Coronavirus: So tief ist der Graben zur Romandie

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

Der Massnahmen-Hammer des Bundesrats ist ein harter Schlag für Westschweizer Kantone. Seit vier Wochen sind die Fallzahlen mit dem Coronavirus dort am Sinken.

Coronavirus Alain Berset Romandie
Bundesrat Alain Berset spricht während einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Dienstag, 8. Dezember 2020, in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat hat schweizweite Corona-Verschärfungen für Ende Woche angekündigt.
  • Das ist gerade für Westschweizer Kantone bitter, die ab morgen wieder lockern wollen.
  • Lange lag der Corona-Hotspot in der Romandie, doch seit Wochen sinken dort die Fallzahlen.

Der Bundesrat will beim Kampf gegen das Coronavirus das Zepter wieder stärker an sich reissen. Gestern Dienstag verkündeten Alain Berset und Simonetta Sommaruga schärfere Massnahmen für die ganze Schweiz.

Heisst: Ab dem 12. Dezember sollen alle Restaurants, Bars, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen bereits um sieben Uhr abends schliessen. An Sonntagen soll gar nicht erst geöffnet werden. Zudem dürfen sich demnach im privaten Rahmen nur noch fünf Personen treffen, die aus maximal zwei Haushalten stammen.

Coronavirus Bundesrat Sommaruga
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga spricht während einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Dienstag, 8. Dezember 2020, in Bern. - keystone

Diese Massnahmen sollen bis am 20. Januar in Kraft bleiben. Die Kantone dürfen zu den Vorschlägen zwar noch Stellung nehmen. Doch Bundespräsidentin Sommaruga machte deutlich, dass man die Massnahmen durchziehen will.

Westschweiz war von Mitte Juli bis Ende November Schweizer Hotspot

Das macht vor allem die Romands stutzig. Die Westschweizer Kantone hatten sich darauf geeinigt, am morgigen Donnerstag die Restaurants nach fünf Wochen Schliessung wieder zu öffnen. Nun folgen bereits diesen Samstag wieder neue Restriktionen.

Tatsächlich war die Westschweiz lange das Schweizer Sorgenkind bezüglich der Infektionszahlen mit dem Coronavirus. Anfang Juli lag die 7-Tage-Inzidenz in der Romandie auf etwa der gleichen Stufe mit jener der Deutschschweiz.

Ab der Woche vom 20. bis 26. Juli wies die Romandie jeweils mehr Corona-Infektionen pro 100'000 Einwohner auf als die Deutschschweiz. Das hat sich erstmals wieder letzte Woche geändert: Die Deutschschweiz weist nun eine höhere 7-Tage-Inzidenz auf als die französischsprachigen Kantone (inklusive Wallis und Freiburg).

Coronavirus: Fallzahlen in Westschweizer Kantonen sinken seit Wochen

Die Kantone Genf, Waadt, Neuenburg, Jura, Freiburg und Wallis hatten Ende Oktober und Anfang November ihre negativen Höhepunkte erreicht. Damals registrierten diese Kantone innert 14 Tagen jeweils über 2000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100'000 Einwohner.

Coronavirus Schweiz
Die Zahlen der wöchentlichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreichten in den Westschweizer Kantonen Ende Oktober und Anfang November ihre Höhepunkte. - Nau.ch/BAG

Doch seit dem 10. November – also seit vier Wochen – sind die Infektionszahlen in den Westschweizer Kantonen im Sinkflug. Im Wallis und im Kanton Genf sogar seit fünf Wochen. Der Kanton Jura verzeichnete vergangene Woche sogar die geringste 7-Tage-Inzidenz aller Kantone.

Die Kantone Wallis, Genf und Freiburg befinden sich diesbezüglich zudem im untersten Drittel der Schweiz. Und auch Neuenburg und Waadt befinden sich hier im Mittelfeld. Sie alle liegen bei der 7-Tage-Inzidenz unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt (über 300).

Coronavirus Schweiz
Die Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz in den Kantonen in den letzten drei Wochen: Angegeben ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in sieben Tagen. - Nau.ch/BAG

In den letzten drei Wochen sank die 7-Tage-Inzidenz der welschen Kantone um fast die Hälfte. Dennoch erklärte Berset am Dienstag, dass die Zahlen auch in der Romandie nicht schnell genug sinken. Über regionale Lockerungen könne man zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren, so der Bundesrat.

Umso wenig erstaunt es, schaffte es der «Coronagraben» zu den Westschweizer Wörtern des Jahres.

Kommentare

Weiterlesen

Coronavirus
477 Interaktionen
481 Interaktionen

Mehr Coronavirus

Grippestamm
30 Interaktionen
Passagieraufkommen
1 Interaktionen
long covid
3 Interaktionen