Coronavirus: So ist der Stand der Impfstoffe für die Schweiz
Pfizer hat es bereits geschafft. Im Kampf gegen das Coronavirus warten aber noch drei weitere Impfstoff-Kandidaten auf die Schweizer Zulassung. Eine Übersicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Corona-Impfstoff ist im Einsatz. Drei weitere buhlen um die Zulassung für die Schweiz.
- Diese Produkte sind noch in ganz unterschiedlichen Stadien der Entwicklung.
- Die geimpfte Person wird sich den Impfstoff nicht auswählen können.
Nachdem der Impfstoff von Pfizer/Biontech am 19. Dezember die Zulassung durch Swissmedic erhalten hatte, ging es plötzlich schnell.
Einige Kantone begannen schon letzte Woche gezielt mit den ersten Impfungen gegen das Coronavirus. Ab dem 4. Januar sollen dann fast in der ganzen Schweiz Risikopersonen geimpft werden.
Die Schweiz hat mit drei Herstellern bereits Verträge über die Lieferung von insgesamt 15,8 Millionen Impfdosen abgeschlossen.
Neben Pfizer/Biontech sind das die Pharmaunternehmen Moderna und AstraZeneca. Swissmedic prüft aktuell auch die Zulassung eines vierten Impfstoffes von Janssen-Cilag.
All diese Vakzine sind allerdings noch in ganz unterschiedlichen Phasen von Entwicklung bis Produktion.
Pfizer/Biontech
Der erste in der Schweiz zugelassene mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus ist eine deutsch-amerikanische Kollaboration. Die neue Boten-RNA-Technologie soll dazu führen, dass das Vakzin schneller in grossen Mengen hergestellt werden kann.
Die halbe Welt hat beim Pharmariesen bereits vorbestellt. So auch die Schweiz. Drei Millionen Impfungen sollen schnellstmöglich geliefert werden, 107'000 sind schon da.
Für die Logistik ist aktuell noch die Armee zuständig. Sie verteilt die Dosen über die Armeeapotheke an die Kantone. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff muss bei mindestens minus 70 Grad gelagert werden, das VBS hat extra Ultratiefkühlgeräte eingekauft. Die Kantone können ihn dann für maximal fünf Tage im Kühlschrank aufbewahren, bevor er zum Einsatz kommt.
Moderna
Der US-Konzern hatte im November seine zulassungsrelevante Studie publiziert. Er basiert ebenfalls auf dem mRNA-Ansatz und wird von der Regierung in Washington mit fast einer Milliarde Dollar unterstützt.
Moderna begann als erstes Unternehmen mit seinen klinischen Studien im März. Für die Phase-III-Tests wurden dann im Juli über 30'000 Teilnehmer rekrutiert. Ein Teil der Dosen wird von der Lonza im Wallis hergestellt.
Auch das Moderna-Vakzin muss gekühlt werden, allerdings soll dafür ein Kühlschrank ausreichen. Die Schweiz hat einen Vertrag für 7,5 Millionen Impfdosen abgeschlossen, sofern Swissmedic grünes Licht gibt.
Eine Entscheidung der Behörde wird spätestens Anfang 2021 erwartet. Bundesrat Alain Berset sagte am Montag in Basel vor den Medien, dass die nächste Zulassung wohl «sehr bald» da sei.
AstraZeneca
Der Kandidat des britischen Pharmakonzerns blieb in frühen Studien wirksamkeitstechnisch leicht hinter der Konkurrenz. Das Unternehmen ging daraufhin nochmals über die Bücher, was den Zulassungsprozess empfindlich verzögerte.
Anders als die Produkte von Moderna und Biontech/Pfizer ist das britische Vakzin ein klassischer Vektorimpfstoff. Er basiert auf Adenoviren von Affen und kann langfristig im Kühlschrank gelagert werden.
Die Schweiz hat einen Vertrag über die Lieferung von 5,3 Millionen Impfdosen abgeschlossen. Wann der Impfstoff zugelassen wird, sei aber noch nicht abzuschätzen.
Janssen-Cilag
Ebenfalls hängig bei Swissmedic ist ein Zulassungsgesuch von Janssen-Cilag. Der rekombinante Vektorimpfstoff basiert auf einem humanen Adenovirus. Anders als bei allen anderen Kandidaten soll bei diesem Mittel bereits eine einzige Dosis ausreichend Schutz bieten. Der Bund hat beim deutschen Tochterunternehmen des Healthcare-Giganten Johnson & Johnson noch nichts vorbestellt.
Welcher Impfstoff genau wohin geliefert wird, ist nicht klar. Kann man als «Normalbürger» den Impfstoff gegen das Coronavirus wählen?
Grundsätzlich würden die verfügbaren Impfstoffe aufgrund der logistischen Eigenschaften und Herausforderungen zugeteilt. Dies erklärt Christoph Berger, Präsident der Kommission für Impffragen gegenüber Nau.ch.
Zwei Dosen vom gleichen Impfstoff gegen Coronavirus
Wie und wo der Impfstoff von AstraZeneca in Zukunft eingesetzt werde, könne man zudem noch nicht. Dafür seien noch zu wenige Daten bekannt, sagt Christoph Berger.
Aussuchen, welches Produkt einem gespritzt wird, kann man also nicht. Wichtig sei aber, dass wer gegen das Coronavirus geimpft wird, zwei Dosen vom gleichen Impfstoff bekommt, so Berger.