Coronavirus: Setzt sich nun CO2-Messgerät in der Schule durch?
Die Taskforce hat wegen des Coronavirus CO2-Messgeräte für alle Schulzimmer empfohlen. Das fordert der Lehrer-Dachverband schon seit dem Beginn der Pandemie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taskforce des Bundes empfiehlt CO2-Sensoren für alle Klassenzimmer.
- Der Lehrer-Dachverband forderte die Messgeräte schon seit Beginn der Corona-Pandemie.
- Das BAG begrüsst die Empfehlung, Kantone setzen auf die Verantwortung der Schulgemeinden.
Die Taskforce des Bundes hat im Kampf gegen das Coronavirus die Anwendung von CO2-Sensoren in Innenräumen empfohlen. Dabei sei es sinnvoll, diese insbesondere in allen Schulzimmern anzuwenden. Diese Messgeräte schlagen Alarm, wenn Innenräume gelüftet werden sollen.
Die Sensoren könnten das Risiko einer aerosolbasierten Übertragung des Coronavirus verringern, schrieb die Taskforce am Dienstag auf Twitter. Damit empfiehlt sie, was der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) schon seit Pandemie-Beginn fordert. Laut LCH-Präsidentin Dagmar Rösler gebe es einige Schulen, die diese Messgeräte mit Erfolg einsetzen würden.
Lehrer-Dachverband: «Hängt vom Willen der Behörden ab»
Die Geräte seien ein gutes Hilfsmittel, um sichtbar zu machen, wie es mit der Luftqualität in den Schulzimmern stehe: «In Räumen, die gut lüftbar sind, zeigen sie, wann die Grenzwerte erreicht sind und die Fenster wieder geöffnet werden müssen.» Dies sei viel schneller der Fall, als man allgemein annehme.
«In schlecht lüftbaren Zimmern (und davon gibt es einige) kann aufgezeigt werden, dass Handlungsbedarf besteht», erklärt Rösler gegenüber Nau.ch. Es hänge aber vom Willen der Behörden ab, «ob man in solche Geräte investieren will oder nicht».
Mit anderen Worten: Das BAG oder die Kantone müssten die Geräte berappen.
Coronavirus: BAG hält Messgeräte für sinnvolle Hilfe für das Lüften
Das BAG begrüsst die Messgeräte-Empfehlung: Es sei eine sinnvolle Hilfe für das Lüften von Räumen, die nur manuell über die Fenster gelüftet werden. «In Schulen sind CO2-Sensoren eine Ergänzung zu unseren Empfehlungen zum richtigen Lüften», sagt Mediensprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage von Nau.ch. «Während dies bei anderen Nutzungen schwierig ist, eignen sich Schulen besonders für ein Lüften nach Plan.»
Mithilfe von CO2-Sensoren könne ein Lüftungsplan überprüft und angepasst werden. «Ist das Lüftungsverhalten einmal eingeübt, bräuchte es den Sensor eigentlich nicht mehr. Er könnte dann aber helfen, es in Erinnerung zu halten», erläutert Dauwalder. Das gute regelmässige Lüften sei bereits seit letztem Sommer eine Vorgabe für Schutzkonzepte der Schulen.
Ob die Empfehlung von CO2-Messgeräten in den Schulzimmern umgesetzt werde, liege in der Entscheidung der Kantone und Gemeinden. Zudem hänge es von der Situation in den Schulen ab, insbesondere ob Schulen mechanisch gelüftet seien.
Kantone winken bei Messgeräten in allen Schulzimmern ab
Im Kanton Basel-Stadt werden solche Messgeräte bereits seit Jahren in den Schulen zur Sensibilisierung für das regelmässige Lüften eingesetzt. Nebst der Gefahr durch das Coronavirus gehe es um die Erkenntnis, dass gute Luftqualität die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden erhöht. Das erklärt Kantonsarzt Thomas Steffen auf Anfrage.
Entsprechend führe man im Moment diesbezüglich keine spezielle, zusätzliche Aktion durch. «Aufgrund unserer Erfahrung ist es nicht nötig, in jedem Klassenzimmer ein solches Messgerät fest zu installieren. Es genügt ein Sensibilisierungseinsatz zum Beispiel für zwei Wochen», so Steffen. Dafür stelle man den Schulen das nötige Material zur Verfügung.
Hohe Nachfrage nach CO2-Sensoren im Kanton Zürich
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich stützt die CO2-Sensoren-Empfehlung der Taskforce. Diese sei ein weiterer Baustein zur Reduktion der Ansteckungsmöglichkeit mit dem Coronavirus, sagt Mediensprecher Jérôme Weber. «Wichtig ist das Bewusstsein, dass ein solcher Sensor kein Ersatz für andere Schutzmassnahmen ist, sondern lediglich eine weitere Ergänzung.»
Das Volksschulamt verweist darauf, dass sich der Kanton Zürich an die Empfehlungen des BAG halte. Verschiedene Anbieter würden CO2-Messgeräte zur Leihe oder zum Kauf anbieten.
«Unseres Wissens sind bei den Anbietern von CO2-Messgeräten die Produkte sehr nachgefragt», erklärt Mediensprecherin Myriam Ziegler. Der Entscheid, ob zusätzliche Massnahmen wie Luftreiniger erforderlich seien, liege aber bei den Schulgemeinden selbst. Somit will auch der Kanton nicht sämtliche Schulzimmer mit den Geräten ausstatten.
Ähnlich sieht es im Kanton Aargau aus: Ob es zur korrekten Umsetzung die Informationen eines Messgeräts brauche, liege im Ermessen der Schulen vor Ort. Das heisst es vom Departement Gesundheit und Soziales. Einzelne Schulen hätten Erfahrungen gesammelt, die Geräte könnten auch weitergegeben werden. Aus Sicht des Departements bestehe kein Handlungsbedarf, «eine verpflichtende Vorgabe zum Einsatz solcher Geräte zu machen».