Coronavirus: Senioren besorgt ab tiefer Spitex-Impfquote
Noch immer sind rund die Hälfte der Spitex-Angestellten nicht gegen das Coronavirus geimpft. Doch die Kantone zaudern mit einer Zertifikatspflicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirkung der Impfung lässt gerade bei älteren Menschen schneller nach als gedacht.
- Bei der Spitex sind nach wie vor aber nur 50 bis 70 Prozent der Angestellten geimpft.
- Eine Zertifikatspflicht für Pfleger steht aber nach wie vor nicht zur Debatte.
Experten und Hersteller machen sich Sorgen um die Wirksamkeit der Impfung. Immer mehr Studien zeigen, dass gerade bei älteren Menschen der Schutz gegen das Coronavirus schneller nachlässt als bisher gedacht.
Coronavirus: Spitex-Mitarbeitende zögern bei Impfung
Zahlreiche Länder empfehlen deshalb bereits eine Booster-Impfung. Auch Swissmedic prüft entsprechende Zulassungsgesuche der Hersteller Moderna und Pfizer.
Tagtäglich in Kontakt mit dieser vulnerablen Gruppe ist die Spitex. Doch ausgerechnet dort liegt die Impfquote der Mitarbeiter nur zwischen 50 und 70 Prozent, wie eine Umfrage des «Tagesanzeiger» zeigt.
Auch eine einheitliche Strategie mit dem ungeimpften Personal fehlt. Gerade mal in vier Kantonen müssen Spitex-Mitarbeitende sich zweimal wöchentlich auf das Coronavirus testen lassen. Ansonsten empfehlen die Spitex-Organisationen zwar eine Impfung, dabei bleibt es aber.
Keine Zertifikatspflicht geplant
Ein Zertifikat braucht mittlerweile jeder Schweizer beim Gang ins Restaurant oder ins Fitnesszentrum. Nicht aber das Pflegepersonal, dass sich jeden Tag um die am stärksten gefährdetste Altersgruppe kümmert.
Das stösst beim Seniorenrat und Pro Senectute auf Unverständnis. «Das Covid-Zertifikat sollte auch für Heime und Spitex gelten», fordert Bea Heim, Co-Präsidentin des Seniorerates. Und auch Pro Senectute-Kommunikationschef Peter Burri legt die Zertifikatspflicht allen nahe, die mit besonders gefährdeten Menschen arbeiten.
Diffuse Ängste vor Nebenwirkungen
Die meisten Kantone zögern aber, weil sie sich vor den Konsequenzen fürchten. Viele Mitarbeiter würden eher ihren Job aufgeben, als sich impfen zu lassen, lässt sich ein anonymer Spitex-Leiter zitieren. Zu gross sei die Angst vor angeblichen Nebenwirkungen.
Und auch eine Zertifikatspflicht stehe in den meisten Kantonen nicht zur Diskussion. Aus Zug heisst es etwa: «Uns sind keine Ansteckungen im Rahmen von Spitex-Dienstleistungen bekannt, weshalb hier auch keine weiteren Massnahmen nötig sind.»