Coronavirus: Schweizer Armee hadert mit «Social Distancing»
Das Wichtigste in Kürze
- Durch «Social Distancing» soll der Verbreitung des Coronavirus entgegengewirkt werden.
- Dies ist auch für die Schweizer Armee eine grosse Herausforderung.
- Einige Rekruten wehrten sich, weil dies nicht gut genug umgesetzt wurde.
Die Schweizer Bevölkerung wird derzeit aufgerufen, das «Social Distancing» einzuhalten. Das soll die Verbreitung des Coronavirus zumindest abbremsen. Auch deswegen hat der Bundesrat Restaurants, Kinos und ähnliche Betriebe geschlossen.
Das Coronavirus und die vom Bund getroffenen Massnahmen sind auch in der Schweizer Armee ein grosses Thema. Eine besorgte Mutter hatte sich bei Nau.ch gemeldet. Ihr Sohn beklage sich, dass die Armee es mit den Hygienemassnahmen und dem Abstandhalten nicht so genau nehme. So seien Rekruten etwa noch immer zu vierzigst in einem LKW unterwegs.
Die Rekruten hätten sich daraufhin zur Wehr gesetzt: «Scheinbar haben sich gestern alle Rekruten schriftlich und mündlich gewehrt und so erreicht, dass besser geschaut wird. Die Vorgaben werden nun besser umgesetzt», erklärt Claudia M.* gegenüber Nau.ch.
Oberfeldarzt der Armee hat zusätzliche Massnahmen angeordnet
Und tatsächlich hat der Oberfeldarzt am Dienstag zusätzliche Massnahmen betreffend Hygiene und «Social Distancing» angeordnet. So muss sichergestellt sein, dass alle Truppen in überirdischen Unterkünften untergebracht werden. Ein Mindestabstand von zwei Metern solle, wenn immer möglich, eingehalten werden.
Oder wie es das VBS in einer Mitteilung schreibt: Zwei Sturmgewehrlängen (ausgeklappt). Das gelte auch beim Essenfassen oder im Schlafsaal. Zudem sind die Armeeangehörigen dazu angehalten, regelmässig ihre Hände zu waschen – mindestens 20 Sekunden lang und mit Seife.
Für die Unterbringung der Truppen empfiehlt der Oberfeldarzt deswegen grosse Räume mit Tageslicht und Lüftungsmöglichkeiten. Gute Beispiele seien Schulhäuser oder Turnhallen. Fenster müssen sich zum Lüften öffnen lassen können. «Diese Umsetzung ist im Gang und soll kontrolliert werden», erklärt Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage.
Ist ein konsequentes Einhalten des «Social Distancing» in der Armee überhaupt möglich? «Es ist schwierig, aber machbar», so Reist. Es erfordere aber ein Umdenken auf allen Stufen. «Ein Beispiel: Wenn die Vorgesetzten das ‹Social Distancing› bei der Arbeit konsequent durchsetzen, haben die jungen Leute trotzdem die Tendenz, in Pausen in Grüppchen nahe beieinander herumzustehen.»
Sind Schiessübungen noch nötig?
Claudia M.* fragt sich zudem, weshalb Rekruten weiterhin Schiessübungen durchführen müssen. Das Geld der Munitionskosten könne man in diesen schwierigen Zeiten stattdessen in die Wirtschaft investieren.
«Die Armee hat einen Auftrag, den ihr die Verfassung, damit der Souverän und das Volk, gibt», erläutert Reist. Zu diesem Auftrag gehöre das Sicherstellen der Einsatz- und Grundbereitschaft. «Also auch des Schiessens.»
*Name wurde von der Redaktion geändert