Coronavirus: So erleben Leser ihre Reisen in der Pandemie
Die Welt kann trotz des Coronavirus weiterhin bereist werden. Wie das konkret aussehen kann, erzählen Leser nach ihren Reisen nach Italien, Japan und Ägypten.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der Corona-Pandemie zu reisen ist mit vielen unterschiedlichen Regeln verbunden.
- Leserinnen und Leser erzählen von ihren gegensätzlichen Erlebnissen im Ausland.
Quarantäne, Test-Pflicht, Lockdown und Last-Minute-Stornierungen: Die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus erschweren das Reisen erheblich. Es gibt jedoch trotzdem Menschen, die aus verschiedenen Gründen kürzlich im Ausland waren. Drei Nau.ch-Leserinnen und -Leser erzählen von ihren Corona-Reisen.
Baden, Sonne und Rotwein in Italien
Studentin Céline (22) aus Freiburg war Mitte Februar in Cinque Terre in Norditalien. Die Region, die Céline mit ihrer Freundin bereiste, war nach dem geltenden Ampelsystem gelb eingestuft.
Das heisst: Ausgangssperre ab 22 Uhr abends, Restaurants dürfen Essen zum Mitnehmen anbieten und Maskenpflicht im Freien. In den meisten Läden sei die Temperatur mit kontaktlosen Thermometern geprüft worden. Verstösse gegen die Corona-Regeln werden mit happigen Bussen bis zu 3000 Euro bestraft.
Die Massnahmen stellten keine grossen Hindernisse für die Reise dar, dessen Motto lautete: «Baden, Sonne, Rotwein und gutes Essen. Trotz den Umständen kam das Feriengefühl auf.» Und das in ruhiger Atmosphäre.
«Cinque Terre soll ein unglaublich touristischer Ort sein, an dem man kaum einen Fleck für sich alleine haben kann. Während meinen Ferien gab es kaum andere Touristen. Wir haben es sehr geschätzt, auf den Wanderungen niemandem zu begegnen», schwärmt die Studentin.
Ausserdem hat sich Céline gefreut, die Einheimischen bereits nach einigen Tagen wiederzuerkennen.
Gemischte Erfahrungen haben die beiden Studentinnen mit der Einhaltung der Corona-Regeln gemacht. «In Cinque Terre, wo wir quasi nur Einheimische antrafen, trug sicherlich die Hälfte keine Maske. Wenn sie eine trugen, dann bedeckte diese die Nase meist nicht.» Im öffentlichen Verkehr hingegen zeigten sich die Menschen diszipliniert.
Papierkrieg gegen Coronavirus in Italien
Auch Leserin C. machte unweit von Cinque Terre, in der Toskana, Ferien. Sie wohnte mit einer Kollegin bei einer befreundeten Familie und halfen bei den anstehenden Renovierungsarbeiten.
Ganz und gar nicht klassische Ferien also. «Wenigstens konnten wir so für ein paar Tage andere vier Wände anstarren.»
Die Disziplin beim Maskentragen ist auch ihr besonders aufgefallen – im Gegensatz zu Céline jedoch im positiven Sinne. «Das war ein winziges Dorf, also eigentlich niemand unterwegs. Aber die hatten wirklich alle, alle, alle, auch wenn sie alleine auf der Strasse waren, eine Maske auf.»
Der nervige Aspekt der italienischen Pandemiebekämpfung bekamen die Reisende in Papierform zu spüren. Jedes Mal, wenn sie einen Fuss vor die Tür setzten, galt es ein Formular auszufüllen. «Wurden wir einmal kontrolliert? Natürlich nicht.»
Maskenfrei in Ägypten
Einen anderen Umgang mit der Corona-Pandemie erlebt Leser Pius V. mit seiner Frau in Hurghada, einem bei Touristen beliebten Strandort am Roten Meer.
«Hier ist es völlig anders, es braucht fast nirgends eine Maske.» Nur in geschlossenen Räumen gebe es Ausnahmen. Weder in Restaurants, noch im Hotel oder gar am Strand gelte eine Maskenpflicht.
Im Hotel setze man auf Temperaturmessungen, um das Coronavirus im Schach zu halten. «Jeden Morgen wird der Fiebertest durchgeführt. Doch komischerweise zeigt das Thermometer jedes Mal nur rund 34 Grad an. Ist also eine eher lustige Fiebermessung, die sie hier machen.»
Pius lobt auch die gute Vorbereitung der verschiedenen Akteure. Angefangen vom Flughafen Zürich, über die Fluggesellschaft bis zur Ankunft sei alles sehr gut organisiert gewesen.
«Das Ferienfeeling kommt voll auf. Die Gastfreundschaft wird sehr, sehr grossgeschrieben, die Menschen sind froh, dass wir da sind», schwärmt Pius. Es stünden auch praktisch alle Aktivitäten im Angebot wie vor der Corona-Pandemie, wie etwa das Tauchen, Jetski fahren oder Parasailing.
Lange Wartezeit für Test vor der Abreise
Wie vor der Abreise aus der Schweiz galt es auch vor der Rückreise einen Corona-Test zu machen. Das sei eher mühsam gewesen und habe rund drei Stunden in Anspruch genommen.
«Wir wurden zusammen mit anderen Touristen am Hotel abgeholt und in die Stadt gefahren. Dort mussten wir rund eineinhalb Stunden anstehen.» Es sei zwar ein umgebauter Polizeiraum zur Verfügung gestanden, doch sie hätten es vorgezogen draussen zu warten. Es sei drinnen einfach zu eng gewesen.
Der Test selber habe dann nur ein paar Minuten gedauert und lediglich 35 Euro gekostet. Dazu kamen noch 10 Euro für die Fahrt obendrauf. «Immerhin mussten wir uns um nichts kümmern, es wurde alles für uns organisiert.»
Japan verlangt auch für Kleinkinder Testnachweis
Eine weitere Leserin war mit zwei Kindern und ihrer Schwester in Japan auf Familienbesuch. Schon vor der Abreise musste sie tief ins Portemonnaie greifen, denn zur Einreise wird ein negativer Corona-Test benötigt. Es gilt kein Alterslimit und nur ein PCR-Test wird akzeptiert. Insgesamt fallen für alle zusammen 600 Franken alleine für die negativen Testnachweise an.
Die Kinder, 3 Monate und 2 Jahre alt, müssen auch einen Nasen-Abstrich machen. «Ich war vor allem wegen der Kleinsten besorgt. Doch es war dann eigentlich gar nicht so schlimm.» Da in der Schweiz Kleinkinder kaum auf das Coronavirus getestet werden, sei die Suche nach einer Ärztin schwierig gewesen.
Auch in Tokyo trägt die überwiegende Mehrheit überall ausser Haus eine Schutzmaske. Anders in Italien jedoch ganz ohne Androhung von Bussen, die Regierung hat lediglich eine Empfehlung ausgesprochen. Doch da die Masken etwa in der Grippesaison schon länger zum Alltag gehören, falle dies kaum auf.
Die grösste Tortur der Reise hätten sie nach der Landung am Flughafen erlebt. Denn trotz des negativen Testergebnisses aus der Schweiz, müssen dort alle Passagiere erneut einen Test machen.
«Die Passagiere kamen strikt nach dem Zeitpunkt der Landung an die Reihe. Auch für Kinder wurde keine Ausnahme gemacht. Ich musste meine Tochter sogar im Stehen stillen.» Nach stundenlangem warten und einem Hin-und-Her mit etlichen Formularen durften sie endlich den Flughafen verlassen.
Als eine Art Entschädigung habe sich der Flug in der fast leeren Swiss-Maschine angefühlt. «Wir haben noch 15 weitere Passagiere gezählt – bei 17 Crewmitgliedern. Also praktische eine Eins-zu-Eins-Betreuung.»