Coronavirus: So ticken die Schweizer Impfgegner
Immer mehr Menschen wollen sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Doch ein harter Kern hält sich: Für über einen Viertel kommt eine Impfung nicht infrage.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Umfrage zeigt, dass sich immer mehr Menschen gegen Corona impfen lassen wollen.
- Doch noch immer sind knapp 28 Prozent gegen eine Immunisierung.
- Ein Experte ist überzeugt: Eine Ursache dafür sind Fake News.
Inzwischen wollen sich mehr als 55 Prozent der Menschen in der Schweiz gegen das Coronavirus impfen lassen. Das geht aus einer neuen Umfrage der Universität Zürich hervor. Doch längst nicht alle vertrauen der Impfung: Knapp 28 Prozent wollen darauf verzichten. Was steckt dahinter?
Eigentlich wächst das Vertrauen in die Corona-Impfstoffe – noch vor einem Monat wollten sich deutlich weniger Leute immunisieren lassen. Mitte Dezember waren es noch 41,3 Prozent. Klar dagegen waren damals 39,2 Prozent.
EKIF-Berger: «Gibt wenige kategorische Impfgegner»
Ein Grund für die zunehmende Bereitschaft sind die jetzt vorhandenen Informationen zur Impfung. Das sagt Christoph Berger von der Eidgenössischen Impfkommission EKIF zu Nau.ch. «Die durch Covid-19 besonders gefährdeten Personen wollen sich vor dieser für sie gefährlichen Krankheit schützen.»
Es sei wichtig, dass jede Person selber darüber entscheiden könne, ob sie sich impfen lasse oder nicht. Aber: «Aus meiner Sicht gibt es wenige kategorische Impfgegner. Gewisse Personen sind noch unsicher», glaubt Berger.
Hier sei eine offene und transparente Information über die Impfung wichtig. «So haben die Menschen eine gute Grundlage, um sich entscheiden zu können. Die Impfung gegen das Coronavirus ist freiwillig.»
Befeuern Verschwörungsmemes Impf-Misstrauen?
Etwas anders als Berger sieht das das Sozialwissenschaftler Marko Kovic. Er ist überzeugt: «Es gibt sicher einen härteren Kern der Impfgegnerinnen und -gegner, die grundsätzlich fast militant gegen Impfungen sind.»
Das dürften auch die Leute sein, die Verschwörungsmemes, Fake News und blanke Lügen über die Corona-Impfungen verbreiten, vermutet er. «Das erreicht nach wie vor viele Leute, nicht zuletzt auf Social Media.»
Zudem gebe es Figuren wie Sucharit Bhakdi oder Wolfgang Wodarg, die aktiv Lügen über die Impfungen gegen das Coronavirus verbreiten. Einige Behauptungen der beiden seien etwa, dass die Impfung das menschliche Erbgut verändere und Frauen unfruchtbar machten. «Damit verunsichern sie viele Menschen.»
Bhakdi ist ein deutscher Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie im Ruhestand, Wodarg ein SPD-Politiker und Mediziner. Sie beide haben im Laufe der Pandemie mit wilden Theorien für Schlagzeilen gesorgt.
Auch Grüne und SVP bei Impfung gegen Coronavirus skeptisch
Laut einer Tamedia-Umfrage von Ende November unterscheidet sich die Impfbereitschaft der Menschen auch nach Parteipräferenz. Diese zeigt: Nicht nur Corona-Skeptiker und Verschwörer vertrauen der Impfung nicht. Auch an den Polen des Polit-Spektrums ist man skeptisch.
Demnach sind SVP- und Grünen-Anhänger der Impfung gegenüber am misstrauischsten eingestellt. In der FDP und GLP würden sich am meisten Leute impfen lassen, gefolgt von der SP und der CVP.
Angesichts der aktuellen Studie der Universität Zürich dürften sich aber auch hier die Werte inzwischen zugunsten der Impfung verändert haben. Seit der Parteizugehörigkeits-Studie sind immerhin gut zwei Monate vergangen.