie haben von Anfang an rigoros getestet», so der Experte weiter.
Die letzteren seien den Kontakten nachgegangen, hätten Fälle isoliert und die Kontakte hätten sich in Selbstisolation begeben. «Und diese Strategie fehlt momentan in der Schweiz.»
Wenn man es nicht schaffe, auch eine Test-Strategie breit gelegt aufzugleisen, so Salathé, müsse man mit weiteren Verschärfungen der Massnahmen rechnen.
Der Epidemie-Experte der ETH Lausanne zeigte sich in der Sendung verwundert darüber, dass nicht mehr getestet wird. «Ich frage mich, ob es am Wille und der Kreativität fehlt», so Salathé laut «SRF».
Optimal wäre gemäss dem Experten eine Situation, in der Personen mit Symptomen oder der Vermtung von Symptomen, sich testen lassen können. «Nur dann kann man die Infektion bestätigen, die Person isolieren, die Kontaktpersonen in Selbstisolation schicken und so die Transmissionsketten des Virus unterbrechen.»
01.33: Die Gewerkschaft Unia hat in der Nacht auf Dienstag in einem Communiqué davor gewarnt, die Kosten zur Eindämmung der Coronavirus-Krise auf die Arbeitnehmerschaft zu übertragen. Kündigungen, Lohnkürzungen oder Zwangsferien seien unzulässig.
Falls Eltern aufgrund einer behördlichen Massnahme ihre Arbeitsleistung nicht erbringen könnten, so sei der Arbeitslohn gemäss dem Obligationenrecht (OR) dennoch geschuldet, hiess es. Mit der Betreuung von Kindern, ohne dass diese krank seien, erfüllten Eltern lediglich ihre gesetzliche Pflicht.
Derzeit würde die Unia ausserdem mit Anfragen besorgter Arbeitnehmenden zu den Folgen der Notstandsmassnahmen überschwemmt. So herrsche etwa grosser Klärungsbedarf, was mit den Löhnen bei nunmehr angeordneter Kurzarbeit gilt beziehungsweise wie die Rechtslage sei, falls Eltern ihre Kinder zu Hause betreuten und nicht zur Arbeit erschienen.
Die Gewerkschaft fordert in ihrem Communiqué obendrein zahlreiche Massnahmen der Politik zur Sicherstellung der Löhne.
01.00: Der Kanton Bern plant drei Zentren für Corona-Schnelltests. Das erste Zentrum nimmt er schon nächste Woche in Bern in Betrieb, wie der Regierungsrat am Montagabend bekanntgab.
Der Standort befindet sich demnach an der Peripherie der Stadt Bern. Testen lassen sollen sich Menschen mit Verdacht auf das Coronavirus. Innerhalb eines Tages wissen sie, ob eine Isolation von 14 Tagen oder eine Quarantäne notwendig ist.
So könnte die Anzahl von Personen in Quarantäne reduziert werden, erklärte Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg an einem virtuellen Point de Presse. Dadurch würde die Lage etwas erleichtert und das Gesundheitssystem geschont. Laut Kanton sollen später Testzentren in Thun und Biel folgen.
Die Zentren sollen sowohl zu Fuss als auch mit dem Auto gut erreichbar sein. Bei der Anfahrt mit dem Auto solle der Zugang als Drive-In ermöglicht werden, heisst es in einem Communiqué des kantonalen Führungsorgans. Für Ankommende zu Fuss sollen verschiedene Zugänge errichtet werden.
In einer Reihe werden Personen mit klaren Symptomen, also Husten und Fieber, getestet. In einer weiteren Reihe werden Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, getestet.
Personen ohne Symptome, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, werden nicht getestet. Sie werden angehalten, wiederzukommen, falls sich Symptome entwickeln. Personen mit starken Symptomen werden direkt an die Spitäler verwiesen.
Die Hirslanden Kliniken werden das Testzentrum mit Gesundheitspersonal unterstützen, wie der Kanton schreibt. Das Testmaterial wird von der Firma Roche zur Verfügung gestellt. Das Kantonale Führungsorgan werde die Zusammenarbeit koordinieren und die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur sicherstellen.
00.00: Ab jetzt gilt die vom Bundesrat im Kampf gegen die Corona-Krise ausgerufene «ausserordentliche Lage». Das öffentliche Leben wird dabei weitgehend eingeschränkt: Alle Schulen, Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden bis am 19. April 2020 geschlossen.
Der vom Bundesrat erklärte Notstand ist um Mitternacht in Kraft getreten. Ausgenommen von der Regelung sind nur Lebensmittelgeschäfte sowie Gesundheitseinrichtungen.
Weiter sind zudem verschärfte Massnahmen des Bundesrates gegen die Corona-Krise in Kraft getreten. Verboten sind ab sofort auch alle öffentlichen und privaten Veranstaltungen.
Grenzen werden kontrolliert
An den Grenzen zu Deutschland, Österreich und Frankreich wird zudem ab Mitternacht kontrolliert, und es werden Einreiseverbote mit Ausnahmen eingeführt. Bereits am Freitag hatte der Bundesrat die Schengen-Grenzkontrollen für Reisende aus Italien lanciert.
Die Einreise aus den vier grossen Nachbarländern ist ab Mitternacht nunmehr auch nur noch Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, Personen mit einem Aufenthaltstitel in der Schweiz sowie Personen, die aus beruflichen Gründen in die Schweiz reisen müssen, erlaubt. Auch der Transit- und der Warenverkehr sind weiter erlaubt.
Mobilisierung weiterer Einsatzkräfte
Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waren des täglichen Gebrauchs sei sichergestellt, es seien genügend Vorräte angelegt, hatte der Bundesrat mitgeteilt.
Lebensmittelläden, Take-aways, Betriebskantinen, Lieferdienste für Mahlzeiten und Apotheken bleiben ebenso wie Tankstellen, Bahnhöfe, Banken, Poststellen, Hotels, die öffentliche Verwaltung und soziale Einrichtungen geöffnet.
Der Bundesrat geht ausserdem davon aus, dass der Bedarf der zivilen Behörden nach Unterstützung durch die Armee in den kommenden Tagen und Wochen markant steigen wird.
Um den Gesuchen der Kantone zu entsprechen, erhöhte der Bundesrat die Obergrenze für den Assistenzdienst von 800 auf 8000 Armeeangehörige. Dafür sollen gewisse Truppen vorübergehend mobilisiert werden.
23.30: Die Vereidigung der Päpstlichen Schweizergarde 2020 ist wegen Pandemie des Coronavirus auf Herbst verschoben worden. Dies teilte die Päpstliche Schweizergarde in einer Medieninformation am Montagabend mit.
Demnach werde die traditionsgemäss für den 6. Mai vorgesehene Vereidigung auf Sonntag, 4. Oktober 2020, verschoben. Gastkanton bleibe Basel-Landschaft, hiess es weiter.
Zudem werde die Kranzniederlegung, um den am 6. Mai 1527 gefallenen Gardisten zu gedenken, unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterhin am 6. Mai durchgeführt.
21.00: Die politischen Parteien in der Schweiz stehen geeint und vorbehaltlos hinter dem Bundesrats-Entscheid vom Montag. Die Bevölkerung sei nun aufgefordert, den Massnahmen des Bundesrates zu vertrauen und sie aus Solidarität gegenüber allen Mitgliedern der Gesellschaft vollständig umzusetzen.
Das teilten BDP, CVP, FDP, Grüne, Grünliberale, SP und SVP am Montagabend in einer gemeinsamen Medienmitteilung mit.
Die ungewöhnliche Situation erfordere Eigenverantwortung, Selbstdisziplin und gesellschaftliche Solidarität. Nicht umsonst prange in der Kuppel des Bundeshauses die Inschrift «unus pro omnibus omnes pro uno», auf Deutsch: «Einer für alle - alle für einen.»
20.30: Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen in der Schweiz nimmt weiter zu. Am frühen Montagabend lagen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) mehr als 2330 positive Testresultate vor, rund 150 mehr als am Sonntag. Mindestens 14 Personen starben an Covid-19.
Alle Zahlen werden weiter zunehmen, wie Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten im BAG, am Montagabend vor den Medien sagte. Betroffen seien nun alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein. «Wir brauchen mehr Massnahmen, um die Zahlen nicht weiter ins Unendliche steigen zu lassen.»
20.00: Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und die Arbeitgeber unterstützen die Notstandsmassnahmen des Bundesrats zur Corona-Krise. Die Massnahmen seien einschneidend für die Wirtschaft und Gesellschaft, aber notwendig und verhältnismässig. Die Gesundheit der Menschen und funktionierende Gesundheitseinrichtungen seien das wichtigste.
Die Wirtschaft trage die Massnahmen mit, teilte Economiesuisse am Montagabend mit. Wichtig sei nun, dass rasch die Bürgschaften eingegangen würden, damit notleidende Betriebe ihre Liquiditätsschwierigkeiten überbrücken könnten. Betriebe sollten die Möglichkeit erhalten, auf unbürokratische Weise Zahlungen an den Staat hinauszuschieben. Es dürfe auf keinen Fall sein, dass solvente Unternehmen Konkurs gehen.
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