Coronavirus: Politiker, Epidemiologen und Co. zum neusten BAG-Eklat
Die Fehlinformation des BAG zu einem vermeintlichen Opfer des Coronavirus sorgt für Kopfschütteln. Das Bundesamt droht seine Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG verkündet am Freitag ein 30-jähriges Coronavirus-Opfer ohne Vorerkrankungen.
- Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Fehlinformation - der junge Patient lebt.
- Die erneute BAG-Panne sorgt für reichlich Kopfschütteln.
Riesen-Bock beim BAG. Am Freitag vermeldet das Bundesamt für Gesundheit, dass ein junger Mann zwischen 20 und 29 Jahren am Coronavirus verstorben sei. Gemäss den Informationen, welche das BAG an der Medienkonferenz am Freitagnachmittag bekannt gab, litt der junge Mann an keinen Vorerkrankungen.
Die Info liess aufhorchen, sind die Folgen für Personen unter 30 Jahren ohne Vorerkrankungen kaum gravierend.
Doch dann die Entwarnung vom Kanton Bern. Per Medienmitteilung informiert der Kanton, dass es sich beim vermeintlichen Todesfall um eine Fehlinformation handle.
#Coronavirus Richtigstellung zum vermeintlichen Todesfall eines jungen Berners, den das BAG heute vermeldet hat: Er lebt. Der Mann befindet sich in Isolation und hat keine schweren Symptome. ➡️https://t.co/avHkBjbBkt #covid19 #CoronaInfoCH
— Kanton Bern (@kanton_bern) August 14, 2020
Wo liegt der Fehler?
Laut Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Berner Gesundheitsdirektion, wurde ein Formular unklar ausgefüllt. Im Feld, welches normalerweise bei Todesfällen angekreuzt werde, befand sich zwar kein Kreuz, dafür aber eine Zahl.
Dies hat offenbar beim BAG für Verwirrung gesorgt. Doch ohne die Unklarheiten mit den kantonalen Behörden zu klären oder Rücksprache zu nehmen, wurde trotzdem ein Todesfall vermeldet.
Dies wiederum sorgte bei der Berner Gesundheitsdirektion für Verwirrung. Die Unterlagen mussten nach dem vermeintlichen Todesfall durchsucht werden, bevor der Fehler entdeckt wurde.
Druck auf BAG wächst
Der Vorfall sorgt für reichlich Kopfschütteln, denn es ist nicht der erste Faux-pas des Bundesamtes im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Sei es die Wirkung der Masken, der Ort der meisten Ansteckungen oder falsche Ansteckungszahlen: Das BAG droht zunehmend seine Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Epidemiologe Christian Althaus meint etwa zum neusten BAG-Eklat: «Willkommen in Absurdistan».
Aber auch aus der Politik gibts Schelte. Grünen-Nationalrat Bastien Girod fragt sich, was beim BAG los ist. FDP-Nationalrat Marcel Dobler fordert einen glaubwürdigen Reset bei der Qualitätssicherung, damit die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen nicht verspielt werde. Und SVP-Nationalrätin Martina Bircher findet es nur noch peinlich.
Klar ist: Der Fehler ist nicht alleine beim BAG zu finden. Auch die Gesundheitsdirektion des Kanton Bern hat einen Beitrag an der Fehlinformation. Doch hätte das BAG mit dem Kanton Rücksprache gehalten, hätte diese Fehlinformation wohl verhindert werden können. «Dampfplauderis», so das Fazit des Stellvertretenden CVP-Generalsekretärs Luca Strebel.
Fehlende Digitalisierung als Ursache?
Einige sehen den Fehler bei der fehlenden Digitalisierung beim BAG. «Wir schreiben das Jahr 2020, sind via Internet vernetzt, und dem Bundesamt für Gesundheit werden Covid-Fälle immer noch mittels Meldeformular per Fax übermittelt», kritisiert etwa Twitter-User Frank Reiser.
Aber auch Komiker lassen sich einen sarkastischen Kommentar nicht verkneifen. Immerhin würden die Berner Gesundheitsdirektion und das BAG inzwischen per Medienmitteilung kommunizieren. Und nicht wie bisher per Fax oder Botenjunge, so der Innerschweizer Kabarettist Thomas Lötscher. Und Mike Müller hat grad noch eine Richtigstellung des BAG: Bei den heutigen Corona-Zahlen handle es sich um «gemeldete Zeckenbisse».