Coronavirus: Schweizer Eltern lassen Kinder in Deutschland impfen
Weil in der Schweiz die Impfung gegen das Coronavirus für Kinder nicht zugelassen ist, gehen Eltern nach Deutschland. Das sei nicht risikolos, warnt ein Arzt.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz dürfen Kinder unter 12 Jahren nicht gegen das Coronavirus geimpft werden.
- Deshalb reisen Eltern mit ihren Kindern für die Corona-Impfung nach Deutschland.
- Ein Arzt warnt, dass die frühzeitige Impfung nicht risikofrei sei.
Kinder unter 12 Jahren gegen das Coronavirus impfen: Obwohl dazu die offizielle Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde noch fehlt, wird es in unseren Nachbarländern bereits getan.
Zumindest sind die Bestrebungen in beispielsweise in Wien dazu auf dem Vormarsch. Die Stadt will ab Ende dieser Woche die Corona-Impfung auch für Kinder unter 12 Jahren erlauben.
Damit wird auf den Nachfragedruck von Eltern reagiert. Laut lokalen Medienberichten haben vier Kinderärzte bereits 1000 Kinder «off label» geimpft. Das bedeutet, dass der Piks ausserhalb der behördlichen Zulassung gemacht wird.
Coronavirus: «Schweizer Eltern lassen ihre Kinder in Deutschland impfen»
In den letzten Wochen wurden gemäss «CH Media» auch in der Schweiz Forderungen nach Impfungen für alle lauter. So hat sich unter dem Hashtag «ProtectTheKids» eine Interessengruppe mit rund 60 Mitgliedern formiert.
«Ich erhalte regelmässig Anfragen von Eltern, die ihre unter 12-jährigen Kinder impfen lassen wollen.» Das sagt Mitgründer Rui Biagini zu «CH Media». In der Schweiz sei das allerdings schwierig, da die Zulassung fehle und Ärzte sich an die Empfehlungen des Bundes halten.
«Einige Eltern lassen deshalb ihre Kinder in Deutschland ‹off label› impfen», sagt der dreifache Vater weiter.
Kantonsarzt warnt vor «Off-Label-Impfungen»
Anders als in unseren Nachbarländern sind die Kinderärzte in der Schweiz vorsichtiger bei solchen Impfungen. Bisher wurden gemäss der Statistik des BAG lediglich etwas mehr als 150 Kinder unter 12 Jahren gegen das Coronavirus geimpft.
Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, sagt: «Bei den Off-Label-Impfungen herrscht grosse Zurückhaltung, weil man ohne Datenlage doch ein gewisses Risiko eingeht.»
Deshalb warnt Hauri, dass Kinderärzte eine Off-Label-Impfung im Interesse des Kindes sorgfältig abwägen sollten. Unter Umständen solle sich der Kinderarzt sogar noch eine Fachmeinung einholen.
Kein Druck auf Impfung für Kinder unter 12 Jahren
Trotz steigenden Infektionszahlen bei Kindern unter zehn Jahren reagieren die meisten Eltern gelassen. Kinderärztin Irmela Heinrichs stellt fest: «Eine grosse Nachfrage für die Impfung bei jüngeren Kindern können wir nicht beobachten.»
Trotzdem dürfte die Impfung bald auch für jüngere Kinder zugelassen werden. Gegenüber SRF prognostizierte Impfchef Christoph Berger kürzlich, dass sie für Kinder ab fünf Jahren im nächsten Jahr zugelassen werde.
Eine «Impfempfehlung mit hohem Druck» werde es aber nicht geben. Insbesondere, weil sowohl die Krankheitslast von Covid-19 als auch die Risiken einer Impfung bei Kindern sehr klein seien. Da wäge man zwei kleine Risiken gegeneinander ab.