Coronavirus: So entwickeln sich die Zahlen in den Top-Impfländern
Einige Länder haben bereits grosse Bevölkerungsanteile gegen das Coronavirus geimpft. Doch die Infektionszahlen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Top-5-Länder der Impfquote haben bereits mehr als 40 Dosen pro 100 Einwohner verimpft.
- Mit einer Ausnahme sinken die Zahlen.
- Doch die Erfahrungen zeigen, dass zu frühe Lockerungen ein Risiko sein können.
Langsam, aber sicher macht die Impfkampagne gegen das Coronavirus in der Schweiz Fortschritte. Gleichzeitig nahmen die Neuinfektionen zuletzt jedoch wieder zu: Der Bundesrat liess die letzten Lockerungsschritte in der Folge aussetzen.
Da ist es naheliegend, dass wir neidisch auf die Länder blicken, in denen die Impfkampagne schon weiter fortgeschritten ist. Auch wenn die Situation von Land zu Land anders ist: Die Zahlen aus den Top-Impfländern verbreiten Hoffnung auf Entspannung.
Das sind die höchsten Impfquoten weltweit
Derzeit weisen einige Klein- und Inselstaaten die höchsten Impfquoten auf. Aufgrund der niedrigen Bevölkerungszahl ist die Ausgangslage jedoch völlig anders. Die fünf grösseren Flächenstaaten mit den höchsten Impfquoten sind über die ganze Welt verteilt.

Nach wie vor belegt Israel Rang 1. Mit fast 120 Impfungen pro 100 Einwohner sind bereits rund 55 Prozent der Bevölkerung komplett gegen das Coronavirus geimpft. Auf Rang zwei liegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Chile konnte mit einem beeindruckenden Tempo zu Grossbritannien aufschliessen und die USA gar überholen.
In den Vereinigten Staaten (Rang 5) sind dennoch mehr als doppelt so viele Impfdosen gespritzt wie in der Schweiz.
Haben die USA zu früh gelockert oder nicht?
Sowohl Grossbritannien als auch die USA zeigen seit Anfang Jahr einen deutlichen Abwärtstrend bei den Infektionszahlen des Coronavirus. In beiden Fällen hat der Abwärtstrend jedoch bereits vor der Verbreitung der Impfung eingesetzt: Die Impfung hat den Rückgang allenfalls beschleunigt.
Als Reaktion auf die sinkenden Zahlen beschlossen einige US-Bundesstaaten schon vor einem Monat Lockerungen – Experten reagierten besorgt. Zuletzt stagnierten die Zahlen auf niedrigem Niveau. In Texas, wo bereits Massnahmen wie die Maskenpflicht aufgehoben wurden, sind die Zahlen jedoch noch nicht wieder angestiegen.
Auch in Grossbritannien sind die Zahlen kontinuierlich gesunken. Am 1. März wurden die ersten grösseren Lockerungsschritte seit Jahresbeginn eingeleitet.
Das Vereinigte Königreich hatte mit einem harten Lockdown auf die britische Mutation reagiert, welche sich bereits zum Jahresende verbreitet hatte. Auch hier lässt sich daher der Einfluss der Impfung schwer quantifizieren.
Israel lockert erfolgreich für Geimpfte
Etwas anders verhielt es sich in Israel. Bis Ende Januar stiegen dort die Infektionen mit dem Coronavirus auf einen neuen Höchstwert: Zu dem Zeitpunkt waren bereits 50 Dosen pro 100 Einwohner verimpft.

Seitdem sind die Zahlen deutlich gesunken. Das dürfte unter anderem an Israels Lockerungsstrategie liegen: Viele Aktivitäten sind wieder erlaubt – aber nur für Geimpfte. Beim Impfquoten-Weltleader Israel hat die Impfung ausserdem einen grösseren Einfluss auf das Infektionsgeschehen als anderswo.
Chile: Zahlen steigen trotz Impffortschritt
Als einziges Land unter den Top 5 zeigen die Zahlen in Chile in eine andere Richtung: Dort nahmen die Neuinfektionen mit dem Coronavirus zuletzt deutlich zu – ein Warnsignal für vorschnelle Reaktionen.

Der chilenische Gesundheitsexperte Claudio Soto Vicencio erklärte gegenüber «Kontext:»: «Einige denken leider, dass sie direkt nach ihrer ersten Dosis immun sind.» Die Lockerung kam in Chile anscheinend schneller in den Köpfen an als die Impfung im Immunsystem.
Dennoch bleibt die Tendenz klar: Mit zunehmender Durchimpfung verbreitet sich das Virus weniger schnell. Bis der Impfeffekt in der Schweiz so gross ist, dass trotz Mutationen gelockert werden kann, dürfte es noch etwas dauern. Nach der Impfoffensive bis Juli könnte es jedoch bereits anders aussehen.